Der Regionalverband treibt das Projekt einer Internationalen Bauausstellung in Stuttgart und dem Umland voran. Heute soll die Gründung eines Projektbüros beschlossen werden. Die Zustimmung der Regionalräte gilt als sicher. Doch was macht die Stadt Stuttgart?

Stuttgart - Die vor einem Jahr von Experten entwickelte Idee für eine Internationale Bauausstellung (IBA) in Stuttgart und der Region nimmt konkrete Formen an. Heute wird der regionale Wirtschaftsausschuss darüber befinden, ob die Wirtschaftsfördergesellschaft der Region (WRS) ein IBA-Projektbüro aufbaut. Dafür soll die WRS im kommenden Jahr 357 000 Euro aus dem Haushalt des Verbands Region Stuttgart erhalten: 300 000 Euro dienen direkt der Projektförderung mit mindestens drei Stellen, 57 000 Euro sind daraus zu bezahlende Umsatzsteuer. Eine Zustimmung des Gremiums gilt als sicher. Allerdings sollen, um „voll arbeitsfähig zu sein“, rasch Sach- und Personalmittel in gleicher Höhe von Partnern eingeworben werden.

 

Auch die Stadt Stuttgart, die mit dem Rosensteinviertel eine Kernzone der IBA einbringen soll, sieht die Entwicklung grundsätzlich positiv, wird sich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beteiligen. „Die Idee einer Internationalen Bauausstellung ist ein interessanter Ansatz. Ich bin darüber mit Herrn Bopp (Regionalpräsident, d. Red.) und Frau Dr. Schelling (Regionaldirektorin, d. Red.) im Gespräch“, sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der für die Grünen auch im Regionalparlament sitzt. „ Ob eine IBA in Zusammenhang mit dem Rosensteinquartier sinnvoll ist, hängt ganz entscheidend von der Themenstellung ab“, erklärte Kuhn. Die Stadt starte jetzt eine informelle Bürgerbeteiligung über die künftige Ausgestaltung des Rosensteinviertels. „Dabei wird auch das Thema IBA aufgeworfen. In etwa einem Jahr können wir das entscheiden. Darüber habe ich die Region unterrichtet“, sagte der Oberbürgermeister der StZ.

Region setzt auf die Beteiligung Stuttgarts

Auch wenn Konzeption und Thematik der IBA noch entwickelt werden müssen, setzt die Region schon darauf, dass das durch Stuttgart 21 frei werdende Rosensteinviertel am gleichnamigen Park im Norden der Landeshauptstadt zusammen mit den bestehenden Nachbarstadtbezirken das IBA-Kerngebiet wird. Die regionale Ausrichtung soll durch weitere Gebiete in Städten und Kommunen der Region Stuttgart erreicht werden. Welche Gemeinde dabei mit welchem Gebiet welche Rolle spielt, ist aber noch offen. „Eine IBA ist ein Jahrhundertprojekt mit dem Potenzial, die Region, besonders die Stadt-Umland-Beziehungen, nachhaltig zu gestalten und Vorbild zu sein für andere Ballungsräume weltweit“, heißt es in einer Vorlage zur Sitzung am Mittwoch. Weil dafür eine enge Abstimmung mit der Stadt Stuttgart, aber auch mit anderen Kommunen aus der Region und weiteren Partnern wie Universitäten, Architekten- und Umweltverbänden, der Wirtschaft und Kultur und den Bürgern vor Ort nötig sei, soll von der regionalen Wirtschaftsfördergesellschaft, die als GmbH organisiert ist, das Projektbüro aufgebaut werden. Dessen Aufgabe: „In den nächsten zwei bis drei Jahren die gemeinsame Konzeption in einem partizipativen Prozess entwickeln“.

Über den thematischen Zuschnitt freilich wird noch gerungen werden. Der neue Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) kann sich vorstellen, das Zusammenleben von Arm und Reich in den Mittelpunkt zu stellen. Die Region setzt – qua Funktion verständlich – auf die Frage, wie sich eine Kernstadt und ihr Umland entwickeln können, wenn es um Wohn- und Arbeitsplätze sowie Mobilität geht. In einer Veranstaltung mit Werner Durth von der Technischen Universität Darmstadt, der sich intensiv mit den Internationalen Bauausstellungen beschäftigt, haben die Teilnehmer jedenfalls herausgehört, dass der „IBA-Papst“ die Region für prädestiniert für eine Bauausstellung hält. Überzeugend finde er vor allem den regionalen Ansatz, aber auch die historische Perspektive mit der Weißenhofsiedlung, die im Jahr 1927 im Rahmen einer IBA entstand.

Regionaler Ansatz und historische Perspektive

Auch der Regionalpräsident Thomas Bopp, als Architekt dem Thema ohnehin nahe, macht sich für die IBA mit dem regionalen Ansatz stark – nicht nur aus fachlichen Gründen. Der Region, so der CDU-Politiker, werde es guttun, wenn sie sich hinter einem positiv besetzten Projekt versammeln könne. Viele in der Region sehen nun die Stadt Stuttgart am Zug. Der Freie-Wähler-Regionalrat und Waiblinger OB Andreas Hesky hatte erst vor kurzem erklärt, er bedauere deren passive Haltung: „Stuttgart muss viel stärker seine Bedeutung als Landeshauptstadt herausstellen“, forderte er.