Damit Studierende aus dem Ausland nicht erst ein oder zwei Jahre in Deutschkursen verbringen müssen, testet das KIT in Karlsruhe einen Übersetzungscomputer für Vorlesungen. Doch der hat noch Schwierigkeiten, die deutschen Professoren zu verstehen.

Karlsruhe - „That a study of the so that it can handle“, heißt es da in kryptischem Englisch, und: „And down Belov, the the software, where you ask, then really.“ Nein, das ist kein neuer Geheimcode und auch kein Kaspar Hauser, der erst mühsam sprechen lernen muss. Es ist das neue Übersetzungsprogramm des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Viele Jahre wurde am Institut für Anthropomatik an der Kommunikation geforscht, immer an der Schnittstelle zwischen Menschen und zwischen Mensch und Maschine. Jetzt wird ihr neuestes Gerät gerade getestet, ein „lecture translator“, ein Simultanübersetzer für Vorlesungen.

 

Der größte Anreiz für das KIT ist dabei, mehr ausländische Studenten anzuziehen, vor allem mehr gute und begabte. Denn die meisten gehen doch eher ins englischsprachige Ausland, nach Amerika zum Beispiel. Und die Wissenschaftssprache ist leider Englisch, wie Horst Hippler, der Präsident des KIT, feststellt: „Das ist so, und das wird sich auch nicht mehr ändern.“ Bislang können die meisten ausländischen Studenten in Karlsruhe den deutschsprachigen Vorlesungen vor allem anfangs noch nicht so gut folgen, wie sie müssten, und belegen daher Sprachkurse (am KIT oder in einer Sprachschule), was sie dann ein bis zwei Jahre Studienzeit kostet. Und auf Englisch kann man die Vorlesungen ja auch nicht halten, denn so gut sprechen auch die deutschen Studenten diese Sprache nicht.

Schon Mark Twain fand die deutsche Sprache schwierig

Der am Montag vorgestellte Übersetzer ist deswegen für das KIT ein wichtiger Schritt. Selbst wenn sowohl Hippler als auch Axel Waibel, der Leiter des Instituts für Anthropomatik, mehrfach zugaben, dass er noch nicht perfekt ist. Angestrebt wird aber schon jetzt, ihn für weitere Sprachen – nämlich für Spanisch, Mandarin, Französisch und Russisch – aufzurüsten.

Das Problem ist dabei nicht so sehr, dass die Studenten die technischen Hilfsmittel haben müssen, um den Simultandolmetscher betreiben zu können – Laptop, Browser, iPad oder Smartphone hat inzwischen wohl jeder Student, sagt Waibel, sondern dass das Übersetzungssystem wirklich noch nicht ausgereift ist. Zunächst wird die Vorlesung vom Computer simultan und Wort für Wort in Deutsch transkribiert, dann wird es ziemlich schnell ins Englische übertragen. Aber da die deutsche Sprache anerkanntermaßen eine der schwierigsten der Welt ist, die noch dazu das Verb ganz an den Schluss stellt (so dass sich schon Mark Twain über die „awful German language“ und speziell Immanuel Kant mit seinen langen Sätzen lustig machte), da es viele Komposita gibt, viele Wörter akustisch und semantisch verwechselbar (Rat und Rad, Steuer und Steuer, Bank und Bank) sind, hat eine Maschine größere Schwierigkeiten als ein Mensch, deutsche Sätze in richtige englische zu übertragen: Sie erkennt einfach keinen Sinn.

Werden Studierende künftig nur noch auf ihr Notebook starren?

Außerdem ist das alte Problem nicht gelöst, das jede Spracherkennungssoftware plagt: Sie übersetzt oft exakt Wort für Wort, erkennt dafür manches akustisch nicht, nimmt Geräusche, Huster, Nuscheln, Singen als Sprache wahr und löst sie zu Unsinn auf und kommt auch mit den verschiedenen Intonationen nicht klar, so dass Sätze, wenn der Sprecher mit dem Ton runtergeht, durch einen Punkt auseinandergerissen werden. Das alles noch übersetzt, gibt manchmal den hanebüchensten Unsinn.

Nicht ganz klar ist auch, was sozial und lernpädagogisch passiert, wenn die Studenten künftig während der Vorlesung auf den Bildschirm oder das Telefon starren, um mit einer leichten Verzögerung die Schrift mit falscher Grammatik entziffern und diese neu und sinnvoll zusammensetzen müssen, statt dem Dozenten frei und in Echtzeit folgen zu können. Von einer Lösung scheint der Übersetzer, der in diesem Semester in vier Maschinenbau- und Informatikvorlesungen bereits probeweise eingesetzt wird, noch weit entfernt zu sein.