Inge Will von der Initative Schellack hat ein Buch über ihr Leben im Drogenmilieu geschrieben. Pro verkauftem Exemplar gehen zwei Euro an die Vereinskasse.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Das Buchcover erinnert an einen Fantasieroman. Auf der einen Seite stürzen Teufelchen die Klippe hinunter. Auf der anderen Seite flattern Engelchen empor. Doch der Inhalt hat nichts mit Fantasie zu tun. Im Gegenteil: „Gnadenlos ehrlich beschreibt die Autorin ihr Leben im Drogenmilieu. Von kindlichem Missbrauch, der Ohnmacht der Behörden, über Männer, Macht, Gewalt, Prostitution und vor allem Drogen!“ So steht es auf der Rückseite des Buches, das vor Kurzem im Klecks-Verlag erschienen ist.

 

Die Erzählung hat den Titel „Im Freien Fall. Wagnis Leben“. Die Autorin ist Ina Kamikaze. Im wahren Leben heißt sie Inge Will und ist die stellvertretende Vorsitzende der Initiative Schellack. Will hat in ihrem Leben viel durchgemacht. Einst war sie drogenabhängig, doch mittlerweile ist sie clean, wie es in der Szene heißt. Geholfen hat ihr dabei die Initiative Schellack.

Ein richtiger Autorenvertrag

Will stellte das Buch vor Kurzem auf der Frankfurter Buchmesse vor. Demnächst soll es auch in Leipzig präsentiert werden. Die Hobbyautorin kann ihr Glück kaum fassen. Fast sechs Jahre lang arbeitete sie an der Erzählung. Einen Computer hatte sie nicht. Ein Freund tippte ihr das handgeschriebene Manuskript ab. Doch dann musste sie noch einen Verlag finden. „Nun habe ich einen richtigen Autorenvertrag“, sagt Will nicht ohne Stolz.

Inge Will griff schon als Kind gern zu Stift und Papier. In den vergangenen Jahren half ihr das Schreiben dabei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. Das ist auch der Grund dafür, dass Will nun wieder vermehrt zum Stift greift. Denn die vergangenen beiden Jahre waren für die Initiative Schellack kein Zuckerschlecken. Der Verein kämpft ums Überleben.

Zwei Euro für den Verein

Inge Will will helfen. Pro verkauftem Exemplar fließen zwei Euro in die Vereinskasse. Will ist guter Hoffnung, dass so ein bisschen Geld zusammenkommt. „Das Buch geht derzeit durch viele Hände“, sagt sie. Im Internet, im Laden und in der Stadtteilbücherei ist es zu haben. „Bislang habe ich nur positive Kritiken bekommen“, sagt Will. Doch freilich geht es ihr nicht ums Renommee. Ihr geht es darum, die Diskriminierung in einer Gesellschaft aufzuzeigen, „die schnell richtet und nur schwer verzeiht“. Sie hat ihr Buch all denen gewidmet, die „sich den Glauben an das Gute trotz allem Wahnsinn bewahren“, die „überleben wollen“ und auch denjenigen, „die es nicht geschafft haben – und das waren zu viele“.