Wenn die Stadt Menschen mit Behinderungen helfen will, muss sie das Transportproblem lösen. Die Taxler brauchen dafür aber finanzielle Unterstützung, findet Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart eröffnet mobilitätseingeschränkten Bürgern mithilfe von Wertgutscheinen wenigstens einmal pro Woche die Möglichkeit, ein praktisches Verkehrsmittel für private Zwecke zu nutzen. Das hilft im Alltag, das Angebot ist deshalb löblich. Aber was nutzt der gute Wille, wenn er meist verpufft, weil es in dieser Stadt, die viel von Inklusion hält, so gut wie keine Fahrtenanbieter gibt?

 

Zwar sind in Stuttgart viele Mietwagenanbieter unterwegs. Aber vor allem tagsüber an Werktagen. Für den privaten Transport von Rollstuhlfahrern, die wie jeder andere Standortwechsel spontan und außerhalb normaler Betriebszeiten vornehmen wollen, taugen sie damit nur bedingt. Die Kalkulation, basierend auf zu niedrigen, von der Stadt gewährten Kilometersätzen sieht verständlicherweise keine 24-Stunden-Schichten vor. Abends, nachts, an Wochenenden und an Feiertagen wird oft nur auf Sparflamme gefahren.

Man wundert sich, dass in OB Kuhns Mobilitäts-Taskforce noch niemand auf die Idee gekommen ist, die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu schließen. Aber das kann sich jetzt ändern, nachdem Vertreter der Taxibranche das Potenzial dieser Geschäftsidee erkannt haben. Zuerst muss die Bereitschaft der Unternehmer ermittelt werden. Mithilfe des scharfen Schwerts der Konzession lässt sich diese steigern.

Finanzille Anreize schaffen

Für die Umrüstung sind finanzielle Anreize nötig. Der von der Taxi-Auto-Zentrale geforderte Zuschlag von 7,50 Euro ist rechnerisch schlüssig, aber nicht zu Ende gedacht. Eine Genossenschaft wird wohl nicht ernsthaft auf das Verursacherprinzip pochen und den Mehraufwand für die Umrüstung allein den Menschen mit Behinderung aufbürden wollen. Diese bedürfen der uneingeschränkten Solidarität aller Mitbürger. Ihnen den Alltag zu erleichtern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Weil die Umwandlung von Minivans in Rollstuhltaxis zu deren Lösung beiträgt, erscheint es sinnvoll, dass die Stadt – wie vor zwei Jahren mit fast 200 000 Euro Zuschuss für die Umrüstung auf Elektrotaxis – den Anschub vornimmt. Die Taxiflotte wird ja gerne zum ÖPNV hinzugerechnet, der sich einem barrierefreien Angebot verpflichtet fühlt. In diesem Fall rechnet sich die Hilfe bei der Umrüstung auch noch für die Kostenträger, denn die Taxitarife sind niedriger als die der Mietwagen.