Eine Wohnsitzauflage ist kein Kissen für den Terrassenstuhl, sondern eine komplexe Angelegenheit der Behörden, mit der sich Geflüchtete herumschlagen müssen. Zwei Integrationslotsen begleiten sie jetzt durch das Ämterlabyrinth.

Stuttgart - Wer ist zuständig für den Antrag auf Elterngeld und Kindergeld? Was ist eine Wohnsitzauflage? Das sind die meist gestellten Fragen, wenn Geflüchtete erstmals mit dem Jobcenter zu tun haben. Antworten darauf geben die beiden Integrationslotsen, die Stuttgart eingestellt hat und von Oktober an im Foyer des Dienstleistungszentrums in der Jägerstraße arbeiten sollen.

 

„Wir haben Menschen in unserer Stadt, die die Abläufe in Behörden kennen und andere beraten können. Man braucht nicht für alles einen vereidigten Dolmetscher“, sagte Sozialbürgermeister Werner Wölfle bei der Vorstellung der Integrationslotsen. Sie informieren Geflüchtete über städtische Einrichtungen wie den Ausbildungscampus, was sie mit der Ausländerbehörde, was mit dem Jobcenter klären müssen. Auch die Ämter in der Jägerstraße können einen Lotsen zur Beratung hinzurufen.

Kompetenznachweis zwischen Aktendeckel

Die beiden Flüchtlinge aus Syrien sprechen mehrere Fremdsprachen, unter anderem englisch, französisch, türkisch, arabisch, kurdisch und sehr gut deutsch. Sie ist Literaturwissenschaftlerin, er hat Pharmazie studiert. Beide sagen: „Wir sprechen immer deutsch mit den Leuten und sagen ihnen, dass sie es versuchen sollen, weil man dann am schnellsten lernt.“

Eine Hilfe beim Gang durch Behörden und Bewerbungsverfahren ist der Qualifikationspass, den Bürgermeister Werner Wölfle ebenfalls am Montag vorgestellt hat. Er wird künftig vom Jobcenter an jeden Geflüchteten ausgegeben, ist so gelb wie das Stadtwappen und hilft beim Ordnen und Dokumentieren von Nachweisen, Zeugnissen, Dokumenten. Wölfle: „Der Ordner erleichtert es Behörden, sich ein Bild zu machen, er zeigt aber auch bei Vorstellungsgesprächen, dass sich der Bewerber hier zurechtfindet und was er kann.“

Auch Unwichtiges abgeheftet

„Er soll ein Kompetenzprofil geben“, sagt Birgit Schiffers von der Jugendstiftung Baden-Württemberg bei der Übergabe der ersten Ordner. Die Stiftung ist Herausgeber, die Stadt hat jeweils zwei Euro für die zunächst 4000 Pässe bezahlt.