Die Gruppe Arbeit und Integration in Leinfelden-Echterdingen hat zwei Flüchtlinge als Bundesfreiwilligendienstleistende angestellt.

Leinfelden-Echterdingen - Das Wort Bundesfreiwilligendienst- leistender, kurz Bufdi, ist ein Zungenbrecher. Hammoud Alrazzak bekommt ihn dennoch gut über die Lippen. Schließlich darf sich der 36-jährige Familienvater bereits seit November 2016 so nennen. Der Syrer, der vor zweieinhalb Jahren nach Deutschland geflohen ist und nun gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Möhringen lebt, hilft neben seinem Deutschkurs als Teilzeit-Bufdi anderen Flüchtlingen. Seine Einsatzstelle ist die Helfergruppe Arbeit und Integration rund um Monika Heilmann. Diese gehört zum Verein Lebenswertes L.-E.

 

Der Syrer begleitet andere Syrer oder auch Iraker zum Jobcenter, zur Ausländerbehörde oder auch ins Krankenhaus. Er übersetzt arabische Worte in deutsche und umgekehrt. Der Mann hilft – kurz gefasst – weiter beim Kampf gegen die Windmühlen der Bürokratie. Die Zuwanderer profitieren von seinen Erfahrungen. „Ich habe alle nötigen Papiere auch ausgefüllt“, sagt er. „Ich habe selbst alles durchgemacht.“ Er meint damit auch den Nachzug seiner Familie.

Jeden Montag gibt es eine Sprechstunde

Viele Flüchtlinge, welche der Helferkreis und auch Hammoud Alrazzak betreut, haben das Problem, dass sie zunächst nur subsidiären Schutz in Deutschland erhalten. Das bedeutet, ihre Aufenthaltserlaubnis wird auf ein Jahr befristet. Danach wird diese laut Pro Asyl zwar meist unproblematisch verlängert. Die Schutzberechtigten dürfen aber zunächst ihre Familie nicht nachholen. Viele suchen deshalb einen Anwalt auf.

Zurück zu Hammoud Alrazzak: Sein Engagement, das ihm netto 200 Euro pro Monat einbringt, führt den Möhringer jeden Montag an die Echterdinger Humboldt-straße 30/32. Dort bieten die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer eine Sprechstunde an. Hammoud Alrazzak fährt oft nach Oberaichen zur städtischen Flüchtlingsunterkunft an die Steinbeisstraße.

Seine Einsätze für Menschen in Not helfen ihm, seine Deutschkenntnisse zu verbessern. Er sammelt erste Berufserfahrungen in Deutschland. Zudem kommt er in Genuss von verschiedenen Kursen. Er lernt Computerprogramme kennen, sich Ziele zu setzen und erfährt viel über interkulturelle Kommunikation. „Das ist eine Mischung aus individueller Fortbildung und Dingen, die er als Bufdi braucht“, sagt Monika Heilmann. Der Mann, der in seiner Heimat als Anwalt gearbeitet hat und dort eine eigene Kanzlei hatte, hofft, nach Abschluss seiner Bufdi-Zeit eine gute Arbeit in Deutschland zu finden. Er sucht ein Praktikum in einer Kanzlei.

Eine Chance für zwei junge Menschen

Im Februar hat Hammoud Alrazzak Verstärkung bekommen. Mageed Sbagah – ein 27-jähriger Lehrer für Hocharabisch arbeitet ebenfalls als Bufdi für die Helfergruppe. Der Syrer lebt in Musberg und will sich dort um Flüchtlinge mit Bleiberecht und auch deren Kinder kümmern, wenn die ersten Bewohner in der Unterkunft an der Ulrichstraße eingezogen sind.

„Wir wollten zwei Menschen die Chance geben, im Berufsleben durchzustarten“, sagt Monika Heilmann zur Motivation ihrer Gruppe. Auch wenn dies zunächst viel Bürokratie bedeutete. Denn der Helferkreis musste sich erst einmal als Einsatzstelle für Bufdis registrieren lassen.

Finanziert wird das Ganze zum größten Teil vom Bund. Seit Dezember 2015 steht der Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug sowohl einheimischen Freiwilligen als auch Asylberechtigten und Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive offen. Ein Sonderprogramm wurde aufgelegt, das Bundesfreiwilligendienstgesetz geändert. Zuständig ist das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.