Rund 130 Bürger engagieren sich beim Freundeskreis Asyl. Doch die verschiedenen Angebote waren bislang noch kaum vernetzt. Das hat sich mit dem ersten Integrationsforum schon ein bisschen verändert.

Integration - Das große Wort von der Willkommenskultur geistert noch immer in den Köpfen herum. Eine ganz wichtige Frage wird in diesem Zusammenhang aber nur selten beantwortet: Was bedeutet diese Willkommenskultur ganz praktisch betrachtet? Bisher, so scheint es, werkeln hierzulande viele Arbeitskreise und Freundeskreise und Helfernetzwerke vor sich hin – teils ohne etwas voneinander zu wissen. Hier setzt das Integrationsforum an, das am Samstag erstmals in Korntal-Münchingen stattgefunden hat.

 

Die Aula des Gymnasiums Korntal ist gut gefüllt. Etwa 60 Menschen haben sich zusammen gefunden, um sich gemeinsam, in Arbeitsgruppen, Gedanken zu machen über just jene Frage, wie sich Willkommenskultur praktisch leben lässt. Die Ergebnisse sind oft ganz konkret, manchmal ziemlich überraschend, manchmal auch ein bisschen lustig.

Einfach mal zum Freibad fahren

Rund 220 Flüchtlinge leben zurzeit in Korntal-Münchingen. Oft gehe es einfach nur darum, die Menschen freundlich zu begrüßen, berichtet eine Aktivistin des Freundeskreises Asyl, die für die Gruppe zum Thema „Begegnung“ spricht. Dazu gehörten auch spontane Unternehmungen. Sie habe beispielsweise „einmal das Auto mit vier Afrikanern voll geladen, und dann sind wir zusammen ins Freibad gefahren“. Erst dort habe sich herausgestellt, dass die vier Flüchtlinge gar nicht schwimmen konnten. Trotzdem seien die vier jungen Männer „bis zum Bauch im Wasser gestanden, schwarz wie die Nacht, und waren happy“.

Begeistert vom Improvisationstalent der Engagierten zeigte sich eine Helferin aus Münchingen. „Es gibt praktisch keine Strukturen – und trotzdem kriegen wir es hin.“ Es sei hilfreich gewesen, sich mit den Sprachgruppen der anderen Ortsteile auszutauschen. Helfen könne manchmal auch ganz banal sein – etwa, wenn die Nachfrage nach den Sprachkursen so stark fluktuiere, dass „wir manchmal auch nur zusammen sitzen und Kaffee trinken“, weil kaum ein Flüchtling komme.

Szenenapplaus für Hilfsbereitschaft

Da haben die Mitstreiter in Korntal andere Erfahrungen gemacht. „Zu uns kommen im Schnitt zwölf bis 15 Schüler.“ Manche von ihnen seien „sogar so motiviert, dass sie mehrere Sprachangebote wahrnehmen“. Spontan meldet sich ein älterer Herr zu Wort und berichtet, dass er sein Reihenhaus vier Flüchtlingen zur Verfügung gestellt habe. Die Asylbewerber würden regelmäßig von Ehrenamtlichen besucht, „das ist betreute Integration, und dafür bin ich dankbar“. Dafür erhält er Szenenapplaus.

Ganz praktisch sind die Vorschläge der Gruppe „Jugend“. Wie wäre es beispielsweise mit regelmäßigen Mädels- oder Frauenabenden, „da öffnen sich die Frauen eher für frauenspezifische Themen“. Hausaufgabenbetreuung und Sprachnachhilfe seien wichtig, aber nett wäre auch so etwas wie ein lokaler Shopping-Guide – wo kann man in der Stadt was einkaufen? Auch das sei ein Thema für junge Flüchtlinge. Positiv wurde auch der Vorschlag aufgenommen, Flüchtlinge, die gut Deutsch sprächen, als Multiplikatoren einzusetzen. Ein junger Mann fungiere in Korntal als Zahnarzt-Beauftragter. Er kenne bereits die Modalitäten, welche Füllungen von wem in welchem Fall bezahlt würden. Wichtig sei auch, dass man die Flüchtlinge an Termine erinnere. „Darüber freuen sich auch die Ärzte“.