Am Dienstag haben neun Vertreter deutscher und italienischer Organisationen ihre Unterschriften unter eine Absichtserklärung für eine gezielte Integration italienischer Neubürger in den Arbeitsmarkt der Region Stuttgart setzen.

Stuttgart - Der schmucke Raum im italienischen Generalkonsulat an der Stuttgarter Lenzhalde ist fast ein bisschen zu klein, als am Dienstag neun Vertreter deutscher und italienischer Organisationen ihre Unterschriften unter eine Absichtserklärung für eine gezielte Integration italienischer Neubürger in den Arbeitsmarkt der Region Stuttgart setzen. „Meine Landsleute wünschen sich mehr Informationen, wie sie sich in Deutschland verhalten sollen, deshalb haben wir dieses Netzwerk geschaffen“, sagt Generalkonsul Daniele Perico.

 

Beratung für junge Italiener

Symbolisch steht Perico vor der deutschen, der italienischen und der europäischen Flagge. „In diesen Zeiten benötigen wir dieses Signal umso mehr, denn wenn junge Leute durch mehr Mobilität zu Arbeit und Bildung kommen, beugt das auch nationalen Tendenzen vor“, sagt Stefan Küpper, Geschäftsführer beim Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft, das wiederum das Center for European Trainees (CET) betreibt. Das CET berät junge Menschen aus Italien, die ihre Heimat aufgrund fehlender Perspektiven verlassen haben. „Wichtig ist, dass sie über die notwendigen Qualifikationsvoraussetzungen informiert werden und vor allem die richtigen Ansprechpartner finden“, sagt Küpper. Schließlich soll keiner der Neuankömmlinge im bürokratischen Dickicht verloren gehen.

32 000 Fachkräfte fehlen

Nach dem gescheiterten Referendum von Matteo Renzi befindet sich Italien wieder im Krisenmodus und weitere junge Italiener werden nach Deutschland kommen. Unter den Gästen ist auch Antonio Montesanto, der seit einem Monat in Stuttgart lebt und einen Job als Ingenieur sucht. Der 24-jährige gebürtige Kalabrier hat in Glasgow den Bachelor und den Master in Elektrotechnik abgelegt und wollte in London arbeiten. Aber nach dem Brexit zog es ihn zurück nach Mailand. Eine Stelle hat er dort nicht bekommen. „Die wollten alle jemanden mit Berufserfahrung, deshalb bin ich jetzt in Stuttgart“, erzählt Montesanto. Hier sind die Aussichten gut, auch wenn er noch nicht Deutsch, aber sehr gut Englisch spricht. Am Freitag hat er die zweite Gesprächsrunde bei einem japanischen Unternehmen in Stuttgart. Derzeit fehlen laut Walter Rogg, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart jährlich rund 32 000 Fachkräfte. Doch nicht jeder junge Italiener bringt Montesantos Qualifikationen mit. Hilfe bietet hier das Welcome Center, bei dem seit der Eröffnung im Oktober 2014 rund 860 Italiener Rat vor allem zu den Themen Sprachkurse und Arbeitsmarkt gesucht haben. Dort angesiedelt ist auch die Bundesagentur für Arbeit. „Hier erfahren die Neuzuwanderer in individuellen Gesprächen, welche Fördermöglichkeiten es für sie gibt“, sagt Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit. Aufklärung in Sachen Arbeitsrecht und gegen die Gefahr von Ausbeutung gibt es wiederum beim DGB-Projekt Faire Mobilität. „Die Stuttgarter Beratungsstelle hat 2015 über 900 Menschen unterstützt“, sagt die stellvertretende Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Gabriele Frenzer-Wolf. Am 1. Februar findet zusammen mit dem italienischen Informationszentrum Ciane unter dem Motto „Leben und Arbeiten in Deutschland. Nutze deine Chance“ die erste Veranstaltung mit dem DGB zum Thema der Absichtserklärung statt. Das neue Netzwerk greift also.