Viele kleinere und mittlere Unternehmen im Gebiet von Heilbronn bis Reutlingen drohen den Anschluss an neue Technologien zu verlieren. Unternehmen aus anderen Metropolregionen sind laut einer Studie der IHK Stuttgart besser für Entwicklungen gerüstet.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Viele mittelständische Unternehmen in der Metropolregion Stuttgart sind nicht fit genug für künftige Entwicklungen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) für die IHK Stuttgart erstellt hat. Die Mittelständler nähmen im Augenblick in vielen Bereichen zwar noch eine Spitzenstellung unter den deutschen Metropolregionen ein, diese drohe aber verloren zu gehen, so das Fazit der Untersuchung.

 

„Die jetzige Situation ist sehr gut, man sitzt aber zu sehr auf dem, was man hat“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter zu den Ergebnissen der Studie. Mängel gebe es bei der Beschäftigung mit neuen Werkstoffen, neuen Technologien und der Personalentwicklung. Unternehmen aus den Metropolregionen München, Rhein-Ruhr und dem sächsischen Städtedreieck zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz seien besser für Entwicklungen gerüstet. Die Innovationskraft der Metropolregion Stuttgart ruhe auf den Schultern der großen Unternehmen, die Zahl der Patentanmeldungen von kleineren Firmen sei dagegen in den vergangenen Jahren gesunken. Dies hänge möglicherweise auch damit zusammen, dass diese sich angesichts der immer noch gut laufenden Geschäfte weniger um Weiterentwicklungen kümmerten. Den kleinen und mittleren Unternehmen drohe aber wegen unzureichender Aktivitäten bei Forschung und Entwicklung die Gefahr einer wachsenden Abhängigkeit von großen Kunden. Sie hätten dann keine Alternative, wenn etwa Konzerne ein bestimmtes Produkt nicht mehr haben wollten. Vernachlässigt würden wichtige Themen wie der Leichtbau.

Studie kritisiert schlecht funktionierenden Technologietransfer

„Als große Überraschung“ bezeichnete es Richter, dass die Metropolregion auch bei den Themen Qualität und Liefertreue hinter den anderen untersuchten Regionen her hinke. Häufiger als anderswo würden Termine nicht eingehalten oder müssten Teile nachbearbeitet werden.

Kritik wird in der Studie auch am Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und dem Mittelstand geübt. „Dass es einen Technologietransfer schon lange, gibt heißt nicht, dass dieser auch funktioniert“, meinte Christoph Zanker, einer der Verfasser der Untersuchung. Die Kammer will dem mit eigenen, bereits tätigen Technologieberatern entgegenwirken. Zudem soll bis zum Herbst eine Suchmaschine für entsprechende Fragen installiert werden. Richter kritisierte, dass die Landesregierung das schon länger geforderte „Innovationsportal“ immer noch nicht geschaffen habe. Dieses sei von der Kammer in seinen Grundzügen entwickelt worden und hätte zunächst 1,5 Millionen Euro gekostet. Nach Beratungen im Innovationsbeirat der Landesregierung seien die Kosten dann auf 4,5 Millionen gestiegen. Dies habe die Landesregierung nicht mehr finanzieren wollen. Anstatt die Empfehlungen der früheren Innovationsbeiräte umzusetzen, habe in der jüngsten Vergangenheit jede Landesregierung einen neuen Beirat eingesetzt, rügte Richter. Bei den Unternehmen selbst sei der Wille, Erfahrungen mit andern auszutauschen, weitgehend erlahmt.

Als Beitrag für eine bessere Förderung neuer Technologien sollte die Landesregierung das System der positiv angenommenen Innovationsgutscheine weiter ausbauen, meint die Kammer. Mit diesen Gutscheinen fördert das Land Innovationen bis zu einer Höhe von 10 000 Euro. Vom Bund gibt es ebenfalls Hilfen, die aber erst bei 50 000 Euro beginnen. „Diese Lücke zu schließen, wäre für viele kleine und mittlere Betriebe wichtig“, meinte Richter. Aktiv sollte die Regierung auch die Breitbandverkabelung vorantreiben. Selbst in der Nähe Stuttgarts beklagten sich Unternehmen über das Fehlen schneller Anschlüsse.