Bis zu 90 Flüchtlinge sollen ab November ins leer stehende Paulus-Gemeindeheim einziehen. Die Kirche hat es bis zum Abriss an den Landkreis vermietet. Vielleicht verzögert sich dadurch der Bau eines Stadtteil- und Familienzentrums.

Fellbach - Tagtäglich kommen weitere Flüchtlinge in Deutschland an. Diese Situation erfordert es, noch mehr Unterkünfte zu schaffen. Das vor dem Abriss stehende Gemeindehaus hinter der Pauluskirche soll jetzt vorübergehend rund 90 Flüchtlinge aufnehmen.

 

Das Landratsamt hatte sich über die Dekanate auch an die Kirchengemeinden im Kreis gewandt, mit der Bitte zu prüfen, ob auch in ihrem Bestand an Immobilien Menschen vorübergehend eine Bleibe finden können. „Auf diese Bitte hin haben wir das Paulus-Gemeindehaus für eine vorübergehende Nutzung als Flüchtlingsunterkunft angeboten“, sagt der Geschäftsführende Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Fellbach Eberhard Steinestel. „Wir sind als Kirchen in einer besonderen Verantwortung.“

Nach Prüfung durch die Kreisbaugesellschaft, die das Gebäude für geeignet hält, hat die Kreisverwaltung das Angebot dankbar angenommen. Kürzlich nun hat der Kirchengemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung dem Abschluss einer Vereinbarung mit dem Rems-Murr-Kreis zugestimmt. Voraussichtlich ab Anfang November sollen rund 90 Flüchtlinge im Paulus-Gemeindehaus Obhut finden.

Bau des neuen Familienzentrums verzögert sich vielleicht

Eigentlich sollen anstelle des Altbaus neue Kindergartenräume sowie ein Stadtteil- und Familienzentrum entstehen. Dieses Projekt könnte sich etwas verzögern, wenn dort Flüchtlinge einquartiert werden, deutet eine Pressemitteilung der Stadtverwaltung Fellbach an. Absehbar ist dies aber nicht.

Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm dankt der Kirchengemeinde für die Möglichkeit, eine zeitlich beschränkte Flüchtlingsunterkunft zu schaffen. „Die humanitäre Herausforderung gerade angesichts der bevorstehenden Wintermonate werden wir nur mit einer großen gemeinsamen Kraftanstrengung bewältigen können“, sagt das Stadtoberhaupt. Die Kirchengemeinde unterstütze mit ihrem Entgegenkommen die Bemühungen der Stadt, dass die Flüchtlinge möglichst dezentral in kleineren Einheiten untergebracht werden.

Mehrere neue Flüchtlingsunterkünfte in Fellbach

Die Stadtverwaltung unterstützt die Kreisverwaltung bereits in mehrfacher Weise in ihrer Aufgabe, Flüchtlinge, die aus den Landeserstaufnahmestellen dem Kreis zugewiesen werden, vorläufig ein Dach über dem Kopf anzubieten. Derzeit hat die Kreisverwaltung aber auch schon drei Turnhallen in Kreisberufsschulzentren mit Asylsuchenden und Flüchtlingen belegt und lässt in Kürze zwei weitere dafür ausstatten, darunter die Turnhalle der Fröbelschule in Fellbach. Darüber hinaus wird die Kreisbaugesellschaft Waiblingen zum Jahreswechsel weitere Sammelunterkünfte in Fellbach auf dem Parkplatz P.3 und in der Lehmgrube Schmiden in Containerlösung schaffen.

Anwohner werden vor Ort informiert

In einer gemeinsamen Veranstaltung am Mittwoch, 21. Oktober, 19.30 Uhr im Saal des Paulus-Gemeindehauses, Ernst-Wiechert-Platz 1, wollen Kirchengemeinde, Landratsamt und Stadtverwaltung Anwohner und interessierte Bürger über alle Fragen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsunterbringung im Gebäude informieren. Von Seiten des Landratsamtes wird der Erste Landesbeamte Bernd Friedrich an dieser Veranstaltung teilnehmen. Er sagt: „Es ist uns allen wichtig, die Anwohnerinnen und Anwohner durch rechtzeitige Information und Erörterung auftretender Fragen ‚mitzunehmen’, wenn Einrichtungen und Gebäude als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden sollen.“ Er weist aber auch darauf hin, dass dies angesichts der oft kurzen Fristen nicht immer möglich sei. Die Kreisverwaltung erhalte Flüchtlinge zugewiesen und müsse die Neuankömmlinge verteilen. Insbesondere, wenn dazu Notunterkünfte eingerichtet werden müssen, sei diese Vorab-Information nicht immer in öffentlichen Veranstaltungen möglich.