Vor acht Monaten lag die AfD in Umfragen unter fünf Prozent, jetzt trauen ihr Demoskopen zweistellige Ergebnisse zu. Sieht sich die AfD als neue Volkspartei?
Wir sind nach wie vor eine kleine Partei, wollen aber dauerhaft eine große Volkspartei werden. Unser Anspruch ist, dass die AfD den Querschnitt der Bevölkerung repräsentiert. Da gibt es noch einiges zu tun, zum Beispiel den Frauenanteil zu erhöhen. Hier schöpfen wir unser Potenzial noch nicht aus.
Sie sagen, Sie vertreten eine liberal-konservative Politik. Was ist daran liberal-konservativ, wenn der thüringische AfD-Landesvorstand Höcke über genetisch bedingte Fortpflanzungsunterschiede zwischen Afrikanern und Europäern redet?
Der AfD-Bundesvorstand hat klargestellt, dass er von diesen Äußerungen nichts hält. Solche Vergleiche stehen außerhalb unserer Programmatik. Liberal ist die AfD deshalb, weil wir die bürgerlichen Freiheitsrechte wiedererlangen wollen. Konservativ sind wir, weil wir Werte verteidigen, die die CDU seit Langem aufgegeben hat.
In der Flüchtlingspolitik stehen Entscheidungen in Brüssel an. Was erwarten Sie sich vom EU-Gipfel?
Kanzlerin Angela Merkel sollte das tun, was sie immer eingefordert hat: Sie sollte Solidarität mit den europäischen Partnern zeigen. Die Bundesregierung ist in Europa in der Minderheit. Die Westbalkan-Staaten wollen die Grenzen schließen. Auch Österreich bereitet sich darauf vor. Die Bundesregierung sollte diesen Beispielen folgen. Wichtig ist auch, dass Deutschland die finanziellen Anreize für Migranten verringert.
Ihre Äußerungen zum Schießbefehl gegen Flüchtlinge haben viel Wirbel verursacht. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx wirft der AfD vor, neue Gräben aufzureißen. Suchen Sie die Provokation?
Eine kleine Partei hat es mit ihren begrenzten Mitteln nicht leicht, in der Öffentlichkeit durchzudringen. Zu unseren Erfahrungen gehört, dass sachliche Positionierungen oft nicht wahrgenommen werden. Verbale Provokationen gehören deshalb dazu, sie dürfen aber kein Selbstzweck sein. Ich halte die Position der Kirche in der Flüchtlingspolitik für verlogen. Es ist die Kirche, die Gräben aufreißt, indem sie uns als politische Partei als menschenverachtend kritisiert und das Gespräch mit uns verweigert. Das ist kein guter Stil.