Für reiselustige Rentner: über eine slowenische Internetplattform können Senioren ihre Plätze im Altersheim zeitweise tauschen – und damit günstig Urlaub der anderen Art in fremden Ländern machen.

Korrespondenten: Thomas Roser (tro)

Ljubljana - Fernweh und Reisefieber schwinden auch im hohen Alter nicht unbedingt. Selbst gebrechlich gewordene Reiselustige haben jetzt eine neue Möglichkeit, fremde Länder zu erkunden: Die neue slowenische Internetplattform „Linkedage“ vernetzt europaweit Seniorenheime und Austauschwillige. Als erste Nutzerin hat sich die 77 Jahre alte Witwe Jozica Kucera in den fernen Süden aufgemacht: Für eine Woche tauschte sie mit einem 82-jährigen Spanier ihr Zimmer. Obwohl sie nur Deutsch und Englisch spricht, genoss Jozica den Austausch in vollen Zügen. Das spanische Heim sei wesentlich einfacher ausgestattet als das in Slowenien, sagt die frühere Köchin: „Doch der Urlaub war super.“

 

Überkapazitäten in Pflegeheimen beflügeln das System

Die Idee der Plattform ist simpel: Bewohner der beteiligten Altersheime können gegen eine geringe Gebühr mit Austauschwilligen in anderen Ländern für eine oder mehrere Urlaubswochen ihr Zimmer tauschen. Die Kosten für Flug und Transport tragen sie selbst, doch Kost, Logis und vor allem die Betreuung am Zielort sind frei. Selbst betagte Touristen, die ihren Wohnplatz nicht hergeben wollen, können ein geeignetes Feriendomizil finden; häufige Überkapazitäten machen es möglich: Angeschlossene Altersheime bieten auch Mietzimmer inklusive Betreuung an, welche die Preise von normalen Hotels nicht überschreiten. Es werde gezielt in Alterswohnanlagen im gehobenen Marktsegment vermittelt, sagt die Projektleiterin Dijana Galijasevic: „Wir wollen einen gewissen Standard garantieren und holen genaue Erkundigungen ein.“

Der Autsausch belebt den Heimalltag

Die enge Zusammenarbeit mit dem Europäischen Verband der Altenheim-Direktoren erleichtert den „Linkedage“-Pionieren die Partnersuche. In Südeuropa läuft diese besser als in Mittel- und Nordeuropa. Der Austausch mit England laufe an, vor allem aber fehle es noch an Austauschheimen im deutschsprachigen Raum, sagt Galijasevic. Auch wenn die Kommunikation mit den Gästen gelegentlich eine Herausforderung sei, seien die Besucher auch eine Belebung für den Heimalltag. Austauschprofi Kucera packt nun bereits die Koffer für ihren zweiten Austausch, der sie in die kroatische Hafenstadt Umag führen wird, und freut sich auf weitere Eindrücke: „Ich bin einfach interessiert, wie alte Menschen woanders leben.“