Autohersteller wetteifern um den Vorsprung bei der Entwicklung eigenständig fahrender Fahrzeuge. Dieter Zetsche sieht Daimler in Sachen Innovation gleichauf mit den Pionieren bei Google – und kritisiert auf der Internetkonferenz Republica die Entwickler der Suchmaschine.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Berlin - Einen Führerschein haben sie fast alle im Saal, da stehen die Zuschauer auf. Als der Moderator aber die Republica-Besucher fragt, wie viele sich in ein selbstständig fahrendes Auto setzen würden, erhebt sich gerade einmal die Hälfte im Raum. Selbst bei technikbegeisterten Zuschauern ist das Geisterauto noch Zukunftsmusik. Bis alle rechtlichen Hürden genommen seien und die Fahrzeuge völlig unfallfrei fahren, werde es noch eine Weile dauern, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Dienstag auf der Bloggerkonferenz in Berlin. Er verspricht aber: „Die komplette Autonomie wird kommen.“

 

Die Pioniere auf diesem Feld sind die Entwickler bei Google. Längst weitet der Suchmaschinenprimus sein Geschäftsfeld aus: Im US-Bundesstaat Nevada testet der das Unternehmen seit Mai vergangenen Jahres selbstständig fahrende Fahrzeuge mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde. Digitale Karten übermitteln das Geschwindigkeitslimit an den Computer, Laser-Sensoren überprüfen die Umgebung und warnen vor Hindernissen. Die Fahrzeuge nehmen am regulären Straßenverkehr teil.

Im Gegensatz zur Laser-Technik setzt Daimler auf ein System aus Radar und Kameras, um die Straße abzutasten. Dieter Zetsche kritisiert die Entwickler bei Google. Deren Teleskop-Aufbau auf dem Dach der Google-Fahrzeuge sei schlicht überdimensioniert: „Das Google-Auto sieht aus wie eine Mondlandefähre.“ Zudem koste das Gerät doppelt so viel wie das komplette Auto unter dem Laser-Aufbau. „Wir wollen etwas, was marktfähig ist.“ Im Vergleich mit den Wettbewerbern wie Google, Audi und BMW hat der Autobauer aus Stuttgart nach eigenen Angaben aufgeholt. „Wir sind heute auf dem technisch gleichen Stand wie Google, nur kostengünstiger“, sagte der Daimler-Vorstandsvorsitzende.

iPhone wird nicht der neue Bordcomputer

Von der Utopie, dass das Smartphone der Fahrer den Bordcomputer ersetzt, hält Zetsche noch nicht viel. Den Bordcomputer auf das iPhone auszulagern sei sehr riskant. Bei Daimler wähle man daher den umgekehrten Weg: „Wir sind dabei, das Smartphone ins Auto zu integrieren.“ Gesteuert werden sollen die Geräte eher per Sprachbefehl. „Wir wollen den Fahrer nicht abschotten.“ Aber wir wollen, dass die Interaktion so stattfindet, damit der Fahrer nicht abgelenkt ist.

Zetsche erwähnt nicht, dass man bei der Konkurrenz mit der Smartphone-Integration im Auto wesentlich offensiver umgeht. Dort sollen gezielt technikaffine Autofahrer erreicht werden. Volkswagen versucht das mit dem iBeetle. Das Auto mit dem „i“ im Namen soll die Nähe zu den Apple-Produkten signalisieren und ist im April auf der Auto Shanghai vorgestellt worden. Der Autohersteller beschreibt das Auto als eines der ersten Fahrzeuge, das mit einer Original-Schnittstelle für das iPhone ausgestattet sein wird. Farblich ist die Ausstattung an das Apple-Design angepasst. Das Fahrzeug soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen.