Der Showerfinder Christian Ulmen schickt auf Tele 5 ein neues Pferd ins Rennen. „Who wants to fuck my girlfriend?“ heißt die Satireshow, in der nicht nur der Titel provokativ ist. Antje Hildebrandt hat sich mit Ulmen unterhalten.

Stuttgart – Am Donnerstag zeigt Tele 5 die erste Folge einer Show, die schon im Vorfeld polarisiert hat: „Who wants to fuck my girlfriend?“ Darin wetten zwei – echte – Kandidaten, wer die begehrenswertere Freundin hat. Ihre – echten – Frauen müssen sich gewissermaßen vor Publikum prostituieren. Satire oder Seximus? Der Show-Erfinder Christian Ulmen, der als Moderator Uwe Wöllner selber im neuen Format mitmischt, beantwortet die Frage, was Männer wirklich wollen.
Herr Ulmen, seit Tele 5 das Konzept für Ihre Gameshow vorgestellt hat, sind Sie zur Zielscheibe für Feministinnen geworden. Haben Sie schon einen Bodyguard?
Ich weiß nicht, wie viele Leute sich an diesem Shitstorm beteiligt haben. Da können ja schon fünfzig Leute eine Riesenwelle machen, wenn sie gut organisiert sind.

Ihre Show „Who wants to fuck my girlfriend?“ wurde 2009 in Ihrer fiktiven Biografie von Uwe Wöllner genannt.
Uwe ist ein Medien-Kasper-Hauser. Er ist statt in der Dunkelheit mit dem Fernsehen aufgewachsen. Entsprechend meine Versuchsanordnung: was denkt sich jemand für eine Show aus, der keine zwischenmenschliche Sozialisation durchlaufen hat, dafür aber Sendungen wie „Girls Camp“, „Dismissed“ und „Bachelor“ kennt?

Ihre Show hat einen doppelten Boden, denn sie parodiert genau die von Ihnen erwähnten Formate. Ist das aber nicht eine Nummer zu groß für den tumben Uwe?
Die Sendung ist keine klassische Satire, weil sie in der Realität stattfindet. Das sind echte Kandidaten. Männer, die ihre Freundinnen mitbringen und sie gegeneinander antreten lassen, um zu gucken, wer die begehrenswerteste Freundin hat.

Ist Uwe Opfer oder Täter?
Uwe ist genauso ein Opfer wie die Landwirte in „Bauer sucht Frau“ oder die Darsteller in Scripted-Reality-Folgen, die auch letztlich keine Schauspieler sind, sondern Menschen, die man zu Hause besucht und denen man sagt: Jetzt tu mal so, als hättest Du Dich mit Deinem Mann gekloppt.

Wie viel Christian Ulmen steckt in Uwe?
Null! Hoffe ich jedenfalls. Uwe habe ich mir ausgedacht. Wie bei allen Figuren, die ein Schauspieler wie ich spielt, erfülle ich eine Rolle, mehr nicht. Sonst hätte ich mir ja keine Maske aufsetzen müssen.

Hält die Sendung, was der Titel verspricht?
Der Titel wird in der Show eingelöst. Wer die meisten Avancen von Männern bekommt, dessen Freund gewinnt . . .

 . . .  ein Abo für den „Playboy“?
Nee, einen Kranz, auf dem „Everybody wants to fuck my girlfriend“ steht.

Die Irritation, die der Titel auslöst, ist beabsichtigt gewesen, oder?
Natürlich, aber zuallererst entspringt die Show doch Uwe Wöllners Gedankenwelt. Die Idee dazu kam, als ich tatsächlich gerade in der Wöllner-Rolle steckte.

„Der Bachelor“ erreicht traumhafte Quoten, obwohl sich Frauen in der Sendung prostituieren. Sie dagegen parodieren solche Formate und werden dafür an den Pranger gestellt. Wie konnte das passieren?
Das ist der Prozess der Gewöhnung. Der „Bachelor“ kommt mit dem Charme einer luxuriösen Shopping Mall daher. Man muss sich schon fast anstrengen, um zu erkennen, dass da eigentlich alles scheiße ist. Aber wenn ein Format „Who wants to fuck my girlfriend?“ heißt, dann fällt die Scheiße sofort auf.

Trotzdem müssen Sie jetzt Angst haben, dass Ihr Uwe Wöllner in einem Atemzug mit FDP-Chef Rainer Brüderle genannt wird, der eher aus Versehen eine Sexismus-Debatte losgetreten hat.
Damit wird Uwe leben können.

Was würde Uwe denn zu Rainer Brüderles Übergriffen sagen?
Uralte Männer, die junge Frauen geil finden, ekeln Uwe an. Alte, geiernde Männer sollten Laub harken gehen.

Wie schwierig war es, Kandidaten für Ihre Show zu finden?
Die Frauen sind alle selbstbewusst. Denen hat es Spaß gemacht, so zu tun, als würden sie versuchen, Männer aufzureißen.

Und wer muss sich da mehr schämen: die Zuschauerinnen für die Frauen? Oder die Zuschauer für die Männer?
Ganz klar: die Zuschauer für die Männer. Wenn eine Frau online im Chatroulette freundlich in die Kamera winkt, zeigen ihr doch achtzig Prozent der Männer ihren Penis. Männliche Sexualität erscheint dann als ziemlich stupide.

Dann ist die Show in Wirklichkeit ein subtiles Plädoyer für den Feminismus?
Man könnte das so deuten . . . Aber ich will gar nicht, dass die Show moralinsauer wird. Sie ist, wie gesagt, in erster Linie eine Uwe-Wöllner-Idee. Und die ist sehr, sehr lustig.