Jahrelang war das Verhältnis zwischen Google und den europäischen Verlagshäusern angespannt. Nun geht der US-Internetriese auf die Medien zu und will die Entwicklung des digitalen Journalismus in den kommenden Jahren mit 150 Millionen Euro fördern. Auch deutsche Zeitungen sind mit von der Partie.

Stuttgart - Der US-Suchmaschinenkonzern Google will mit europäischen Medienverlagen kooperieren: 150 Millionen Euro will das amerikanische Unternehmen in den kommenden drei Jahren in die Förderung des digitalen Journalismus investieren, wie Google am Dienstag bekannt gab. Dazu legt das Unternehmen einen Fonds namens Digital News Initiative (DNI) auf. Zum Start sind acht bekannte Medien beteiligt, darunter die britische Zeitungen „Guardian“ und „Financial Times“, die spanische Tageszeitung „El País“, die französische Zeitung „Les Echo“ oder der italienische Titel „La Stampa“. In Deutschland beteiligen sich die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) und die Wochenzeitung „Die Zeit“.

 

„Wir haben erkannt, dass Technologiefirmen und Nachrichtenorganisationen ein Teil desselben Informationsökosystems sind, und wir wollen unseren Teil zu einem nachhaltigen Modell für Nachrichten beitragen“, sagte der zuständige Google-Manager Carlo D’Asaro Biondo. „Google wird Hand in Hand mit Verlegern und Organisationen arbeiten, um zu helfen, nachhaltigere Modelle für Nachrichten zu entwickeln“, ergänzte Biondo.

Seit Jahren streiten sich die Verleger mit Google

Dazu soll in gemeinsamen Arbeitsgruppen, denen zu Beginn die acht DNI-Gründungsmitlieder angehören, darüber beraten werden, wie Bedürfnisse von Verlegern stärker in den Produkten des Internetkonzerns berücksichtig werden können. Dabei geht es etwa um Werbeanzeigen oder bezahlten Journalismus im Netz. Zudem soll es Weiterbildungen für Journalisten geben. Die DNI soll auch für andere Medien offen sein. So könnten sich auch reine Online-Medien oder Start-ups mit Vorschlägen bewerben, hieß es. Die Bewerbungen würden dann von einer Beratergruppe der DNI beurteilt, so ein Google-Sprecher.

Vorreiter für die neue Initiative ist ein von Google finanzierter Fonds in Frankreich, der Anfang 2013 eingerichtet wurde. Dort stellte das US-Unternehmen 60 Millionen Euro für den Fonds bereit, bei dem französische Online-Medienprojekte eine Finanzierung beantragen können. Diese Partnerschaft war nach längerem Streit mit den Verlegern geschlossen worden.

Seit Jahren streiten sich europäische Medienhäuser mit Google um die Darstellung von Verlagsinhalten bei der Google-Suche. So ringt in Deutschland eine Vielzahl von Verlagen darum, ob Google ihnen Geld bezahlen muss, wenn kleine Fragmente ihrer Artikel, auch Snippets genannt, in der Nachrichten-Suchmaschine Google News angezeigt werden. Hintergrund ist das umstrittene Leistungsschutzrecht. Es sieht vor, dass Verlage von Suchmaschinenbetreibern und Nachrichtensammelseiten Geld fordern dürfen, wenn diese Textfragmente oder Texte aus ihren Produkten anzeigen. In Spanien wurde Google News im Dezember vergangenen Jahres sogar ganz abgeschaltet, weil Google sonst eine Gebühr an die Verleger hätte zahlen müssen.

Die „FAZ“ und „Die Zeit“ beteiligen sich an der Initiative

Die „FAZ“ und die „Zeit“ beteiligten sich nicht an der VG Media, die Forderungen gegenüber Google geltend macht. Die „Zeit“ erhofft sich einen engeren Austausch mit dem Internetunternehmen über die Auswirkungen der Digitalisierung. „Die Digital News Initiative kann eine gute Plattform sein, um auf europäischer Ebene in einen Dialog zu treten und Google die europäischen Interessen zu vermitteln“, sagte der Geschäftsführer Rainer Esser.

Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur für den Bereich Digitale Medien bei der „FAZ“, die mit ihrer Google-kritische Berichterstattung in Erscheinung getreten ist, sagte gegenüber der Stuttgarter Zeitung: „Wir sind optimistisch, weil die Breite der Vorschläge dieses Mal auf eine gewisse Ernsthaftigkeit des Google-Engagements hindeutet.“ Google und seine Aktivitäten werde man unabhängig von der Initiative aber auch weiterhin kritisch begleiten. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wollte sich zur DNI nicht äußern. Es liege im Ermessen jeder einzelnen Zeitung, an dieser Initiative von Google mitzuwirken, so eine Sprecherin.