Beim Internationales Kochkurs der Gruppe bunt gibt es Speisen aus aller Herren Länder. Diesmal wurde es besonders exotisch: Albrecht Kurz kochte schwäbisch.

Plieningen - Liebe geht durch den Magen, ist in roten Lettern auf die weiße Schürze gestickt, die sich die Hobby-Köchin umbindet. Gerade ist der Startschuss beim Internationalen Kochkurs in der Schulküche der Körschtalschule gefallen. Rund dreimal im Jahr wird das gemeinsame Werkeln am Kochtopf von der Gruppe Bunt organisiert. Bunt (Bürger unterschiedlicher Nationalitäten treffen sich) ist eine Initiative, die Angebote schafft, um Ausländern bei der Integration zu helfen.

 

Traditionelle Speisen aus aller Herren Länder wurden in den vergangenen sieben Jahren bereits zubereitet. „Dieses Mal wird es richtig exotisch“, erzählt Bunt-Leiterin Anastasia Schmid und grinst. „Wir kochen schwäbisch“, sagt die Griechin und lacht herzlich. Albrecht Kurz, der mehr als 30 Jahre lang die Mobile Jugendarbeit in Plieningen geleitet und Bunt mitgegründet hat, gibt heute das lebende Kochbuch für eingelegtes Kalbfleisch mit grünem Salat und Ofenschlupfer zum Nachtisch.

Tränen wegen der Zwiebeln

An die Töpfe – fertig – los. An vier Kochinseln in der großen Schulküche fangen die knapp zwanzig Teilnehmer in Teams an, zu schnibbeln, zu waschen, zu braten. Anastasia Schmid wirkt plötzlich nicht mehr so fröhlich, dicke Tränen kullern ihre Wangen hinunter. Ein Blick auf die Hände verraten warum: Sie hackt Zwiebeln. Eines macht die Leiterin allerdings wirklich traurig: Außer einer weiteren Griechin, ist sie heute die einzige Teilnehmerin mit Migrationshintergrund. Sogar die ausländischen Damen, die selbst schon vorgekocht haben, seien nur schwer zu halten, sagt sie.

An Teilnehmern mangele es bei den Kursen dennoch nie. „Manchmal müssen wir sogar Leute abweisen“, sagt Schmid. Warum der Kurs am besten von allen Bunt-Angeboten läuft, weiß sie: „Essen ist Kultur, das interessiert jeden“. Tatsächlich plaudern schon nach wenigen Minuten die eben noch fremden Teilnehmer fröhlich miteinander, als würden sie sich ewig kennen.

Das erste Mal dabei

Eckhart Brachner hackt Rosinen für den Nachtisch. Er sei heute das erste Mal dabei , erzählt der 62-Jährige. „Meine Frau hat mich dazu eingeteilt“, sagt er und lächelt ihr zu. Dass beide zusammen in der Küche stehen, sei selten. „Sie lässt mich sonst nicht mitmachen“, erzählt Brachner. Deshalb koche der Wochenendpendler lieber in seiner eigenen Küche. Schwäbisch habe er aber noch nie ausprobiert.

Darum folgt er den Anleitungen von Albrecht Kurz für den perfekten Spätzleteig ganz aufmerksam. „Er muss Blasen werfen und Fäden ziehen“, ruft Kurz nach mühsamer Rührarbeit mit dem Kochlöffel. Dazu führt er vor, wie der Teig zäh vom Löffel reißt. Dann beginnt er mit der Kür: Mit geübten Händen schabt er gleichmäßig Spätzle vom Brett ins kochende Wasser. „Nur faule Hausfrauen nehmen die Spätzlepresse“, sagt der 62-Jährige und grinst die Frauen an, die ihm bewundernd über die Schulter schauen. Dann gesteht er: „Meine Mutter hat mir früher immer Birkel-Spätzle gekocht, weil ich die selbst gemachten nicht gegessen habe.“

Beim Essen herrscht plötzlich Stille

Nach rund zwei Stunden ist es schließlich vollbracht. Das Kalbfleisch ist weich gekocht und verbreitet einen herrlichen Duft, der Ofenschlupfer backt im Ofen, die Kräuter für den Salat sind gehackt. Hungrig gesellen sich die Kursteilnehmer an die beiden Tische. Als das Essen verteilt ist, wird es plötzlich ganz still im Raum. Nur ein einstimmiges „Mhhhhhhh“, und das Klappern des Bestecks sind zu hören.

Anastasia Schmid lächelt zufrieden. Wieder neigt sich ein harmonischer und erfolgreicher Kochabend dem Ende zu, jetzt muss nur noch abgespült werden. „Bunt ist am Leben, das sehen Sie hier“, sagt die Leiterin der Gruppe erfreut. Es geht eben nicht nur die Liebe durch den Magen – sondern auch die Völkerverständigung.