Wie könnte der Marktplatz neu belebt werden? Auktionator Franz Eppli will den Bunker für die Bürger öffnen, Werner Wölfle wünscht sich eine neue Gastronomie. Die CDU setzt derweil auf Hefezopf.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Manchmal muss ein Plan reifen, bis er endlich realisiert werden kann. Manchmal liegt ein Plan aber auch so lange in der Schublade, bis er irgendwann nicht mehr zeitgemäß ist. Zu welcher Kategorie die von Auktionator Franz Eppli geplante Bunker-Passage unter dem Stuttgarter Marktplatz gehört, wird sich vielleicht bald zeigen. Vor 19 Jahren hat Eppli erstmals seinen Plan präsentiert, die unter dem Marktplatz schlummernden Bunker-Räume für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vor 19 Jahren hieß der Stuttgarter Oberbürgermeister noch Manfred Rommel (CDU).

 

Rommels Nach-Nachfolger Fritz Kuhn (Grüne) scheint kein großer Bunker-Fan zu sein. Dabei hatte Kuhn kürzlich Post von Eppli bekommen. Die mit dem Ende des Café Scholz begonnene Diskussion um die Belebung des Marktplatzes hat Franz Eppli genutzt, seine Bunker-Pläne wieder aus der Schublade zu holen. An den Oberbürgermeister und an den Gemeinderat hat er einen offenen Brief geschrieben, der FDP-Fraktion im Rat durfte er das Projekt jüngst sogar persönlich vorstellen. „Ich bekomme nur positive Signale, alle finden das Projekt interessant“, sagt Eppli. In seinen Augen habe die Bunker-Passage den unschlagbaren Vorteil, dass dabei auch der bisher unattraktivste Teil des Marktplatzes umgestaltet würde: der Bereich vor dem Bekleidungsgeschäft Breitling: „Das ist eine schmuddelige Ecke direkt vor dem Rathaus, ein architektonischer Missgriff“, sagt Franz Eppli.

Franz Eppli will den Bunker für die Bürger öffnen

Seine Bunker-Pläne sehen an Stelle des Brunnens vor dem Breitling den Eingang zu den unterirdischen Passagen. „Das Interesse am Bunker ist ungebrochen. Das sieht man doch jedes Jahr bei der Langen Nacht der Museen, wenn die Schlange vor dem Bunker bis zur Stiftskirche reicht“, sagt Eppli. Der Eingangsbereich wäre nach Epplis Plänen voll verglast im Stile des Apple Stores in New York. Braucht es in Stuttgart also einen Eppli Store, um einen der zentralen Plätze der Stadt wieder aufzuwerten?

Johannes Milla von der Agentur Milla und Partner sieht das nicht so: „Die Räume unter dem Marktplatz sind eng und in die Jahre gekommen, da fühlt sich doch heute keiner mehr wohl.“ Milla gestaltet mit seiner Agentur Denkmäler, Museen, Expo-Pavillons. In seinen Augen kann der Marktplatz auch ohne Bunker oder Gastronomie aufgewertet werden. „Wieso braucht es zum Verweilen vor dem Rathaus denn ein Café? Die Stadt soll viel lieber Bänke auf der Sonnenseite des Marktplatzes aufstellen, damit ich den Ort ohne Latte-Macchiato-Zwang genießen kann“, sagt Milla.

Wölfle will den Marktplatz gastronomisch bespielen lassen

Wieder andere würden dagegen ganz gerne einen Kaffee mit Blick auf das Rathaus trinken. Nachdem die Stuttgarter Zeitung vor wenigen Wochen erstmals über die Bereitschaft im Rathaus berichtet hatte, den Marktplatz wieder gastronomisch bespielen zu lassen, trudelten einige vielversprechende Bewerbungen bei Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) ein. „Da sind sehr interessante Angebote von Gastronomen mit dabei, die die Gegebenheiten des Marktplatzes sehr genau zu kennen scheinen“, sagt Wölfle.

Er ist guter Dinge, „dass wir bei dem Thema bald einen großen Schritt nach vorne machen können“. Am Donnerstag stehe das Thema Marktplatz-Aufwertung auf der Agenda der Bürgermeister-Runde. Dann würde das weitere Vorgehen besprochen, so Wölfle. Ob in der Runde auch das Bunker-Thema noch einmal angesprochen wird? Werner Wölfle ist skeptisch. Zwar gebe es für den Bereich mit dem Brunnen und den Bäumen sicherlich bessere Lösungen. „Bei der gewünschten Bespielung des Marktplatzes haben wir aber keine grundlegende Umgestaltung des Ortes vor.“ Zudem seien Epplis Pläne zu teuer. Deutet man die Signale aus dem Rathaus richtig, dürften Epplis Bunker-Pläne bald wieder ein Fall für die Schublade sein.

Die CDU engagiert sich im Bereich Hefezopf

Während sich Wölfle und seine Bürgermeisterkollegen am Donnerstag im Rathaus also mit kommunalpolitischen Graubrot begnügen müssen, reicht die CDU derweil vor der Tür Hefezopf zum Kaffee. Der Kreisverband der Christdemokraten und die Gemeinderatskandidaten wollen mit der Aktion von 15 bis 18 Uhr für ein mobiles, temporäres gastronomisches Angebot auf dem Marktplatz werben. Die CDU wolle nicht warten, bis die Verwaltung ein Nutzungskonzept erarbeitet habe, sondern einen Bewirtungstest startet, lautet die Botschaft an die Runde im Rathaus.