Der angeschlagene Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger hat einen Käufer für einen Großteil seines Ingenieurbau-Geschäfts gefunden.

Mannheim - Der angeschlagene Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger kommt mit seiner Neuausrichtung voran. Kurz vor Jahresschluss hat das Unternehmen einen Käufer für einen Großteil seines Ingenieurbaugeschäfts gefunden. Das Schweizer Bau- und Baudienstleistungsunternehmen Implenia soll die Sparte Construction übernehmen, wie Bilfinger am Montag in Mannheim mitteilte. Sie beschäftigt rund 1900 Mitarbeiter, davon sind etwa zwei Drittel in Deutschland, der Rest im europäischen Ausland tätig.

 

Bilfinger will sich künftig auf Ingenieurs- und Serviceleistungen für Industrieanlagen, Kraftwerke und Immobilien konzentrieren und hatte seine Ingenieurbausparte im Mai zum Verkauf gestellt. Unterdessen spricht das Unternehmen nach eigenen Angaben mit anderen Interessenten über sein Baugeschäft in Polen.

Die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen. Bilfinger rechnet spätestens Ende März mit einem Abschluss - und einem kleinen Buchgewinn. An der Börse sorgte das für Auftrieb. Kurz nach Handelsstart legte die zuletzt arg gebeutelte Bilfinger-Aktie um rund zwei Prozent zu. Im auslaufenden Jahr mit vier Gewinnwarnungen und dem Abgang des langjährigen Vorstandschefs Roland Koch hat das Papier bis dato mehr als 40 Prozent an Wert verloren und ist damit der größte Verlierer im MDax.

Nach Abzug der Kosten für den Spartenverkauf an die Schweizer rechnet Bilfinger mit einem Verkaufserlös von rund 230 Millionen Euro. Übrig bleiben soll als Veräußerungsgewinn letztlich ein niedriger zweistelliger Millionen-Betrag.

„Der Abschied vom langjährigen Traditionsgeschäft ist uns nicht leichtgefallen“, sagte der frühere und heutige Bilfinger-Chef Herbert Bodner, der die Konzernführung nach der Trennung von Koch übergangsweise wieder übernommen hat. Unter dem Dach von Implenia habe die Bau-Sparte jedoch sehr gute Perspektiven.

Die Dauerflaute im europäischen Kraftwerks- und Industriegeschäft im Zuge der Energiewende in Deutschland und des Billiggas-Booms in den USA hinterlässt bei dem Konzern mit zuletzt mehr als 71 000 Mitarbeitern tiefe Spuren. Im laufenden Jahr steuert Bilfinger wegen hoher Abschreibungen auf einen Verlust zu. In der Zeit von Juni bis November hatte das Unternehmen seine Jahresprognose viermal zusammengestrichen. Bereits nach der zweiten Kappung hatte der ehemalige hessische Ministerpräsident Koch im August seinen Posten als Konzernchef aufgegeben.