Seit acht Jahren zeichnet der Landkreis Erfindungen mittelständischer Firmen aus. In diesem Jahr ging der erste Preis nach Rudersberg.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rudersberg - Ein lautes Zischen, dann fallen sie in die Container: frisch gegossene Türbeschläge, Griffe für Kofferraumdeckel, Elektronikbauteile. Alle sind aus Zink, stabil und günstig in Massen herzustellen. Doch in eine Box nebenan fällt klimpernd der sogenannte Anguss: Bis zu einem Viertel des verwendeten Zinks bleibt schlechtestenfalls bei einem Gussvorgang auf der Strecke, es muss geschreddert und neu eingeschmolzen werden.

 

Die Firma Adolf Föhl aus Rudersberg hat dem ein Ende bereitet und ein neues, angussloses Gießverfahren im Heißkanal entwickelt. „Für Kunststoffe ist so etwas schon lange bekannt. Aber beim Zinkguss arbeiten wir 20 Mal so schnell und bei viel höheren Temperaturen“, erklärt Herbert Ziegler, der Innovationsmanager bei Föhl. Also musste eine neue Lösung her.

Lasergerät aus Oppenweiler landet auf Platz drei

Die Rudersberger Firma hat sie gefunden. Sie kann jetzt Druckgussteile schneller und ohne Anguss produzieren – und für diese Weltneuheit erhielt sie am Dienstagabend den Innovationspreis des Rems-Murr-Kreises. Das Unternehmen landete auf dem ersten Platz und bekam dafür ein Preisgeld von 5000 Euro. „Wir hatten zwar gehofft, dass wir den Preis gewinnen, aber die Konkurrenz war wirklich stark“, sagt Ulrich Schwab, der technische Geschäftsführer bei Föhl. Besonders beeindruckt habe ihn die Kreuzgelenk-Montage in nur einer statt drei Maschinen, die die Firma Holz Automation aus Backnang-Waldrems entwickelt hat. „Bei der Vorstellung dachte ich, dass die den ersten Preis bekommen“, gibt Schwab mit einem Augenzwinkern zu.

Doch es kam anders – und das Backnanger Unternehmen landete auf dem zweiten, mit 3000 Euro dotierten Platz. Für ein neuartiges Gerät zur Laserbeschriftung bekam die Firma Murrplastik Systemtechnik aus Oppenweiler den dritten Platz und 2000 Euro.

Öffentlichkeit und neue Bewerber sind wichtiger als Geld

Um das Geld geht es den teilnehmenden Firmen, den Sponsoren und dem Landkreis, der den Innovationspreis in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben hat, aber nicht in erster Linie. „Wir wollen vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre Innovationen zu präsentieren“, erklärt der Wirtschaftsförderer des Landkreises, Markus Beier. Dass durch den Preis, der seit 2008 alle zwei Jahre ausgelobt wird, aktiv neue Erfindungen angestoßen werden, glaubt er zwar nicht. „Aber wir wollen ein innovationsfreundliches Klima schaffen und dazu beitragen, dass Unternehmer sich begegnen können.“ Und nicht nur das: Auch im Kampf um die begehrten Fachkräfte hätten die teilnehmenden Firmen die Chance, potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen.

Wie das mit Innovationen so ist, wird das Druckguss-Verfahren, das die Firma Föhl entwickelt hat, aber nicht von heute auf morgen die Branche umkrempeln. Föhl hat sich die neue Gusstechnik patentieren lassen – lohnen wird sie sich zunächst vor allem für Aufträge mit großen Stückzahlen. Dennoch ist der Geschäftsführer Ulrich Schwab zuversichtlich, die Investition im „deutlich sechsstelligen Bereich“ in drei bis fünf Jahren wieder hereingeholt zu haben.

Zweck
Der Innovationspreis wurde vom Rems-Murr-Kreis und mehreren größeren Unternehmen, die als Sponsoren fungieren, ins Leben gerufen. Die Initiatoren wollen laut eigenen Angaben herausragende Erfindungen und Errungenschaften aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungswirtschaft würdigen.

Teilnahme
Nicht jedes Unternehmen darf sich um den Preis bewerben: Die Firmen dürfen einen Umsatz von maximal 100 Millionen Euro machen und laut dem Wirtschaftsförderer Markus Beier bis zu 500 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen. Das soll verhindern, dass große Firmen und Konzerne den kleineren und mittelständischen Unternehmen den Rang ablaufen.

Jury
Welche Unternehmen des Preises würdig sind, bestimmt eine elfköpfige Jury. Darin vertreten waren in diesem Jahr unter anderem der Landrat Richard Sigel, Thomas Bauernhansl, der Leiter des Fraunhofer Instituts, Petra Ehm, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Hans-Martin Gayer, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Rems-Murr-Kreises, sowie Vertreter der Kreissparkasse, der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart sowie des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall.

Prozedere
In diesem Jahr haben sich 24 Unternehmen um den Innovationspreis beworben – eines mehr als vor zwei Jahren. Aus diesem Feld bestimmte die Jury im Juli zehn Finalisten. Aus diesen wählte sie die Ideen aus, die aus ihrer Sicht am einfallsreichsten waren oder den größten wirtschaftlichen Einfluss haben könnten. Auch mit sozialem Engagement konnten Unternehmen Punkte für den Innovationspreis sammeln.