Leider ziehen sich viele Neuankömmlinge, die sich in ihren Heimatländern oft sehr nach der Freiheit des Westens gesehnt haben, nach der ersten Euphorie auf die altbekannten Werte zurück. Es sind die Regeln ihrer Kindheit und Jugend, ihrer Heimat – und oft auch der arabischen Exilgemeinden im Westen, die enormen Druck ausüben können. Es sind Werte, die eine scheinbar größere Klarheit und Reinheit ausstrahlen, als die verwirrende, unkontrollierbare westliche Freiheit.

 

Und was ist das für eine Gesellschaft, in der zwar jede Form der körperliche Nähe möglich ist, aber doch viele Menschen einsam bleiben? Ein syrischer Bekannter staunte in seinen ersten Monaten in Deutschland über die Reeperbahn, Karneval und deutsche Diskotheken. Einige Monate später fragte er mich, warum die Deutschen es zuließen, dass ihre alten Großeltern die Einkäufe alleine nach Hause trügen. In Syrien hatte er immer von einer deutschen Frau geträumt. Nach drei Jahren in Deutschland heiratete er eine junge Syrerin aus seinem Heimatdorf.

Im harten Individualismus der westlichen Gesellschaft fürchten viele unterzugehen und kehren lieber zurück in den Schoß einer klar geordneten Wertegemeinschaft, in der zwar vieles verboten ist, aber niemand alleine bleibt.