Im Interview spricht Lück über Quoten, Stuttgart und die Nachfolgersuche für „Wetten, dass…?“

Stuttgart - Mit seiner neuen Radioshow, die seit dem 21. Januar bei vier Sendern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu hören ist, betritt Ingolf Lück Neuland. Nach 30 Jahren Theaterbühne und Fernsehen verlässt sich der 53-Jährige in der „Ingolf Lück Show“ nun ganz auf seine Stimme. Produziert wird die samstägliche Sendung beim Radiosender Antenne 1 in Stuttgart. Im Interview spricht Lück über Quoten, Stuttgart und die Nachfolgersuche für „Wetten, dass…?“ – just als auch Jörg Pilawa dem ZDF eine Absage erteilt.

 

Herr Lück, hört man Ihren Namen, denkt man automatisch an „Danke Anke“ oder „Zurück zu Lück“. Stört es Sie, der ewige „Wochenshow“-Anchorman zu sein?

Wenn man mit der über sieben Jahre lang erfolgreichsten Comedyshow Europas in Verbindung gebracht wird, dann ist das ein Zeichen, dass wir doch ein bisschen was hinterlassen haben. Aber Lück ist ja viel mehr: Wenn man wohlmeinend ist, sagt man, der Lück ist vielseitig. Wenn man ihm Böses will, dann sagt man, der kann eigentlich nichts und das noch nicht mal richtig. Ich spiele Theater, mache Fernsehen, inszeniere und schreibe. Was ich erlebe, bringe ich auf eine Bühne oder jetzt eben ins Radio. Wochenshow ist lange her – jetzt wollen wir die erfolgreichste Radioshow Europas machen. (lacht) Vielleicht reichen uns aber auch Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

Die Reaktionen auf die Neuauflauflage der Wochenshow im vergangenen Jahr waren verhalten…

Bei den Quoten haben wir mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen und einem Euro-Qualifikationsspiel konkurriert. Trotzdem waren wir mit zehn Prozent im Senderschnitt, aber Sat.1 konnte sich – auch aufgrund der teuren Produktion – nicht entscheiden, es durchzuziehen. Die Neuauflage war eine gute Sache, mit tollen jungen Comedians wie Carolin Kebekus, Axel Stein oder Dave Davis. Ich war der Einzige aus der Urbesetzung. Offensichtlich wollten die Zuschauer aber lieber das alte Team zurück.

Früher war alles besser?

Der Mensch neigt in der Retrospektive zur Verklärung. Acht Folgen sind natürlich kein Vergleich zu 250 Folgen Ur-Wochenshow – ehe wir damals überhaupt wahrgenommen wurden, waren 50 Folgen vorbei. Vielleicht ist heute nicht die Zeit für komödiantische Wochenrückblicke…

Einspruch: Die „heute-show“…

Wenn wir die Quoten der „heute-show“ hätten, hätten wir nur eine halbe Sendung machen dürfen. Nichtsdestotrotz ist die „heute-show“ eine tolle Sendung – bei Sat.1 hätte sie aber keine Chance gehabt. Das ZDF hält es durch und bringt gute Satire auf den Bildschirm, übrigens auch mit „Neues aus der Anstalt“.

Wie kam es dazu, dass Sie mit 53 Jahren aufs Radio umsatteln?

Ich würde nicht sagen, dass ich umgesattelt habe – ich habe einfach ein zweites Pferd dazugenommen. Wir, die wir die Lebensmitte überschritten haben, müssen auch im hohen Alter von 53 noch in der Lage sein, neue Ideen zu entwickeln. Wir können heute alle 100 werden. Mit 50 bist du heute gerade einmal aus der Pubertät raus und der Clearasilflasche entwöhnt. Ich hab nie Radio gemacht, weil ich finde, dass nicht jeder alles machen muss und nicht jeder alles kann. Wir haben hier in Stuttgart zwei Tage ausprobiert, ob das überhaupt funktioniert. Dann habe ich die mir das angehört und entschieden, dass da was Schönes bei rauskommen könnte.

