Die Stadt will mit einem Maßnahmenpaket künftig mehr Menschen in ihren historischen Kern locken. Der „Untere Parkplatz“ soll wieder zum „Unteren Marktplatz“ werden.

Schormdorf - Die Stadt Schorndorf möchte ihre Innenstadt für Besucher attraktiver machen. Einstimmig hat der Gemeinderat ein Konzept gebilligt, das den historischen Stadtkern als „Freizeit und Aufenthaltsort“ stärken soll. Es ist Ergebnis einer Arbeitsgruppe namens „Zukunftsinitiative Innenstadt“, welche sich fast ein ganzes Jahr regelmäßig getroffen hat. Hintergrund ist eine allmählich nachlassende Besuchsfrequenz in der Stadt sowie leer stehende Geschäfte, speziell in der westlichen Altstadt.

 

Klare Beweggründe für die Besucher

Das Ziel sei, dem Schorndorfer Besucher möglichst viele und klare Besuchsgründe zu geben, sagte Lars Scheel vom Amt für Wirtschaftsförderung, der das Projekt vorstellte. Wichtig seien eine hohe Aufenthaltsqualität und gute Rahmenbedingen, etwa bei den Parkgebühren und bei der Lenkung der Besucher. Man habe zwar eine Vielzahl von Entwicklungsprojekten an den Rändern der Altstadt, wie etwa die Ansiedlung einer H&M-Filiale in der Schulstraße – doch müssten „diese Impulse in den Altstadtkern verlängert werden“.

Um diesen Weg einzuschlagen, genehmigte der Gemeinderat der Stadt Sofortmaßnahmen. Ein Posten von 20 000 Euro ist ein jährlich stattfindendes Urban-Gardening-Projekt, zu Deutsch „Gärten in der Stadt“, welches die Innenstadt grüner und wohnlicher erscheinen lassen soll. Man will Pflanzflächen und Gefäße zur Verfügung stellen, Paten sollen die Gewächse pflegen. 15 000 Euro sollen in ein sogenanntes Marktbrunch unter dem Titel „Genuss am Brunnen“ fließen. Es ist der Auftakt für eine Reihe von Impulsen, den dienstags und samstags stattfindenden Wochenmarkt neu auszurichten. Der Markt „produziert den stärksten Nutzungskonflikt mit einer Gestaltung und Belebung der Freiflächen auf dem Marktplatz“, formuliert es Scheel.

Mehr „Genussstände“ beim Wochenenmarkt

Man wolle daher mittelfristig die Zahl der Plätze für die Marktstände „geringfügig verringern“ und stattdessen mehr „Sitz- und Grünelemente“ auf dem Platz aufstellen. Auch soll, statt des Einkaufens von Lebensmitteln, auch der Genuss von Speisen stärker in den Vordergrund treten – in größerer Vielfalt als jene Frühlingsrollen, die jetzt auf dem Markt erhältlich sind.

Dieser Verpflegungsbereich soll unter dem Motto „Genuss am Brunnen“ um den Marktbrunnen gruppiert werden. Der Oberbürgermeister Matthias Klopfer brachte die Idee ins Spiel, das historische Nachtwächterhäuschen wieder zu errichten, das einst neben dem Brunnen stand und eine Art Zentrum der Verköstigung werden könnte. In solche Umgestaltungen sollen in den kommenden drei Jahren jeweils 100 000 Euro fließen.

Die Stadt überlegt sich, die Daimlerhistorie und die Stadtgeschichte auf sogenannten „Erlebnisinseln“ für die Besucher greifbarer zu machen. Zudem will man sich im Citymarketing mit neuen Organisationsstrukturen schlagkräftig aufstellen. Der größte Brocken dürfte jedoch sein, den Unteren Marktplatz von Autos zu befreien. „Die Parknutzung sei gegen andere mögliche Funktionen als Mindernutzung zu bewerten“, formulierte Lars Scheel.

Kein „Unterer Parkplatz“ mehr

Die kopernikanische Wende für die Schorndorfer Verhältnisse ist, dass Scheel für diesen Vorschlag keinen vehementen Widerstand bekam – besonders von der Fraktion der FDP/Freie Wähler, die oft die Interessen der Gewerbetreibenden vertritt. Der SPD-Stadtrat Tim Schopf leistete Scheel Schützenhilfe, indem er den Unteren Marktplatz als „unterer Parkplatz“ titulierte. Den Kurswechsel mag erleichtert haben, dass die Stadt bei den Parkplätzen mittelfristig Zuwachs bekommen soll – die Park-&-ride-Parkplätze an der Rosenstraße sollen, wenn der Mietvertrag mit der Bahn endet, zu städtischen Stellplätzen werden.

Der OB Matthias Klopfer brachte den Gedanken ins Gespräch, ob die Stadtbau-Gesellschaft nicht nach und nach Innenstadthäuser aufkaufen könne – wie es Städte wie Schwäbisch Hall praktizierten. Ziel sei, eine möglichst breite Palette von Geschäften zu etablieren, statt einer Vielzahl von Optikern und Hörgeräteakustikern.