Auf der Internationalen Funkausstellung Ifa in Berlin dreht sich vieles um die Vernetzung von Geräten. Ein Überblick zu den wichtigsten Trends bei der Konsumelektronik.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Auf rund 150 000 Quadratmetern sind auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin vom 4. bis 9. September die Neuheiten der Konsumelektronik zu sehen. Ein Überblick zu den wichtigsten Trends.

 

Fernseher – noch schärfere Bilder

Die TV-Hersteller und der Handel haben ein Problem: Der Markt ist gesättigt, die Nachfrage sinkt, es sind neue Kaufanreize nötig. Immer größer, schärfer und dazu auch noch gekrümmt, das ist der Trend bei den TV-Geräten. Die Frage allerdings ist, ob sich Verbraucher überzeugen lassen, wegen ein paar Pixel oder Zentimeter mehr ein teures neues Modell  zu kaufen. Zudem  gibt es bestens ausgestattete Geräte mit Bildschirmdiagonalen von 141 Zentimetern (55 Zoll) selbst als Markengerät für deutlich unter 1000 Euro. Zwar sind technisch auch Fernseher mit zwei Meter Diagonale und darüber machbar aber wer hat dafür das passende Wohnzimmer und das nötige Kleingeld? Die Zahl der Kunden dürfte übersichtlich sein. Deshalb setzt die Branche auf schärfere statt größere Fernseher. Die neue Technik „Ultra-HD“ liefert mit acht Millionen Bildpunkten eine nochmals vier Mal höhere Auflösung.

Bei teuren Geräten gehört UHD schon zum Standard. Doch ob es gelingt, Kunden in größerer Zahl davon zu überzeugen, ihren HD-Fernseher vorzeitig auszutauschen, ist fraglich, denn bis es in nennenswertem Umfang interessante Programme und Spielfilme im neuen Format geben wird, dauert es noch einige Zeit. Es ist also für Verbraucher keine Eile geboten, auch wenn die Industrie lautstark für das neue  Format trommelt. Gekrümmte TV-Bildschirme sollen den Raumeindruck verbessern, doch der Blick in die Biegung überzeugt nicht wirklich. Auf der diesjährigen Ifa sind nun Geräte zu sehen, bei denen man per Knopfdruck und Motor je nach Wunsch aus der gewölbten  wieder eine ebene   Oberfläche machen kann. Wenig wahrscheinlich, dass sich solche Ideen am Markt durchsetzen, denn die Geräte werden durch solche Zusatzfunktionen, die kaum wirklich genutzt werden, unnötig teuer. Ein Beispiel dafür ist auch 3-D, das auch im Heimkino nicht zum großen Renner geworden ist, weil die nötigen Extrabrillen das dreidimensionale Fernseherlebnis ziemlich umständlich machen.

Smart-TV – noch mehr Apps

Der Fernseher soll wie das Smartphone zum digitalen Alleskönner werden. Doch so richtig überzeugt sind die Verbraucher davon nicht. Zwar ist fast jedes neue Modell inzwischen vernetzbar und onlinefähig, meist per Funktechnik Wlan. Aber für Chats, soziale Netzwerke oder Online-Spiele werden zumeist andere Geräte wie Smartphones, Tablets oder der PC genutzt. Wer mit dem Fernseher den Internetanschluss nutzt, schaut lieber in Mediatheken der TV-Sender, Clips bei Youtube oder Filme auf Abruf bei Online-Videotheken.   Ein erheblicher Teil des TV-Publikums hält die Nutzung der neuen Angebote aber für uninteressant oder für zu kompliziert, das zeigen  Branchenumfragen. Die Branche  verspricht Besserung und will mit neuen Konzepten die Nutzung vereinfachen.

Vor allem Apps sollen wie beim Smartphone die Anwendungen erleichtern.  Für manche Fernseher  gibt es bereits einige Hundert solcher Programme vom Wetterbericht bis zu aktuellen Nachrichten. Je  nach Hersteller funktioniert die Bedienung unterschiedlich, weil verschiedene Betriebssysteme zum Einsatz kommen. Einige große Marken setzen auf das bewährte Google-Betriebssystem Android, das vielen Nutzern von Smartphones vertraut ist.

Vernetzung – noch mehr smarte Geräte

In der Welt der Zukunft soll auch im eigenen Zuhause alles vernetzt  sein. Man soll die gesamte Heimtechnik bequem per Smartphone oder Tablet steuern und kontrollieren, von der Wasch- und Kaffemaschine über die Heizung und Belüftung bis zu den Rollläden und der Gartenbewässerung. Die  Industrie hofft seit Jahren auf Riesengeschäfte. Doch bei nicht wenigen technischen Lösungen ist fraglich, wer sie im Alltag wirklich braucht. Zudem fehlen einheitliche Standards  und einfache Bedienkonzepte für die komplexe Technik. Schon wer daheim Fernseher, PC, Tablet und Smartphone vernetzen will, wird feststellen, dass man an vielen Stolpersteinen scheitern kann. Wenn der heimische  Gerätepark aber erfolgreich installiert ist, kann es viel Freude bereiten, Musik und Filme bequem von zentralen Speichern daheim oder im Internet abzurufen. Auf die drahtlose Übertragung setzen viele Gerätehersteller. So können neue Kameras und Camcorder ihre Aufnahmen direkt ins Wlan-Heimnetz und von dort auf den Fernseher senden. Auch Internetradios, die Tausende Sender aus der ganzen Welt empfangen, sind ein Trend. Ebenso gehört der Internetanschluss  bei teureren Audioanlagen zum guten Ton.

Mobile Geräte – noch mehr Technik

„Wearables“ sollen ein ganz großer Trend werden. Man versteht darunter digitale Geräte, die man wie eine Uhr trägt, um damit zum Beispiel Herzfrequenz und Puls zu überwachen. Das ermöglicht eine Vielzahl von Anwendungen wie die Kontrolle der Fitness und die Erstellung individueller Lauf- und Bewegungsprogramme per App. Auf der Ifa gehören solche „Smart Watches“ und Fitness-Armbänder zu den mit viel Aufwand  beworbenen Produkten. In einem gesonderten Bereich werden mögliche Anwendungen präsentiert. So ruhen auf der Telemedizin große Hoffnungen. Ältere Menschen sollen länger selbstständig zu Hause leben können, weil zum Beispiel ein Schwächeanfall schnell von der Technik registriert und an Angehörige oder Betreuer gemeldet werden könnte. Zu den gefragtesten mobilen Geräten zählen Kopfhörer. Der einfache Ohrstöpsel als Zubehör  zum Smartphone  ist vielen nicht mehr gut genug. Da die Player immer besseren Sound liefern, sollen auch die Kopfhörer vom Feinsten sein. Die Hersteller haben viele Modelle für die mobile Anwendung optimiert. Besonders leichte und klappbare Ausführungen sowie eine Außengeräusch-Unterdrückung und sogar die Lautstärkesteuerung per Handgeste gibt es bereits.