Bei fünf Bewerbern kann natürlich nur einer gewinnen. Doch mit mehr politischer Unterstützung hätte Karlsruhe womöglich bessere Chancen auf das Internet-Institut gehabt, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Wenn fünf das Gleiche wollen, kann es nur einen Sieger geben. Berlin hat also das Rennen um das Deutsche Internet-Institut gemacht, Karlsruhe und drei weitere Bewerber schauen in die Röhre. Mag sein, dass das Konsortium aus der Hauptstadt wirklich das beste Konzept vorgelegt hat. Doch solche Prestigeprojekte werden erfahrungsgemäß nie rein fachlich entschieden, sondern immer auch politisch flankiert.

 

Die Zweifel, wie geschickt sich die baden-württembergische Landesregierung dabei angestellt hat, werden durch die Abfuhr noch verstärkt. Da gab es eine formal zuständige Wissenschaftsministerin, deren Lobbyarbeit derart dezent ausfiel, dass davon kaum etwas zu bemerken war. Da gab es einen explizit für Digitalisierung zuständigen Innenminister, an dem die Bewerbung offenbar völlig vorbeilief. Und da gab es einen Ministerpräsidenten, der erst kurz vor knapp aufwachte und dann eilends einen Unterstützerbrief losschickte, auf dass man ihm kein Versäumnis ankreiden könne. Eine überzeugendes, abgestimmtes Vorgehen hätte anders ausgesehen.

Abgestimmte Arbeitsstrukturen nötig

Es ist ja wahr, dass die Digitalisierung alle Ressorts berührt. Aber wenn es darauf ankommt wie beim Internet-Institut, sollten sie nicht unabgestimmt nebeneinander her werkeln, sondern an einem Strang ziehen. Es reicht nicht, ständig den Stellenwert des digitalen Wandels zu beschwören. Die Regierung muss sich auch geeignete Strukturen für den Umgang damit geben.