Im Kontext der Ukraine-Krise scheint es so, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Staaten wie Montenegro, Griechenland, Ungarn und Serbien auf seine Seite ziehen möchte. Geht ein Riss durch Europa?
Meiner Ansicht nach verfolgt Putin eine Strategie, die eine absolute Bedrohung für Europa darstellt. Das ist eine ungebremste Strategie, die mit der Annexion der Krim und der Einmischung in der Ostukraine noch kein Ende hat. Europa wird sich dem stellen müssen. Und Europa hat ja noch andere Probleme: den  internationalen Terrorismus und die islamistische Radikalisierung. Deshalb braucht die Europäische Union eine Annäherung an den Balkan. Sie braucht eine mutige und offensive Strategie für eine Erweiterung. Mehr Europa und nicht weniger, das ist die richtige Antwort in dieser Zeit.
Albaniens Beziehungen zu Serbien sind nicht frei von Spannungen – gerade wegen der Kosovo-Frage. Besteht bei der nächsten Balkan-Konferenz im August in Wien die Chance zur Aussöhnung mit Belgrad?
Wir hatten eine sehr erfolgreiche Konferenz zum westlichen Balkan 2014 in Berlin. Es war das erste Mal, dass acht Staats- und Regierungschefs der Region sich trafen und nicht über die Vergangenheit stritten, sondern über die Zukunft diskutierten. Die Gastgeberin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, hat uns da den richtigen Weg gezeigt. Wir brauchen in Wien jetzt eine Weiterführung des Berlin-Prozesses, wir brauchen mehr als nette Familienfotos. Wir müssen voranschreiten und brauchen Ergebnisse. Was Serbien anbelangt, so möchte ich betonen, dass unsere Länder eng zusammenarbeiten. Wir begründen eine neue Partnerschaft nach Jahren der Konflikte und des Hasses.
Wann wird Albanien EU-Mitglied?
Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Es ist doch nicht unsere Sache, da einen Termin zu nennen. Zum einen erlebt die EU jetzt gerade nicht ihre beste Zeit. Zweitens brauchen Sie zwei für einen Tango. Wir tun unser Bestes, um die Voraussetzungen für die EU-Mitgliedschaft zu erfüllen. Aber es wird keine Gefälligkeiten oder Privilegien für Kandidatenländer geben. Europa braucht den Balkan, und der Balkan braucht Europa. Wer langfristig auf die Aspekte internationale Sicherheit, Wohlstand und sozialen Frieden schaut, der muss den Balkan zur EU bringen – wenn die Länder bereit zur Mitgliedschaft sind.