Exklusiv Wenn die etablierten Parteien ihren Europa-Kurs beibehielten, könne es keine Koalition mit ihnen geben, sagt Joachim Starbatty von der Alternative für Deutschland (AfD) im StZ-Interview.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) ist die große Unbekannte im Wahlkampf. Ein Einzug in den Bundestag wäre eine „Weltsensation“, sagt Joachim Starbatty, der als Spitzenkandidat in Berlin antritt.

 
Herr Starbatty, der AfD-Vorsitzende Lucke glaubt an ein knapp zweistelliges Wahlergebnis. Halten Sie dies trotz der drei Prozent in den Umfragen ernsthaft für möglich?
Die Umfragen haben einen Spielraum von plus minus 2,5 Prozent. Die genannten zehn Prozent kommen vor allem von dem hohen Maß an Zustimmung bei den Wahlkampfauftritten. Wenn ich einen Vortrag vor 360 Leuten halte und man sitzt nachher zusammen, kann so etwas wie Euphorie entstehen. Der Zuspruch für uns ist deutlich stärker geworden. Daher bin ich sicher, dass wir über fünf Prozent kommen.
Ist die AfD koalitionsfähig – mit wem würden Sie am liebsten koalieren?
Vom Personal her sind wir koalitionsfähig – aber wir werden es nicht machen, weil die Parteien nicht bereit sind umzukehren. Wir wollen den Marsch in den Schuldensumpf stoppen, indem man zu den Maastricht-Verträgen zurückkommt. Das bedeutet, dass keine weiteren Gelder in die europäischen Schuldenstaaten fließen. Dann hat die Euro-Zone in der jetzigen Zusammensetzung keinen Bestand mehr. So werden wir konstruktive Opposition machen.
Wie wollen Sie diesen Marsch aus der Opposition heraus stoppen?
Wenn die Alternative für Deutschland im Bundestag sitzt, ist das eine Weltsensation. Dann haben wir eine ganz andere Bühne und werden die Regierung mit unserem Sachverstand stellen.
Würde die AfD Schwarz-Gelb tolerieren?
Nein, wir tolerieren keine Regierung, die sagt: weiter so!
Sie bauen Ihren Wahlkampf auf der Angst auf, dass der Euro zusammenbrechen wird – wie lange trägt diese Politik?
Das Euro-Thema ist das zentrale Thema. Wenn das schief geht, können Sie alle Sozialsysteme bei uns vergessen. Wir klären die Leute auf und sagen ihnen, was Frau Merkel nicht sehen will. Zu behaupten, wir würden ihnen Angst machen, ist eine Unterstellung, die ich zurückweise.
Wollen Sie die D-Mark wieder einführen?
Ich bin da nicht festgelegt. Ich möchte einen stabilen Euro haben. Die Währung ist gut – das Problem ist die Zusammensetzung der Euro-Zone. Da müssen wir ran. Wir brauchen eine konsolidierte Euro-Zone ohne die Schuldenstaaten, die die Auflagen nicht mehr erfüllen können.
Auch Oskar Lafontaine schlägt vor, den EU-Währungsraum aufzulösen und teilweise durch nationale Währungen zu ersetzen – fischt er in den gleichen Gewässern?
Er darf ja nicht mehr fischen. Nur Sahra Wagenknecht lässt sich da ein bisschen beeinflussen. Beide schlagen vor, dass Länder, die aus dem Währungssystem austreten, abwerten können. Das war auch früher immer die Möglichkeit in Wirtschaftskrisen. Heute versuchen wir durch internes Sparen, einen falschen Wechselkurs richtig zu machen. Das funktioniert nicht.