Die Stadt Göppingen und die MAG sind sich handelseinig. Die städtische Business Park Gesellschaft kauft das Boehringer Areal an der Stuttgarter Straße für rund acht Millionen Euro. In dem Kulturdenkmal soll wieder produzierendes Gewerbe angesiedelt werden.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Das Boehringer-Areal hat einen neuen Eigentümer. Die 48 000 Quadratmeter große Industriebrache am westlichen Stadteingang geht in den Besitz der Business-Park Gesellschaft (BPG) über. Das Unternehmen, das zu 90 Prozent der Stadt Göppingen gehört, soll die Hallen des einstigen Drehmaschinenherstellers entwickeln und vermarkten. „Wir wollen verhindern, dass sich dort Logistik und Schrauber einmieten“, sagte der Oberbürgermeister Guido Till (CDU). Auch die Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe wie auf dem Weber-Areal solle sich nicht wiederholen. Das Ziel sei eine qualitätsvolle Entwicklung. Dafür werde man sich Zeit geben. Till nannte einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Bei der Entwicklung des Stauferparks habe die Stadt wichtige Erfahrungen gesammelt.

 

Die Stadt hilft ihrer Tochter mit einem Darlehen

Für den Kauf, der am Donnerstag notariell beglaubigt wurde, stellt die Stadt der BPG zwei Millionen Euro als Darlehen zur Verfügung. Der Hintergrund für dieses Vorgehen: die Stadt erhält am Kapitalmarkt günstigere Konditionen als eine GmbH, selbst wenn diese sich wie im Fall der BPG im Besitz der Stadt und der L-Bank befindet. Insgesamt soll der Kaufpreis nach Informationen unserer Zeitung bei acht bis neun Millionen Euro liegen.

Der bisherige Eigentümer, die MAG, hat seine Entwicklungsabteilung und die Produktion vor zwei Jahren vollständig nach Eislingen verlegt. Zurzeit wird ein Viertel des Geländes für Reparaturen und als Lager genutzt. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 100. Noch vor zehn Jahren waren es 700. Mittelfristig will sich das Unternehmen, das inzwischen zur Fair Friend Group gehört, ganz aus Göppingen verabschieden. Ob dies schon zum Jahresende geschehe, sei offen, sagte der MAG-Hausjurist Ralf Hermann, der mit der Stadt den Kaufvertrag ausgehandelt hatte.

„Boehringer liegt uns am Herzen“

Zur Besiegelung des Kaufvertrags war eigens der FFG-Europa-Chef Luigi Maniglio nach Göppingen gekommen. Das Boehringer-Erbe liege seinem Unternehmen am Herzen. „Wir sind froh, einen Käufer gefunden zu haben, der es in Ehren hält“, sagte Maniglio. Dass dies kein Lippenbekenntnis ist, zeigt sich daran, dass der Konzern seine Drehmaschinen inzwischen wieder unter dem Markennamen Boehringer vertreibt. Sollte die Stadt das Areal, dessen Klinkerfassade unter Denkmalschutz steht, unter dem Namen Boehringer vermarkten wollen, „würde uns das sehr freuen“, sagte Hermann.

Die Stadt will. Boehringer sei ein Teil der Stadtgeschichte. „Viele Jubilare, die ich besuche, erzählen mir, dass sie dort in die Lehre gegangen sind“, sagte der OB. Der Baubürgermeister Helmut Renftle wies darauf hin, dass die Hallen zusammen mit der ebenfalls an der Stuttgarter Straße angesiedelten Firma Märklin einen „einzigartigen Stadteingang“ bildeten.