Schorle statt Limo, Obst statt Bonbons, Gemüse statt Chips – weil sie beim Essen die Gesundheit besonders im Blick haben, sind drei Stuttgarter Kitas am Freitag ausgezeichnet worden.

Stuttgart - Vorsichtig drückt der dreijährige Emir sein Messer auf das Radieschen, um eine Scheibe abzuschneiden. Doch die rote Kugel flutscht weg und rollt ihm davon. „Vorsicht, die Finger“, sagt Florian Pentzlin, Sous-Chef im Sterne-Restaurant Goldberg. Dann hält er das flüchtige Gemüse fest und verhilft Emir so zum Erfolg für das gemeinsame Frühstück bei der Innovationspreis-Verleihung am Freitagmorgen. Das Kinder- und Familienzentrum in Wangen belegt beim Innovationspreis „Gesunde Ernährung“ vom Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart schließlich Platz eins. Zu Belohnung gibt es ein sattes Preisgeld von 3000 Euro.

 

138 Kinder aus 21 Nationen besuchen die Wangener Kita. Die Einrichtung achtet nicht nur darauf, dass viel Obst und Gemüse auf dem Speiseplan steht. Überzeugt hat sie die Jury auch, weil die Erzieher wegen des Essens in engem Kontakt mit den Eltern stehen. Gelobt wurde ferner das internationale Kochbuch mit Rezepten von Kita-Eltern. Es zeige „Offenheit für andere Tischkulturen“, sagte Silke Schmidt-Dencker, Geschäftsführerin des Fördervereins Kinderfreundliches Stuttgart.

Auch die Eltern sollten eingebunden werden

Mit 42 Bewerbern war die Konkurrenz beachtlich. Den zweiten Platz und 1000 Euro sicherte sich die Kindergruppe Nikolausstraße in Stuttgart Ost. In der Eltern-Kind-Initiative mit 15 Kindern darf jeden Tag ein anderes Kind „Müller“ sein und mit der Handmühle Korn mahlen, aus dem dann am Ende der Woche Brötchen gebacken werden. Platz drei und 500 Euro gingen an die Tageseinrichtung Nobileweg in Stammheim, die ihr tägliches Essen mit eigenem Gemüse und selbst gezüchteten verfeinert und aus dem Restobst zum Ende der Woche Saft presst.

„Beim Kochen können die Kinder ganz viel lernen“, sagte Waltraud Ulshöfer, Ehefrau von Fritz Kuhn und Botschafterin für gesunde Ernährung. Auch Ernährungsberaterin Christina Pittelkow-Abele vom Gesundheitsamt zollte den Preisträgern Lob. „Es ist pfiffig, dass die Kinder ihr Wissen in die Familien reintragen.“ Schmecken müsse man lernen – manchmal sei es wichtig, Dinge mehrfach zu probieren. Fünf mal am Tag eine Hand voll Obst oder Gemüse lautet ihre Empfehlung.

Goldberg-Sternekoch Philipp Kovacs und sein Team hatten sichtlich Spaß beim morgendlichen Ernährungsunterricht. „Es ist das erste Mal, dass ich so viele Kinder auf einmal erreiche“, sagte er. Dass er als Meister des Fach großen Eindruck auf die jungen Hilfsköche gemacht hat, zeigt die Antwort des sechsjährigen Lars auf die Frage, was er sich als Preis wünschen würde: „einen Stern für die Kindergarten-Küche“.