Deutschland schneidet bei Patentanmeldungen, Forschung und Entwicklung gut ab. Die Schweiz belegt zum sechsten Mal in Folge Platz 1.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Düsseldorf - Die Schweiz verteidigt ihre Spitzenposition, doch Deutschland holt auf. Zum ersten Mal hat es Deutschland unter die Top 10 der innovativsten Volkswirtschaften geschafft – zwei Plätze besser als im vergangenen Jahr. Besonders gute Noten erhielt Deutschland für Forschung und Entwicklung, Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie und die Anzahl der Patentanmeldungen.

 

Der so genannte Global Innovations Index (GII) wird seit 2007 von der amerikanische Cornell-Universität gemeinsam mit der französischen Elitehochschule INSEAD und der Weltorganisation für Geistiges Eigentum – eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen – herausgegeben. Er gilt als das wichtigste Instrument, um die Innovationsfähigkeit von Ländern zu messen und beruht auf 82 Indikatoren für 128 Länder, die weit über herkömmliche Innovationsmessungen, wie etwa den Stand von Forschung und Entwicklung, hinausgehen. Seit 2015 profitiert die Studie auch von der Erfahrung der Partner A.T. Kearney und IMP3rove - der Europäischen Innovations Management Akademie.

Eines der Schlusslichter, wo die Musik spielt

Schlechter schnitt Deutschland allerdings bei zukunftsweisenden Faktoren ab. „Der erstmalige Top 10 Platz Deutschlands ist trügerisch, denn hohe Effizienz in den Innovationsstrukturen und -prozessen, wie wir sie in Deutschland finden, wird zukünftig nicht mehr reichen, um im internationalen Wettbewerb ganz oben mitspielen zu können“, sagt Kai Engel, Innovationsexperte und Partner der Unternehmensberatung A.T.Kearney. „Doch dort, wo in Zukunft die Musik spielen wird, gehören wir zu den Schlusslichtern“, sagt er und nennt den Aufbau von Innovationspartnerschaften und die Gründung neuer Unternehmen als Beispiele.

China stieg erstmals unter die Top 25 auf. 15 der 25 Spitzenreiter im Index sind in Europa. Dort profitiere man von vergleichsweise starken Institutionen und gut entwickelter Infrastruktur. Deutschland konnte sich um zwei Plätze weiter verbessern, unter anderem, weil der Faktor Forschung und Entwicklung im Index stärker berücksichtigt wurde als bisher. „Deutschlands Langsamkeit bei Innovationen wird uns mittel- bis langfristig die Innovationsführerschaft kosten“, sagt Engel. Andere Länder holten auf, der Abstand zu den Vorreitern verringere sich. Der internationale Kampf um Innovationen, der für den Wettbewerbserfolg eines jeden Unternehmen entscheidend geworden sei, gestalte sich wie bei David und Goliath. „Deutschlands Unternehmen drohen in zu verlieren, wenn sie nicht schneller kollaborativer und mutiger werden.“

Innovationsaktivitäten werden noch globaler

70 Prozent der Führungskräfte erwarten laut einer Umfrage – unter mehr als 100 internationalen Führungskräften –, dass ihre Innovationsaktivitäten bis 2020 globaler werden und sich die Akteure verändern. Sie rechnen bis 2020 mit unterschiedlichen Auswirkungen auf ihr Geschäft: 78 Prozent durch die Einbindung von Kunden, 67 Prozent durch Partnerschaften mit Start-ups und 45 Prozent durch Kooperationen mit Forschungs- und akademischen Einrichtungen. Dadurch wird auch der Innovationsprozess komplexer: Verschiedene Kulturen, Hintergründe und Ziele müssen in Einklang gebracht werden – ein hoher Anspruch für jedes Unternehmen. Und so schätzen 57 Prozent der Firmen ihre internen Ressourcen und Fähigkeiten, einen internationalen Innovationsprozess zu steuern, als sehr schwach, schwach oder nur mittelmäßig ein.

Die Natur von Innovationsmanagement verändere sich weltweit, sagt Engel. Die Anzahl von Innovationen, die über globale Netzwerke entstünden, steige deutlich – egal ob die Firmen national oder international agierten. „Schwellenländer werden zu erfolgreichen Innovatoren und China holt mit atemberaubender Geschwindigkeit auf.“

Die Top 10 der innovativsten Volkswirtschaften (Ranking laut Global Innovations Index 2016):

1. Schweiz

2. Schweden

3. Großbritannien

4. USA

5. Finnland

6. Singapur

7. Irland

8. Dänemark

9. Niederlande

10. Deutschland