Die Nordlichter haben am Samstag zu einem informativen Rundgang zu Stuttgart 21 eingeladen. Sie sind eine Gruppe von derzeit rund dreißig Leuten, die sich im Nordbahnhofviertel für die Interessen der Bewohner einsetzen und sich um die Sorgen kümmern, die mit Stuttgart 21 einhergehen.

S-Nord - Was die Bewohner des Nordbahnhofviertels derzeit am meisten stört, lässt sich in einer Zahl zusammenfassen: 500. So viele Lastwagen fahren derzeit tagsüber und auch nachts an den Häusern an der Eckartstraße und Otto-Umfrid-Straße vorbei, sagt Claudia Jechow von den Nordlichtern. An manchen Tagen seien es sogar noch mehr.

 

Informativer Stadtteilrundgang statt angemeldeter Demo

Die Nordlichter sind eine Gruppe von derzeit rund dreißig Leuten, die sich im Nordbahnhofviertel für die Interessen der Bewohner einsetzen und sich um die Sorgen kümmern, die mit Stuttgart 21 einhergehen. „Viele Bewohner fühlen sich durch die Bauarbeiten gestört, trauen sich aber nicht, sich zu wehren“, sagt Claudia Jechow. Auch die sollen von der Stadtteilgruppe vertreten werden.

Am vergangenen Samstagmittag hat die Gruppe deshalb zu einem Informationsspaziergang entlang der Baulogistikstraße geladen. Auch wenn sie selbst die Flagge der Stuttgart-21-Gegner hoch hält, stellt Claudia Jechow gleich am Anfang klar: „Das ist keine angemeldete Demonstration, das ist ein informativer Stadtteilrundgang.“ Nicht jeder, der hier mitlaufe sei zwangsläufig gegen das Bahnprojekt.

Rund 100 Interessierte und direkt Betroffene sind gekommen, um den Ausführungen von Hans-Jörg Jäkel zu lauschen, der den Rundgang leitet. Der Ingenieur ist Informatiker, seit Beginn an aber am großen Bahnprojekt interessiert: „Am Anfang fand ich das eine tolle Sache, bis ich erkannt habe, dass das Bauvorhaben ein Fehler ist.“

Lastwagen vor den eigenen Wohnzimmern

Es geht an diesem Mittag explizit um die Baulogistikstraße. Grund hierfür ist eine Informationsveranstaltung im Martinsgemeindehaus vor etwa einem Jahr. Damals erläuterte die Deutsche Bahn, wie die Baulogistik im Nordbahnhofviertel geplant sei, wie und wann Baustraßen, Brücken und Lärmschutzwände gebaut werden würden. „Die Fristen sind lange schon verstrichen“, sagt Hans-Jörg Jäkel. Von einer funktionierenden Baulogistik sei man noch weit entfernt – zum Leidwesen der Anwohner.

„So lange die Logistikstraße nicht funktioniert, fahren die Lastwagen an unseren Wohnzimmerfenstern vorbei“, sagt Claudia Jechow, die einige fachliche Ausführungen von Hans-Jörg Jäkel während des gut zweistündigen Rundgangs um persönliche Geschichten ergänzt. Vor ein paar Nächten habe sie zum ersten Mal das Bauinformationstelefon angerufen, sagt sie, nachts um halb eins sei das gewesen, die Lkw hätten sie nicht schlafen lassen. „Aber helfen konnte man nicht wirklich.“

Von einer Lärmschutzwand ist nichts zu sehen

Der Rundgang führt von der Haltestelle Eckartshaldenweg bis zur Wolframstraße. Zwischendurch geht es die Rosensteinstraße entlang. Hans-Jörg Jäkel weist dort auf den Hang unterhalb der Gleise hin, der derzeit befestigt werde, um oberhalb eine stabile Baulogistikstrecke bauen zu können. „Eigentlich sollte dort schon eine Lärmschutzwand stehen, damit die Bewohner der Rosensteinstraße geschützt werden“, sagt er. Davon sei aber noch nichts zu sehen. Auch sei die Straße aufgrund der Bauarbeiten verengt worden, sodass eine Ampel den Verkehr regeln muss.

Dass es bei Großprojekten Verzögerungen gibt ist klar, Hans-Jörg Jäkel aber bemängelt während des Rundgangs: „Es gibt viele Kleinigkeiten, die ohne großen Aufwand gemacht werden können.“ Er verweist auf einen Bolzplatz, der weichen musste und an anderer Stelle wieder aufgebaut worden ist. „Auch dieser Bau hat sich verzögert, obwohl das kein Hexenwerk ist“, sagt er. „Das zeigt, wie hier mit Menschen umgegangen wird.“ Unfassbar, sagt er am Ende der Führung, wie so etwas geplant und genehmigt werden konnte.