Noch immer wissen Oper und Ballett nicht, wo sie während der mehrjährigen Sanierungsdauer des historischen Littmann-Baus gastieren. Klar ist nur: Es wird nicht auf dem Stuttgart-21-Areal sein.

Stuttgart - Der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater will die beiden verbliebenen Standorte für eine Interimsoper für die auf fünf Jahre veranschlagte Dauer der Sanierung des Großen Hauses nochmals einer vertieften Prüfung unterziehen, bevor im November eine definitive Entscheidung fällt. Das gaben Kulturministerin Theresia Bauer und Stuttgarts OB Fritz Kuhn (beide Grüne) am Montag im Anschluss an die Sitzung des Gremiums bekannt.

 

Bei den beiden Standorten handelt es sich um das ehemalige Paketpostamt an der Ehmannstraße am Rosensteinpark und um ein Grundstück des Daimler-Konzerns beim Mercedes-Museum. Wie unsere Zeitung zuvor bereits berichtet hat, sind zwei weitere Standorte in der City definitiv aus dem Rennen: Das Areal an der Ecke Willy-Brandt-Straße/Schillerstraße wurde wegen bestehender terminlicher Unsicherheiten bezüglich der Fertigstellung des S-21-Tiefbahnhofs und wegen absehbarer Probleme bei der Gründung eines Gebäudes an dieser Stelle aussortiert, ein weiteres Areal zwischen Planetarium und Innenministerium war für zu klein befunden worden

Hinter den Kulissen gibt es allerdings nach wie vor Diskussionen darüber, ob nicht doch noch ein opernnaher Standort gesucht werden soll. Kuhn sagte, man werde Ende Juli in einer nicht öffentlichen Sitzung die Stadträte nochmals darüber informieren, warum etwa Standorte wie der Eckensee, der Akademiegarten oder das Gelände des Königin-Katharina-Stifts verworfen worden seien. Insbesondere die SPD-Vertreter im Verwaltungsrat hatten nach Informationen unserer Zeitung für einen weiteren innerstädtischen Suchlauf plädiert. Im Abschluss-Kommuniqué der Sitzung heißt es, die städtischen Verwaltungsratsmitglieder seien aufgefordert, bis Ende Juli innerstädtische Flächen vorzuschlagen, die für eine Prüfung noch in Frage kämen. Kuhn ließ aber durchblicken, dass er keinen neuen Standortsuchlauf wolle: „Wir werden in Erinnerung rufen, warum wir diesen oder jenen Standort bereits abgelehnt haben.“ So hatten Kuhn und sein Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne), aber auch die Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) und die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) bereits erklärt, dass etwa am Standort des Königin-Katharina-Stifts nicht gerüttelt werde.

Die SPD hat unterdessen deutlich gemacht, dass sie eine Nutzung des früheren Paketpostamts an der Ehmannstraße über die Zeit einer möglichen Interimsnutzung als Übergangsoper hinaus rigoros ablehnt. Der Erhalt des Gebäudes, das dann eventuell für andere kulturelle Zwecke zur Verfügung stünde, stehe im diametralen Gegensatz zum städtebaulichen Konzept einer Parkerweiterung an dieser Stelle, heißt es in einem Antrag der Gemeinderatsfraktion.

Die Freien Wähler wiederum, die sehr früh das Areal an der Ehmannstraße ins Spiel gebracht hatten, geben zu bedenken, der Ballettsponsor Porsche könne verschnupft reagieren, falls eine Interimsspielstätte vor der Haustür des Konkurrenten Daimler realisiert würde. Auch die Intendanz der Staatstheater favorisiert den Standort Ehmannstraße. Die Stadt müsste das Areal allerdings erst der Post abkaufen