Der Fußballlehrer Alexander Zorniger spricht im Interview über erste Erfolge in Bröndby und seine Erfahrungen in Stuttgart. Eine erste Erkenntnis: mehr lachen.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Zwei Siege zum Ligastart, dazu viel Lob nach Auftritten in der Europa-League-Qualifikation – für Alexander Zorniger (48) läuft es gut bei Bröndby IF. „Ich habe hier schon nach kurzer Zeit das Gefühl, dass mein Fußball perfekt passt“, sagt der frühere VfB-Trainer, der sich vor dem Spiel bei Hertha BSC an diesem Donnerstag (20.15 Uhr/Sport 1) auch zu Horst Heldts heftiger Kritik an ihm äußert.

 
Herr Zorniger, die Dänen gelten als fröhliches Völkchen. Pflegen sie auch einen lustigen und sorglosen Fußball?
Nein, auf dem Platz ist Schluss mit lustig. Die Dänen spielen einen sehr körperbetonten Fußball, und sie sind, so glaube ich, vor allem sehr glücklich, weil sie über eine sehr gute Work-Life-Balance verfügen.
Was für eine Mentalität haben Sie dann bei Bröndby IF angetroffen?
Es gibt zwei Begriffe, welche die dänische Mentalität kennzeichnen. Der eine ist „Hygge“, Gemütlichkeit. Der andere „Janteloven“. Übersetzt bedeutet das, dass sich keiner für etwas Besseres halten soll. Darauf zielt auch das lateinische Clubmotto: „Supra Societatem Nemo“ – keiner steht über der Gemeinschaft. Mit dieser Haltung bekommt man es als Trainer zu tun.
Und dieses gemütlich angehauchte Projekt in Kopenhagen passt zu einem bekennenden Schwaben, der für seinen Fleiß bekannt ist, aber auch höchste Ansprüche an seine Mannschaft und sich selbst stellt?
Es wird hier auch ernsthaft gearbeitet. Nach meiner ersten Pressekonferenz hier bin ich aber darauf hingewiesen worden, mehr zu lachen. Für die Dänen ist es sehr wichtig, dass sie bei der Arbeit Spaß haben.
Der spaßorientierte dänische Fußballer und der ernsthafte Chefcoach aus Deutschland passen sich nun aneinander an?
Ja, und mir tut das durchaus gut. Ich kann hier in Kopenhagen viel besser abschalten. Ganz anders als zuletzt beim VfB Stuttgart, als ich mich Tag und Nacht mit der Situation auseinandergesetzt habe und am Ende feststellen musste, dass ich dabei meine Lockerheit eingebüßt habe. Auf der anderen Seite profitieren wohl auch die dänischen Fußballer davon, wenn ihnen jemand vermittelt, dass mit dem Abpfiff nicht ihr Berufsalltag endet.
Was ergibt sich daraus an Zielen?
Bröndby gehört, was die Infrastruktur anbelangt, zwar zu den besten Clubs in Dänemark, aber Bundesligavereine verfügen noch einmal über andere Möglichkeiten, nicht nur im finanziellen Bereich. Es geht also auch darum, die Strukturen zu verbessern, damit Bröndby in den nächsten Jahren den nächsten Schritt vollziehen kann.
Dieser misst sich an Tabellenplätzen oder Europacup-Teilnahmen?
Nein, an einer Entwicklung. Dennoch ist klar, dass wir einen der ersten sechs Plätze besetzen wollen. Denn diese berechtigen zur Teilnahme an der Meisterschaftsrunde.