Im Willkommenszentrum am Charlottenplatz nehmen die Beraterinnen ihre Arbeit auf. In drei Wochen ist offizielle Eröffnung, dann macht auch das Weltcafé auf. Der Weltladen wird nach zehn Tagen Betrieb schon gut angenommen.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Ziemlich heimlich, still und leise startet das Willkommenszentrum von Stadt und Region für Zuwanderer am heutigen Donnerstag um 14 Uhr mit der Beratung der Neubürger. Die große Feier findet erst später statt: Am 22. Oktober werden Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) das Welcome Center Stuttgart im Alten Waisenhaus offiziell eröffnen.

 

Ursprünglich sollte das Willkommenszentrum bereits im Juli an den Start gehen, was sich aber ziemlich schnell als illusorisch herausgestellt hat. Dann war von September die Rede, letztlich ist es nun Oktober geworden – zumindest bei der Beratung und dem Weltcafé, das zum 22. Oktober erstmals aufmachen wird. Der Weltladen verkauft bereits seit dem 22. September seine fair gehandelten Produkte.

Drei Einheiten unter einem Dach

Angesichts einiger Erschwernisse sind aber die Beteiligten froh, dass sich die Verzögerung insgesamt noch in Grenzen gehalten hat. Erst Ende Mai gab es die Freigabe, „so konnten wir erst im Juni anfangen“, berichtet der Architekt Kurt Kühfuß. Auch eine Schadstoffsanierung hat den Zeitplan noch nach hinten geschoben. Aber am Mittwoch konnte Kühfuß das Gebäude an die Leiterinnen des Welcome Centers, Verena Andrei von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und Suzana Hofmann von der Stadt, übergeben. Das bauliche Konzept sieht vor, die drei Einheiten Willkommenszentrum, Weltcafé und Weltladen unter einem Dach direkt miteinander zu verbinden. Dafür wurden Wände herausgerissen und die Decke mit bunten Quadraten bemalt, was dem ganzen eine warme, fröhliche Stimmung verleiht. „Wir wollen die Vielfalt der Nationen über die Farben an der Decke zeigen“, erklärt Verena Andrei von der Wirtschaftsförderung. Sie steht einen Tag vor der inoffiziellen Eröffnung unter Strom. Ob wirklich alles fertig wird? Schließlich müssen noch Kabel verlegt, Möbel aufgestellt und Telefone eingestöpselt werden. „Wir wollen ein Lotse für alle Neubürger sein“, erklärt sie zur Aufgabe der neuen Anlaufstelle. Wie kann ich mich krankenversichern? Wo muss ich mich melden? Wie finde ich eine Kinderbetreuung? Wie finde ich eine Stelle? Wo ist das Sozialamt? Auf alle diese Fragen und viele mehr soll es im Willkommenszentrum eine Antwort geben.

Ein spannendes Experiment

„Stuttgart ist eine weltoffene, attraktive Stadt, die Menschen aus aller Welt anzieht“, kommentiert Oberbürgermeister Fritz Kuhn, dass das Welcome Center heute mit der Beratung startet. Neu-Stuttgarter und -Stuttgarterinnen würden durch den Bürgerservice erfahren, „dass sie bei uns willkommen sind“. Es gehe darum, das Ankommen und Wohlfühlen zu erleichtern. Es sei ein „spannendes Experiment, wie Weltladen, Welthaus als Teil der Zivilgesellschaft und Willkommenszentrum sich bereichern“, meint Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne).

Im Dezember hatte der Gemeinderat den Weg für das Willkommenszentrum frei gemacht, aber nur 50 000 Euro in den Haushalt eingestellt. Im Mai wurden dann die tatsächlichen Kosten abgesegnet. Diese liegen nun bei 650 000 Euro, davon entfallen 510 000 Euro auf die drei Nutzer, die Stadt ist aber in Vorleistung getreten. Nur etwa ein Drittel der halben Million betrifft das Welcome Center. Stadt und Region teilen sich den Anteil der Kosten je zur Hälfte.

Der Weltladen läuft gut

Beim Weltladen ist die Stimmung nach rund zehn Tagen Öffnung schon mal ausgesprochen gut, auch wenn die Internetverbindung bisher nicht immer rund läuft. „Wir werden sehr gut angenommen“, freut sich die Geschäftsführerin Margret Eder. In ihrem Gästebuch überschlagen sich die Kunden mit Lob: „Ein wunderschöner Weltladen und endlich mitten in Stuttgart“, hat eine Kundin geschrieben. Von Maniok-Chips über Stuttgart-Schokolade und Geschirr bis zu Möbeln reicht das Sortiment.