Erstmals veranstaltet das Robert-Bosch-Krankenhaus einen Infoabend ausschließlich für werdende Väter. Diese haben nämlich oftmals ganz andere Fragen an die Ärzte und Hebammen als ihre Frauen.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Burgholzhof - Die Geburt eines Kindes ist für werdende Eltern ein aufregendes Ereignis. Die meisten Mütter und Väter blicken der Ankunft ihres Sprösslings mit viel Freude, aber auch mit einer gehörigen Portion an Unsicherheit und Respekt entgegen. Viele Fragen ranken sich um die Stunden, in denen ihr Nachwuchs das Licht der Welt erblicken wird. Schon lange ist es üblich, dass Kliniken in regelmäßigen Abständen Infoabende für künftige Eltern anbieten. Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) veranstaltet kommende Woche erstmals einen Informationsabend, der sich ausschließlich an die Papas in spe richtet.

 

Vieles spricht für einen separaten Männer-Termin

„Oftmals haben werdende Väter ganz andere Fragen an die Ärzte und Hebammen als die Schwangeren“, weiß der Chefarzt Professor Georg Sauer aus seiner Erfahrung. „In vielen Fällen scheuen sie sich, diese Fragen im Beisein ihrer Partnerin zu stellen.“ Unter Ihresgleichen sollen die Männer alle Themen, die sie in Bezug auf die Geburt interessieren, ansprechen können. Anschließend werden sie bei einem Rundgang durch den Kreißsaal auch räumlich darauf vorbereitet, wie die Ankunft ihres Nachwuchses ablaufen wird. Dabei können praktische Dinge geklärt werden wie die Frage, wo sich die werdenden Väter während der Geburt hinstellen sollen.

Für einen separaten Männer-Termin spricht für Georg Sauer auch, dass Schwangere sich vorab in der Regel besser über die Geburt informierten als ihre Partner. Bei Infoabenden würden Frauen auch ihre Ängste ansprechen, während Männer eher rationale Dinge wissen wollten – zum Beispiel, wie hoch die Kaiserschnittrate ist oder wie viele Ärzte nachts Dienst haben. „Bei solchen Fragen verrät man nichts von sich“, sagt Sauer. Er beobachte, dass unvorbereitete Männer während der Geburt schnell hilflos würden, da sie selbst die Kontrolle verlieren und nicht helfen können. „Sie werden teilweise ungeduldig, und das überträgt sich dann auf die Frau. Manchmal haben dann die Gebärenden das Gefühl, sie müssten sich um ihre Männer kümmern.“

Die Geburt soll nicht mystifiziert werden

Dem Chefarzt der Geburtshilfe im RBK, wo vergangenes Jahr 1850 Babys zur Welt kamen, ist wichtig, dass Paare eine Geburt nicht mystifizieren. „Viele glauben, die Geburt müsste ein orgiastisches Erlebnis sein, so gut geplant wie die Hochzeit. Sie ist überladen an Erwartungen.“ Dabei könne es ein schockierendes, nicht unbedingt ästhetisches Erlebnis sein, wenn ein kleiner Erdenbürger zur Welt komme. Sauer schätzt, dass für etwa 20 Prozent der Väter „die Geburt nichts ist“. Gesellschaftlich werde inzwischen jedoch vorausgesetzt, dass Männer dabei sind, wenn ihre Frauen niederkommen. Der Gynäkologe ermutigt angehende Papas dazu, offen zuzugeben, was sie glauben, zu ertragen. „Das erfordert Ehrlichkeit innerhalb des Paares. Sie sollten gemeinsam besprechen, was für beide das Richtige ist.“ Ein Mann könne ja auch in den Stunden, bevor es ernst wird, an der Seite der Frau bleiben, und erst dann, wenn das Kind tatsächlich zur Welt kommt, vor dem Kreißsaal warten. „Beim Infoabend will ich Männer darauf vorbereiten, dass sie sich trauen, das anzusprechen“, sagt Sauer.