Peter Brenner, Geschäftsführer des Zweckverbandes Flugfeld Böblingen/Sindelfingen, zieht ein positives Resümee seiner ersten zwölf Monate.

Dass die Aufgabe 'interessant' und 'vielfältig' sein würde, damit hatte Peter Brenner schon gerechnet, als er im Januar des zurückliegenden Jahres von Olaf Scholz den Posten des Flugfeld-Geschäftsführers übernahm. Weniger gefasst war er darauf, dass sein neuer Job auch so manche Überraschung für ihn, den ehemaligen Banker, bereithielt. 'In einer meiner ersten Sitzungen ging es um den Bau eines Verkehrsknotenpunktes mit einer Signalanlage. So etwas hatte ich noch nie vorher gemacht', erinnert er sich an seine ersten Gehversuche als neuer Geschäftsführer des Flugfeldes. Peter Brenner war darauf vorbereitet, dass der Job, der ihn erwartete, nicht leicht werden würde.

 

Sein Vorgänger musste unter anderem auch deshalb seinen Stuhl räumen, weil er mit den beiden Zweckverbandsvorsitzenden, den Oberbürgermeistern von Böblingen und Sindelfingen, wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Geschäftspolitik aneinandergeraten war. 'Wenn zwei Städte mit unterschiedlich großen Anteilen an einem Entwicklungsgebiet - Böblingen gehören zwei Drittel, Sindelfingen ein Drittel der Fläche - so ein Projekt angehen, gibt es zwangsläufig unterschiedliche Meinungen und Interessen', relativiert Peter Brenner die Vorgänge aus der Vergangenheit. Er sieht seine Rolle schon deshalb eher als die eines Moderators. 'Und das gelingt mal besser und mal schlechter', meint er mit einem Augenzwinkern. Grund zum Klagen haben die beiden Oberbürgermeister derzeit ohnedies nicht.

"Viele Unternehmen investieren heute lieber in die eigene Scholle"

Die Vermarktung der Gewerbeflächen durch den Zweckverband auf dem Flugfeld läuft bestens. Nach der Ankündigung der Daimler-Tochter MBtech, ihren neuen Firmenhauptsitz auf einer Fläche von 30 000 Quadratmetern im Flugfeld-Gewerbegebiet Am Wall zu errichten, folgten im vergangenen Jahr kurz darauf der DRK-Kreisverband mit Kreisgeschäftsstelle und Rettungswache, die Schweizer Kistler-Gruppe, die im Bereich der Mess- und Regeltechnik tätig ist, die deutsche Niederlassung der Star Group sowie das Ingenieurbüro Stoll + Kollegen. Noch einmal so viele Flächen sind darüber hinaus reserviert.

Darunter auch die Fläche für ein mögliches Großklinikum. Ob das allerdings kommt, steht noch in den Sternen. 'Unsere Wahrnehmung ist aktuell, dass das Thema politisch noch nicht entschieden ist', gibt sich Peter Brenner diplomatisch. Die jüngsten Vermarktungserfolge, die zumindest im gewerblichen Bereich zuletzt seinem Vorgänger verwehrt blieben, führt Brenner vor allem auf die aktuelle Staatsfinanzenkrise zurück und auf die 'gute Vorarbeit' seines Vorgängers. Andererseits: 'Viele Unternehmen investieren heute lieber in die eigene Scholle und suchen für ihren Firmensitz einen geeigneten Standort', stellt er fest. Zunehmend erreichen Brenner auch Anfragen von mittelständischen Unternehmen aus der Landeshauptstadt, denen der Platz zur Expansion fehlt oder weil man sich die hohen Grundstückskosten in der Landeshauptstadt nicht leisten kann oder auch nicht will. Nachgefragt werden von den Stuttgarter Unternehmen auf dem Flugfeld dabei derzeit vor allem Flächen zwischen 2000 und 8000 Quadratmetern.

Diese Attraktivität schätzen offenbar auch immer mehr Stuttgarter, die es mangels geeigneter Wohnangebote in der Landeshauptstadt in das neue Wohnquartier auf dem Flugfeld zieht. 'Über 60 Prozent der Bewohner kommen aus der Landeshauptstadt.' Brenner freut sich dabei besonders darüber, dass es vor allem junge Familien mit Kindern sind, die das neue Quartier mit Leben füllen. Allerdings gibt es auch auf dem Flugfeld Böblingen/Sindelfingen nichts geschenkt. 'Wir haben unsere Preise nicht reduziert', sagt Brenner, 'auch wenn der eine oder andere Marktteilnehmer sich das gewünscht hätte.' Lediglich im Mittelstandsquartier habe man die Quadratmeterpreise von 280 auf 250 Euro leicht nach unten korrigiert.

"Qualität hat eben ihren Preis"

Damit sollen vor allem junge und kleine Unternehmen angesprochen werden, sich im geplanten Mittelstandsquartier auf dem Flugfeld anzusiedeln. Brenner sieht sich mit seinen Grundstückspreisen ansonsten durchaus marktkonform. Schließlich habe man mit der A 81 und dem Bahnhof, von dem aus man in 25 Minuten den Stuttgarter Hauptbahnhof erreichen kann, sowie einem attraktiven Landkreis auch einiges zu bieten. 'Qualität hat eben ihren Preis', gibt er sich selbstbewusst. Trotz der Vermarktungserfolge im vergangenen Jahr wird es noch Jahre dauern, bis alle Flächen auf dem Flugfeld verkauft sind.

'Wir stehen allerdings beim Verkauf der Grundstücke nicht unter Druck', sagt Brenner. Nach wie vor gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Schließlich sei das Ziel des Zweckverbandes, hoch technisiertes Gewerbe anzusiedeln, das den beiden Städten nachhaltig Gewerbesteuer, vor allem aber auch Arbeitsplätze bringe. Allerdings könnte dem Flugfeld auch ein bisschen Internationalität nichts schaden, meint Brenner. Vorbildlich ist für ihn in diesem Sinne das German Centre in Peking. 'Ein Asienhaus auf dem Flugfeld, in dem internationale Kontakte geknüpft und Beziehungen gepflegt werden könnten, ist bislang nur eine Zukunftsvision, aber wer weiß . . .', so Peter Brenner mit Blick auf die Zukunft.

Der gelernte Banker hat mit seiner im vergangenen Jahr aufgenommenen Tätigkeit auf dem Flugfeld Neuland betreten. 'Ich habe ein Jahr lang sehr viel zugehört, gelesen und gelernt.' Ohne dieses tolle Team hier wäre vieles nicht so reibungslos gelaufen, lobt er seine Mitarbeiter, um dann abschließend noch festzustellen: 'Vielleicht liegt es auch daran, dass wir alle ein bisschen Flugfeld sind.'