Dagmar Wenzel hofft auf gute Ideen für den Bezirk und ein harmonisches Miteinander in Untertürkheim.

Untertürkheim - Im Jahr 2016 hat sich in Untertürkheim viel getan. Und auch 2017 stehen wieder einige Punkte auf der Agenda des Stadtbezirks. Mit der Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel haben wir über Vergangenes und Künftiges gesprochen.

 
Frau Wenzel, war 2016 aus Ihrer Sicht ein eher gutes oder eher schlechtes Jahr für Untertürkheim?
Ich denke, es war ein gutes Jahr, weil doch viel in Bewegung gekommen ist. Wir haben verschiedene Bürgerbeteiligungsformate im Zuge des Untertürkheimer Masterplanprozesses begonnen. Begonnen haben wir mit „Gesund älter werden in Untertürkheim“. Das war auch deshalb ein wichtiger Baustein, weil wir das erste Mal sozusagen „geübt“ haben, wie Bürgerbeteiligung funktionieren kann, wie man die Bürger erreicht und ob sich die Formate als gut erweisen.
Welche Bausteine beinhaltet der Untertürkheimer Masterplan noch?
Ein wichtiger Teil des Masterplans ist auch noch der städtebauliche Rahmenplan, den wir 2017 beginnen. Darin wird festgestellt, welche Ziele Untertürkheim zum Beispiel in den Feldern Verkehr, Wohnumfeld, öffentlicher Raum hat und welche Maßnahmen wir treffen müssen, um diese Ziele zu erreichen. Wir beginnen jetzt mit dem umfassendsten Baustein für den Masterplan, und gerne möchte ich die Einwohnerinnen und Einwohner von Untertürkheim einladen, sich einzubringen. Die offizielle Auftaktveranstaltung zum Beteiligungsprozess findet am 27. Januar 2017, 18.30 Uhr, im Katholischen Gemeindezentrum Sankt Johannes, Warthstraße 14, in Untertürkheim statt. Bei dieser Veranstaltung wird der gesamte Prozess vorgestellt sowie erste Meinungen zu den Chancen und Herausforderungen des Stadtteils gesammelt. Ende Februar 2017 können die Menschen in Planbars an drei verschiedenen Orten in kleineren Runden diskutieren, wie und wo sich Untertürkheim in Zukunft weiter entwickeln kann.
In Untertürkheim wurde ja landesweit zum ersten Mal das Gesetz zur Stärkung der Quartiersentwicklung durch Privatinitiative (GQP) angewandt . Durch das Gesetz können nun alle Immobilienbesitzer des Bezirks verpflichtet werden, sich an Maßnahmen zur Verschönerung des Stadtbildes zu beteiligen. War das bisher erfolgreich?
Ja, das Gesetz war in Untertürkheim erfolgreich. Da sind wir in ganz engem Austausch mit den Immobilieneigentümern. Wir haben den Status Quo definiert, haben uns angeschaut, was hier möglich ist und welchen Weg wir gemeinsam gehen können. Da kam sehr viel Rückmeldung – auch negative natürlich. Aber es war konstruktiv, und alle wussten: Jetzt müssen wir zusammen arbeiten. Denn auch der öffentliche Raum dient der Daseinsvorsorge. Und wenn man mehr will als den Status Quo erhalten, dann braucht es ein Engagement der Immobilieneigentümer, die sagen: Wir würden uns finanziell einbringen, aber brauchen den Rückhalt der Stadtverwaltung, der im Übrigen sehr vorhanden ist für dieses Projekt.
Bevor die Flüchtlingsunterkunft an der Württembergstraße gebaut wurde, gab es doch viel Unmut seitens der Anwohner. Wie ist denn die Situation mittlerweile?
Ich bin sehr froh und stolz, dass das nachbarschaftliche Zusammenleben gut funktioniert und dass es auch eine große Bereitschaft gibt, sich mit den Menschen auseinanderzusetzen. Man muss nicht Lieb-Freund sein mit jedem Flüchtling, aber es ist wichtig, dass die Akzeptanz da ist, dass wir in Untertürkheim genauso solidarisch sind wie andere Stadtbezirke und die Menschen hier aufnehmen. Es gab verschiedene Projekte wie das Flüchtlingscafé, das auch in die Bevölkerung hinein wirken soll, damit sich die Menschen öffnen. Natürlich laufen nicht alle Projekte stolperfrei. Ich denke aber, dass wir auf einem guten Weg sind, immer mehr Verständnis für einander aufzubauen – auf beiden Seiten.
Was sind und waren sonst noch die größten Herausforderungen für den Bezirk?
Natürlich bewegt eine mögliche Aldi-Ansiedlung im Ortszentrum die Menschen und wird auch in 2017 ein Thema bleiben, das es zu diskutieren und abzuwägen gilt, ob Untertürkheim daraus Nutzen zieht oder nicht. Starten wird in 2017 auch das Planfeststellungsverfahren zum Abstell- und Wartungsbahnhof an der Augsburger Straße im Rahmen des S 21-Projektes und schließlich werden wir im Rahmen des Masterplans an den Zukunftsbildern von Untertürkheim weiter planen.
Was wird den Bezirk 2017 sonst noch beschäftigen?
Der städtebauliche Rahmenplan wird, wie gesagt, ein Thema sein. Und dann wird Untertürkheim aus dem Masterplan hoffentlich schon Handlungen ableiten können, um Vorhaben im Doppelhaushalt zu verankern. Konzeptionell ausgearbeitet ist das Verkehrskonzept für Rotenberg. Hier haben wir ja an zwei Runden Tischen mit den beteiligten Rotenberger Bürgern einen Konsens erarbeitet. Das Konzept muss nun über den Doppelhaushalt finanziell abgesichert werden. Über die Maßnahmen im Aufwertungsbereich Arlbergstraße, Augsburger Straße, Widdersteinstraße, Stubaier Straße muss ein städtebaulicher Vertrag mit der Stadt geschlossen werden, damit wir mit der Umsetzung des Gesetzes zur Quartiersentwicklung durch Privatinitiative beginnen können. Im Januar wird im Bezirksbeirat der Gesundheitsbericht vorgestellt. Absehbar ist, dass wir im Ort über eine noch bessere Vernetzung der Dienstleistungen und Angebote für Senioren sprechen müssen.
Wenn Sie einen Neujahrswunsch für Untertürkheim frei hätten, was würden Sie sich für den Bezirk wünschen?
Dass sich die Menschen konstruktiv in den Masterplan einbringen, dass sie in ihrer Nachbarschaft gut miteinander umgehen. Das ist sicher nicht immer so einfach, weil die Gesellschaft auch nicht mehr so homogen ist wie früher. Aber ich hoffe trotzdem, dass sie aufeinander zugehen, miteinander reden und sich ihrer Nachbarschaft bewusst werden. Ich denke, wenn wir das schaffen, haben wir schon viel gewonnen.

Die Fragen stellte Caroline Friedmann