Zwei Sendungen sind schon gelaufen – ziehen Sie doch mal eine Zwischenbilanz.

Ich gehe einfach davon aus, was ich selber gerne hören möchte: Eine monothematische Sendung mit einem Moderator, der mich am Samstag begleitet. Im Radio kommt man den Leuten viel direkter ins Haus. Im Radio kann man nicht ablenken, es gibt keine großen Bühnenbilder – nur die Stimme. Ich finde es toll, dass ich genug Zeit habe, in einer Sendung sechs bis sieben Interviews zu machen. Wir wollen unterhalten und informieren, den Hörern einen Mehrwert bieten.

Wie sieht das konkret aus?

Ich spreche zum Beispiel demnächst mit Jürgen Drews oder Eckart von Hirschhausen über ihre Haustiere, aber genauso mit der Leiterin einer Hundestaffel – die ganze Bandbreite dessen, wie man sich Themen nähern kann.

Ihre Show in vier Sendeanstalten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz ausgestrahlt, aber in Stuttgart produziert. Was verbinden Sie mit der Schwabenmetropole?

Staus, wenn ich reinfahre. Staus, wenn ich rausfahre. Staus, wenn ich drumherum fahre. Ein tolles Theater – und damit meine ich nicht nur das Staatsschauspiel, sondern auch freie Bühnen wie das Theaterhaus. Jeder kommt gern hierher, jeder spielt hier gerne. Dann natürlich Antenne 1, selbstgeschabte Spätzle und Kehrwoche.

Unterscheidet sich das schwäbische Publikum von dem im restlichen Deutschland?

Ich bin mit meinem Bühnenprogramm „Lück im Glück“ überall unterwegs. Das Publikum im Süden hört sehr genau zu. In Köln zum Beispiel rast das Publikum schon, bevor ich überhaupt rausgehe. Da habe ich Sorge, ob die sich noch zwei Stunden konzentrieren können. Im Süden sind die Leute sehr ruhig, so dass man sich manchmal fragt, ob überhaupt noch jemand da ist. Aber das Publikum hier ist wahrscheinlich so freundlich und so zuvorkommend, dass es einfach nicht stören will. Speziell das Stuttgarter Publikum ist ein sehr theatergewohntes Publikum – hier spielt jeder und hier kommt jeder vorbei.

Zurück zum Fernsehen: Wird die Nachfolgersuche für „Wetten, dass…?“ zum Running Gag?

Ich kann nicht verstehen, warum die, die gefragt wurden, abgesagt haben. Wenn man so was Großes wie „Wetten, dass…?“ angeboten bekommt, sagt man nicht ab, nur weil man Angst um seine Karriere hat. Das beste Vorbild ist Thomas Gottschalk, der sich jetzt in der ARD in die Hölle des Vorabends begibt. Dass es verdammt schwer wird, auf diesem Sendeplatz Quote zu machen, wusste er. Gottschalk ist kein Hasenfuß, sondern geht neue Dinge an. Das finde ich bewundernswert.

Was wäre, wenn man Sie gefragt hätte?

Ich hätte das sofort gemacht, aber jetzt wird’s ja Pilawa….

Der hat abgesagt…

Wann?

Vorhin.

Na, dann macht’s eben Kerner. Verstehen Sie mich nicht falsch: Das wird natürlich nicht einfach. Es gibt durchaus andere Moderatoren, die den Witz und die Eloquenz haben, so eine Sendung zu machen. Das Tolle bei Gottschalk war, dass er den internationalen Stars auf Augenhöhe begegnete. Wer immer „Wetten, dass…?“ übernimmt, muss versuchen, es ganz anders zu machen, seine eigene Farbe reinzubringen.

Die nächste Folge der "Ingolf Lück Show" wird am 4. Februar von 10 bis 14 Uhr auf Antenne 1 zu hören sein. Zum ewigen Thema Frauen spricht der Moderator mit "Moppel ich"-Autorin Susanne Fröhlich, dem Tratschexperten Ralph Morgenstern, dem Kabarettisten Horst Schroth und Handtaschen-Expertin Annette Anton.