Viele Fans japanischer Zeichentrickfilme, sogenannter Animes, schauen nicht nur Filme, sondern schlüpfen auch gern mal in die Rolle der Charaktere. Wie die Cosplayerin Stella Frank. Was es mit Cosplay auf sich hat und wo man in Zuffenhausen Gleichgesinnte treffen kann, verrät sie im Interview.

Zuffenhausen - Seit ihrer Teenager-Zeit ist die Stuttgarterin, Stella Frank (22), Fan asiatischer Pop-Kultur. In ihrer Freizeit ist die junge Frau als Cosplayerin unterwegs. Was das genau ist und wo man in Zuffenhausen am Samstag, 27. Mai, auf hunderte Gleichgesinnte treffen kann, erzählt sie im Interview.

 
Stella, du bist nicht einfach nur Fan asiatischer Popkultur, du lebst das als Cosplayerin in deiner Freizeit auch richtig aus. Was ist Cosplay?
Cosplay steht für Costume Play (engl. für Kostümspiel) ab. Man sucht sich einen Charakter aus Animes, Mangas oder Computerspielen aus und bastelt oder näht das Kostüm und die Requisiten. Damit geht man auf Veranstaltungen und präsentiert sein Cosplay. Dort trifft man vor allem Gleichgesinnte und tauscht sich aus. Es gibt sogar viele Wettbewerbe, an denen man teilnehmen kann.
Es ist also mehr als nur Fasching? Was gehört, neben dem Verkleiden, denn noch dazu?
Man setzt sich im Detail mit dem Charakter auseinander und versucht diesen auch darzustellen. Angefangen bei den Posen für Fotos bis hin dazu, dass man sich auch wie dieser Charakter gibt. Leute, die große Fans von einer Figur sind, möchten auch deren Eigenschaften zur Schau stellen.
Wie bist du zu deinem Hobby und schließlich zur Cosplay-Szene gekommen?
Wie viele andere Mädchen auch bin ich mit Pokémon und Sailor Moon im Fernsehen aufgewachsen. Viele gehen irgendwann davon weg, weil sie sagen, es sind Kinderserien. Mich faszinieren sie heute immer noch. Sailor Moon ist bis heute einer meiner Lieblingsanimes. Das Sailor Pluto Cosplay war das erste, das ich selbst gemacht habe. Das erste Mal zu einem Treffen bin ich auf der Frankfurter Buchmesse gewesen. Damals noch ohne Cosplay. Später habe ich erfahren, dass es in Stuttgart das Animexx-Treffen gibt. So bin ich mit 16 das erste Mal auf diese Animexx-Treffen hier in Zuffenhausen gegangen und habe gemerkt, wie groß die Szene tatsächlich auch hier im Raum ist.
Nähst du deine Kostüme selbst?
Anfangs habe ich sie gekauft, jetzt nähe ich sie selbst. Das nimmt allerdings viel Zeit in Anspruch. Oft sitze ich nach der Arbeit noch einige Stunden dran. Es macht mir aber Spaß und ist keine vergeudete Zeit. Am Ende habe ich etwas, das mir auch wirklich passt und mit dessen Qualität ich zufrieden bin.
Wie viel Zeit verwendest du auf ein Kostüm?
Wenn ich aufwendige Cosplays mache, kann das schon mehrere Monate dauern. Da schaffe ich im Jahr vielleicht drei. Aber es ist ein fortlaufender Prozess. Ich arbeite und ergänze die Kostüme immer wieder. Das ist auch ein Vorteil, wenn man sie selber macht, dann kann man immer wieder daran arbeiten. Man erweitert seine Fähigkeiten mit der Zeit auch immer mehr.
Das kann mit den Accessoires wie Waffen oder Rüstungen auch richtig aufwendig werden. Welche Materialien verwendet man?
Für Rüstungen und Waffen eignet sich Worbla. Das ist thermoplastisches Material, das sich erhitzen und verformen lässt. Wenn es ausgekühlt ist, ist es relativ fest, zerbricht nicht so einfach. Es ist aber nicht so schwer wie Metall oder Holz. Vor allem darf man die Sachen daraus auch auf die Conventions mitnehmen und das ist für die Cosplayer wichtig. Schwerter aus Holz wären nicht erlaubt.
Im Frühjahr startet für die Cosplayer die Saison. Zu welchen Events reist du?
Ich war kürzlich auf der Hanami in Ludwigshafen und im März auf der Manga-Comic-Con, die Teil der Leipziger Buchmesse ist. Von Mitte März bis Ende Oktober sind jeden Monat ein bis zwei Conventions, die ich eigentlich gerne besuchen würde, aber Zeit und Arbeit lassen nicht alles zu. Die nächste Interessante ist die Dokomi in Düsseldorf Anfang Juni. Fest eingeplant ist die Comic Con hier in Stuttgart.
Wie muss man sich eine Convention vorstellen? Was erwartet Besucher?
Es gibt viele Workshops wie Nähworkshops oder auch Schminken für Männer. Oft gibt es Wettbewerbe. In der Regel führt man dann auch eine kleine Show auf, singt, tanzt oder stellt eine Szene nach. Häufig gibt es Fotografen, von denen man sich fotografieren lassen kann. Und natürlich kann man Fanartikel und Sachen aus Asien kaufen. Es gibt auch viele Stände, an denen Künstler ihre Werke präsentieren und verkaufen.
Man muss aber nicht weit reisen, wenn man sich das mal anschauen will. Im Haus 11 in Zuffenhausen findet jeden Monat, so auch am kommenden Samstag, von 14.30 bis 21 Uhr, das Animexx-Treffen statt. Was erwartet die Besucher?
Es kommen immer mehrere hundert Leute, die hauptsächlich aus Baden-Württemberg anreisen. Der Raum mit der großen Bühne ist der Games-Room. Dort sind bis zu acht verschiedene Konsolen aufgebaut, wie etwa die X-Box, Nintendo Wii U, Playstation oder auch die Dance Dance Revolution (StepMania). Manchmal sind auch alte Sachen wie Nintendo 64 dabei. Natürlich gibt es auch eine Disco, wo unter anderem asiatischer Rock und Pop läuft. Es gibt auch Stände, an denen man Fanartikel und Sachen aus Asien kaufen kann.

Biographie Stella Frank (22) lebt in Stuttgart, kommt aber aus dem Odenwald. Durch ihre philippinische Mutter hat sie einen engen Bezug zu asiatischer Kultur. Wenn sie nicht gerade verkleidet auf einer Convention anzutreffen ist, arbeitet sie als Versicherungskauffrau.

Animexx Der Verein Animexx wurde im Jahr 2000 in München gegründet. Er hat sich der Förderung japanischer Populärkultur, insbesondere Manga und Anime, verschrieben. Treffen gibt es in zahlreichen deutschen Städten. Am Samstag, 27. Mai, gibt es im Haus 11, Bartensteiner Straße 11, in Zuffenhausen ein Animexx-Treffen. Los geht’s um 14.30 Uhr.

Weiter Infos unter: www.animexx-stuttgart.de