Für die Interkulturelle Begleitung von Familien werden besonders in Zuffenhausen, Weilimdorf, Stammheim und Feuerbach werden noch Frauen gesucht, die sich rund zwei Stunden in der Woche ehrenamtlich engagieren möchten.

Stuttgarter Norden - Das Fremde etwas heimatlicher machen, ein klein wenig Unterstützung im Alltag bieten und selbst Kontakt zu Familien aus anderen Kulturkreisen knüpfen: Seit rund acht Jahren bietet die Dienststelle Elternseminar der Stadt Stuttgart die Interkulturelle Begleitung für Familien mit Zuwanderungsgeschichte an. Profitieren können dabei nicht nur die Familien, sondern auch die Begleiterinnen. Die Nachfrage nach letzteren ist groß. Besonders in Zuffenhausen, Weilimdorf, Stammheim und Feuerbach werden noch Frauen gesucht, die sich rund zwei Stunden in der Woche ehrenamtlich engagieren möchten.

 

Hülya San von der Abteilung Elternseminar im Stuttgarter Jugendamt weiß, dass Familien mit Zuwanderungsgeschichte sich oft schwer tun, mit Deutschen in Kontakt zu kommen. „Wir haben Familien, die zu 90 Prozent keinen oder kaum Kontakt haben“, sagt sie. Dieses Problem hat man bei der Stadt schon vor Jahren erkannt und das Konzept der Interkulturellen Begleitung entwickelt. Zielgruppe sind Frauen, Kinder und Familien, die sich einen regelmäßigen Kontakt zu einer deutschen oder Deutsch sprechenden Frau wünschen.

Interesse an Menschen aus anderen Kulturen

Die Ehrenamtlichen wiederum sollten vor allem Interesse an Menschen aus anderen Kulturen haben. Hier betont Hülya San aber, dass man vorab sagen dürfe, wenn man etwas nicht will. Das gelte sowohl für den Kulturkreis als auch für den Fall, ob man sich um ein Kind, eine Frau oder eine ganze Familie kümmern wolle. Susanne Seeger aus Bad Cannstatt etwa begleitet seit rund einem Jahr einen chinesischen Jungen. Dass eines der Spezialgebiete der 57-jährigen Verlagsmitarbeiterin China ist, war reiner Zufall. Von dem Angebot las sie in der Zeitung. „Ich hatte schon immer Interesse an anderen Kulturen, bin viel gereist“, sagt Seeger, die sich seit Jahren, etwa beim Kinderschutzbund, ehrenamtlich engagiert. Mit ihrem sieben Jahre alten Schützling aus Feuerbach geht sie mal ins Theater, mal ins Ballett oder sie spielen etwas. „Der Junge ist sehr aufgeschlossen. Die Mutter wollte jemanden, der mit ihm deutsch spricht“, sagt Seeger. Mit Kindern habe sie gerne zu tun: „So bleibt man an der jungen Generation dran.“

Ähnlich erlebt es Doris Berger aus Feuerbach, die auch vor rund einem Jahr beschlossen hat, sich zu engagieren. „Ich bin viel gereist, habe im Ausland gelebt und habe selbst viel Hilfsbereitschaft erfahren“, sagt sie. Nun könne sie etwas zurückgeben. Sie begleitet eine syrische Familie mit zwei Kindern.

Begleiterinnen sind keine Sozialarbeiterinnen

Hilfe konnte sie leisten, in dem sie die Frau zum Arzt begleitet hat oder dem Mann mit der Anmeldung im Sportverein helfen konnte. „Ich kann Dinge viel schneller klären, da ich sie natürlich besser verstehe“, betont sie. Doch auch sie profitiere: „Ich hätte sonst nie eine syrische Familie kennengelernt.“ Der Kontakt sei befruchtend. Zudem lege man eigene Vorurteile ab.

Alles, was man mache, basiere auf Freiwilligkeit. „Absprachen sind aber wichtig und sollten eingehalten werden“, erklärt San. Die Begleiterinnen seien keine Sozialarbeiterinnen. Auf ihre Aufgabe werden sie dennoch vorbereitet. An vier Abendterminen widmet sich ein Vorbereitungskurs interkulturellen Themen, rechtlichen Aspekten und man setzt sich mit eigenen Prägungen, Vorurteilen und Stereotypen auseinander. Dann folgen bald Vermittlungsvorschläge und ein erstes Kennenlernen, bei dem eine Mitarbeiterin dabei ist. Stimmt die Chemie, kann es losgehen. „Man sollte sich für ein Jahr Zeit nehmen. Im Durchschnitt werden es aber zwei“, sagt San.

Infos: Wer sich für die Interkulturelle Begleitung von Familien interessiert, kann sich an Christine Heppner unter der Telefonnummer 0711 / 21 68 03 35 oder auch via E-Mail an hristine.heppner@stuttgart.de wenden.