Von November an sollen im Waldheim an der Bauernwaldstraße in Stuttgart-Botnang 54 Flüchtlinge wohnen. Bei einem Infoabend wurden viele Fragen gestellt.

Botnang - Prall gefüllt war das Waldheim der evangelischen Kirchengemeinde n der Bauernwaldstraße am Mittwoch. Die Infoveranstaltung zum Thema „Flüchtlinge als Nachbarn“ sorgte für reges Interesse bei den Anwohnern. Ab Mitte November sollen in das Waldheim 54 Flüchtlinge einziehen. Die evangelische Johannesgemeinde Botnang hatte sich dazu bereit erklärt, das Waldheim interimsweise an die Stadt Stuttgart zu vermieten. Zunächst einmal bis zum 31. Mai 2016. Zugegen bei der Veranstaltung waren Pfarrer Heinrich Schmid, Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle, Sarah Weise und Justine Maurer vom Sozialamt, Stephanie Kemper vom Liegenschaftsamt und Jörg Schulze-Gronemeyer von der evangelischen Kirchengemeinde Stuttgart. Vor allem ging es darum, die Fragen der Bürger zu beantworten und Informationen zu liefern. Den Abend moderierte Pfarrerin Simone Straub.

 

Anwohner befürchten Lärmbelästigungen

„Es soll kein Diskussionsabend über die allgemeine Flüchtlingspolitik sein“, warnte Pfarrer Heinrich Schmid in seiner Eröffnungsrede. Die Flüchtlinge, die jetzt da seien, bräuchten eben Nahrung und Unterkunft, stellte der Geistliche pragmatisch fest. „Für Christen ist es selbstverständlich, hier zu helfen. Wenn es darum geht, christliche Werte zu bewahren, gehört die Nächstenliebe auch dazu“, sagte Schmid. Dem bisherigen Pächter, Mohep Salh, sei nicht gekündigt worden, betonte Schmid. „Sein Vertrag läuft am 31. Oktober regulär aus. Dieser wird dann nicht verlängert.“ Dennoch soll Salh auch in die Flüchtlingsarbeit eingebunden werden. Er spricht arabisch und wird die Flüchtlinge bekochen. Im Publikum wurde die Befürchtung geäußert, dass Salh als Betreuer nicht ausreichend qualifiziert sei. „Deshalb ist das auch eine reine Catering-Aufgabe“, konterte Schmid.

Die Sorge der Anwohner ist groß. Manche befürchten eine Lärmbelästigung durch die Flüchtlinge. Denn: „Wenn das Waldheim stattfindet, ist es ja auch nicht gerade leise“, lautete eine weitere Aussage. Auch sei das Waldheim nicht geeignet, um Menschen überwintern zu lassen. „Es gibt einfach keine Alternativen mehr“, antwortete der Pfarrer.

Kritik an der Information der Anwohner

Eine soziale Betreuung der Unterkunft wird voraussichtlich nur unter der Woche vor Ort sein. Auch dies wird von den Anwohnern kritisch betrachtet. „An wen können wir uns wenden, wenn wir Probleme haben?“, lautete eine Frage. „Wir wissen noch nicht, wer der Sozialarbeiter sein wird“, räumte Sarah Weise vom Sozialamt ein. „Sie werden aber Kontaktdaten bekommen, sobald es bekannt ist.“ Kritik hagelte es an der kurzfristigen Information durch die Kirchengemeinde. „Glauben sie bitte nicht, wir hätten schon lange einen Plan und informieren sie erst so spät. Bis vor einer Woche wusste ich selbst nicht, was mit dem Waldheim passieren soll“, sagte Schmid. „Sollte die Stadt bis Dezember weiteren Bedarf am Gebäude anmelden, sind wir bereit, dazu den Vertrag um bis zu fünf Jahre zu verlängern“, räumte der Pfarrer ein.

Eine weitere Befürchtung der Anwohner ist die Zahl der Flüchtlinge. Wie viele werden noch kommen? Steigt dann nicht auch die Kriminalitätsrate? Der Leiter des Polizeipostens Botnang, Hubert Polzer, konnte das zweite Anliegen zerstreuen: „Wir haben bisher in Stuttgart keinen Anstieg der Kriminalitätsrate bei steigenden Flüchtlingszahlen feststellen können“. Dennoch sollen sich die Bürger nicht scheuen, den Notruf zu wählen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt. „Das gilt aber immer, nicht nur bei Flüchtlingen“, so Polzer. Neben einige Aussagen unter Stammtischniveau gab es auch positive Resonanz. „Ich finde es sehr gut, dass sich die Kirchengemeinde hier einbringt. Es gibt in meinen Augen keinen Grund, sich hier Sorgen zu machen. Lieber sollten wir sehen, wie wir uns engagieren“, kam eine Stimme aus dem Plenum.