Der Göppinger Landschaftserhaltungsverband zeigt seinen Mitgliedern auf einer Wanderung rund um gruibingen die vielfältigen Möglichkeiten zur Pflege von Wachholderheiden, Blumenwiesen und Feldhecken.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Gruibingen - Ein kurzes Hupen, dann röhrt der Motor und die Maschine setzt sich in Bewegung. Meter für Meter fallen am steilen Hang unterhalb des Mähdlesbergs bei Gruibingen das hochstehende Gras und die jungen Eschen, die der Wachholderheide zusetzen. Uwe Kaißer lenkt die Mähraupe mit einer Fernsteuerung aus sicherer Distanz. An diesem Donnerstag „arbeitet“ der Forstwirtschaftsmeister aus Scharenstetten im Alb-Donau-Kreis mit seinem 35 PS starken Gerät nur zu Demonstrationszwecken.

 

Der Göppinger Landschaftserhaltungsverband (LEV) hat seine Mitglieder eingeladen, um diesen auf einer Wanderung einen ganz wesentlichen inhaltlichen Schwerpunkt seines Tuns näher zu bringen. Neben den Streuobstwiesen im Albvorland und den naturnahen Bachläufen im Schurwald prägen eben auch Blumenwiesen, Heckenlandschaften und Wacholderheiden die Kulturlandschaft im Stauferkreis. Vor allem die Pflege letzterer ist extrem aufwendig. Für gewöhnlich übernehmen Schafe und Ziegen diesen Job. Die tierischen Mähdrescher sind zwar keine Kostverächter, fressen aber natürlich in erster Linie das, was ihnen schmeckt. Eine Nachpflege der Weiden ist daher in aller Regel erforderlich. Oft übernehmen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer diese Aufgabe. Mit Freischneidern im abfallenden Gelände zu arbeiten, ist jedoch anstrengend und obendrein nicht ganz ungefährlich.

Der Einsatz einer ferngesteuerten Mähraupe kann deshalb an vielen Stellen sinnvoll sein – gerade an steilen Hängen. Denn auch wenn es danach aussieht, als würde der Roboter umkippen, hält er das Gleichgewicht und zwar bis zu einer Neigung von 50 Grad – Grad wohlgemerkt, nicht Prozent. „An einem solchen Berg hat man in normalen Schuhen echte Probleme, überhaupt noch zu stehen“, verdeutlicht Kaißer die Dimension, um die es geht.

Lang: Derartige Pflegemaßnahmen sind eben immer auch ein Kompromiss

Dass eine derartige Mähraupe nicht nur Vorteile bietet, steht indes außer Frage. Zum einen kostet die Maschine in der Anschaffung um die 50 000 Euro, was weder für den LEV Göppingen noch für eine Kommune zu stemmen ist. Zum anderen, macht das Gerät, wo immer es fährt, tabula rasa. „Da kann dann schon mal etwas unter den Balken kommen, was eigentlich besser stehen bleiben sollte“, räumt der LEV-Geschäftsführer Ulrich Lang ein. Derartige Pflegemaßnahmen seien eben immer auch ein Kompromiss, fügt er hinzu.

Bedenken der Mitwanderer, dass die ferngesteuerte Raupe darüber hinaus den Boden beschädigt, können Kaißer und Lang indes zerstreuen. „Auf trockenem Untergrund passiert da gar nichts“, erklärt Kaißer, der in seinem Metier auf eine zwölfjährige Erfahrung zurückblickt. „Man macht das natürlich nur dort, wo ein starker Holzaufwuchs stattfindet und sich der Untergrund eignet“, ergänzt Lang.

Einig sind sich alle LEV-Mitglieder, dass eine Beweidung durch Schafe und Ziegen „viel romantischer“ ist. Diejenigen, die schon einmal mit dem Freischneider am Hang gestanden haben, können der Mähraupe aber durchaus etwas abgewinnen.

Landschaftserhaltungsverbände gibt es in der gesamten Region Stuttgart

Landschaftserhaltungs- oder auch Landschaftspflegeverbände gibt es mittlerweile in 13 deutschen Bundesländern. Als gemeinnützige Vereine haben sie keine behördlichen Befugnisse. Sie agieren vielmehr als Zweckverbände, in denen Vertreter von Kommunen, Behörden und Verbänden sowie Privatpersonen zusammengefunden haben. Ihr Ziel ist es, ein flächendeckendes Netz natürlicher und naturnaher Lebensräume aufzubauen, um Kulturlandschaften zu erhalten. Zudem wollen sie Impulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung und umweltverträgliche Landnutzung geben sowie den Landwirten ein verlässliches Zusatzeinkommen im Naturschutz verschaffen und bei der Vermarktung regionaler Produkte helfen.

Im Landkreis Göppingen ist im November 2013 ein Landschaftserhaltungsverband (LEV) gegründet worden.Seine Mitglieder kommen aus den Kommunen und aus dem Naturschutz, aber auch aus der Land- und Fortwirtschaft. Die LEV-Geschäftsstelle ist im Landratsamt angesiedelt. Geschäftsführer ist Ulrich Lang (Telefon 0 71 61/2 02 97 31).

Region Stuttgart
Auch in den anderen Landkreisen der Region Stuttgart sind Landschaftserhaltungsverbände eingerichtet worden. Den Anfang hat Ende 2012 der Rems-Murr-Kreis gemacht. 2013 folgten Böblingen und Göppingen. In Ludwigsburg arbeitet ein LEV seit Dezember 2015. In Esslingen wurde die Gründung in diesem Frühjahr beschlossen.