Die Globetrotter-Welt ist am Wochenende ein Stück gewachsen. Deutschlands größter Outdoor-Händler hat ein Haus in Stuttgart eröffnet. Im StZ-Interview erklärt Geschäftsführer Thomas Lipke, wie er On- und Offline-Handel verschmelzen lässt.

Stuttgart - Globetrotter ist Deutschlands größter Outdoor-Händler. Am Wochenende haben die Hamburger ihre bundesweit siebte große Erlebnisfiliale in Stuttgart eröffnet. Im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung erläutert Geschäftsführer Thomas Lipke, wie sich das Unternehmen gegen die wachsende Konkurrenz durch den Internethandel, aber auch durch die eigenen Markenpartner behaupten will. Lipke ist seit 1980 bei Globetrotter.

 
Herr Lipke, wo hat Ihre letzte größere Reise Sie hingeführt?

Das war eine Expedition nach Spitzbergen im vergangenen Jahr. Dort sind wir zwei Wochen mit Hundeschlitten unterwegs gewesen. Obwohl wir gut ausgerüstet waren, haben sich die Kälte und die körperliche Anstrengung bemerkbar gemacht. Länger hätte die Tour für mich nicht sein müssen. Es hängen Bilder davon hier in der Filiale.

Zwei Trends in der Branche sind, dass Kleidung und Ausrüstung immer leichter und immer bunter werden. Wie sehen Sie das?
Obwohl ich Norddeutscher bin, wo die Sachen gern in Marineblau oder noch etwas dunkler getragen werden, bevorzuge ich eher die farbenfrohen Varianten.
In diesem Jahr hat Ihnen die Expansion in den Südwesten keine Zeit gelassen?
Nur für kleinere Fluchten. Ich versuche mindestens zehn Nächte pro Jahr im Zelt zu schlafen. Das kann ein Kanu-Wochenende sein oder eine Wanderung oder etwas ganz anderes. Ich reise viel und gerne, ein Lieblingsreiseziel könnte ich Ihnen aber nicht nennen. Eine Wintertour durch Norwegen ist etwas ganz anderes als ein Spätherbst in Marrakesch. Ein Vergleich wäre nicht fair. Der Wert einer Reise bemisst sich nicht am Ziel oder gar am Preis, sondern am Erlebnis und am Abenteuer.
Zwei Trends in der Branche sind, dass Kleidung und Ausrüstung immer leichter und immer bunter werden. Wie sehen Sie das?
Obwohl ich Norddeutscher bin, wo die Sachen gern in Marineblau oder noch etwas dunkler getragen werden, bevorzuge ich eher die farbenfrohen Varianten.
Und Sie heben sich damit ab?
Wir sehen tatsächlich ein gewisses Nord-Süd-Gefälle. Der Süden ist bunt, und je weiter man in den Norden kommt, desto einsilbiger werden die Farben. Diese Frage geht aber über den persönlichen Geschmack hinaus in den Bereich Sicherheit. Unter Expeditionsbedingungen wurden schon immer Sachen mit hohen Kontrastwerten getragen, weil man damit in Notfällen besser zu finden ist.
Was macht einen erfahrenen Outdoorer aus?
Er reduziert seine Ausrüstung und schleppt möglichst keine unnötigen Dinge mit sich herum. Das geht natürlich nur, wenn man weiß, worauf man bei einer Reise trifft. Am Ende halte ich immer fest, welche Sachen in nicht gebraucht habe, und lasse sie bei der nächsten Tour mit gleichen Witterungsbedingungen zu Hause.
Es gibt Menschen, für die Grillen im Garten das höchste aller Outdoor-Gefühle ist. Was verpassen sie?
Gar nichts. Wenn sie damit zufrieden sind, habe ich auch davor Respekt. Jeder Mensch hat seine eigene Abenteuerschwelle. Es geht ja nicht um die Maximierung von Erlebnissen und auch nicht darum, andere Leute zu beeindrucken. Wichtig ist, was bei einem selbst ankommt, egal ob man am See campt oder einen Achttausender besteigt.
Mit ihrer neuen Filiale in Stuttgart wollen Sie Kunden ansprechen, die gerne draußen unterwegs sind. Wie wichtig ist es, dass diese Werte im Unternehmen gelebt werden?
Authentizität ist der Schlüssel, Beratung muss ehrlich sein. Die Kollegen im Laden haben die gleiche Einstellung zur Natur wie unsere Kunden. Sie werden nicht nur geschult, sondern sammeln auch eigene Erfahrung mit den Produkten.
Sie haben selbst einmal als Verkäufer angefangen. Wie haben sich die Ansprüche an den Beruf verändert?
Ich habe einen gehörigen Respekt vor den Beschäftigten, die auf der Verkaufsfläche arbeiten, egal ob bei uns oder anderswo. Zu meiner Anfangszeit war samstags spätestens um 13 Uhr Feierabend. Dann kamen erst die langen Donnerstage, später die langen Samstage. Heute sind die Läden durchgehend von 10 bis 20 Uhr geöffnet, freitags und samstags teilweise bis 21 Uhr.
Sind die Arbeitszeiten der größte Nachteil?
Es mangelt insgesamt an der Wertschätzung für den Beruf des Verkäufers, das geht bei den Arbeitsbedingungen los und endet bei der Bezahlung. Wir versuchen die Attraktivität des Jobs zu erhöhen, etwa durch vernünftige Modelle für den Freizeitausgleich. Unsere Mitarbeiter arbeiten auch nicht auf Provisionsbasis. Das gibt ihnen den Freiraum, dem Kunden das Produkt zu empfehlen, was wirklich am besten zu seinen Bedürfnissen passt. Gerade im Bergsportbereich haben die Verkäufer auch eine hohe Verantwortung: Es ist niemandem geholfen, wenn wir einen unerfahrenen Alpinisten für eine Besteigung der Eigernordwand ausrüsten.
An welchen Kunden verdient Globetrotter am meisten?
Das kann ich so nicht beantworten. Die Bandbreite reicht vom Waldkindergartenkind bis zum Hochalpinisten, dazwischen gibt es Nordic Walker, Wanderer und Radfahrer. Und in allen Bereichen gibt es immer einige, die bereit sind, mehr für ihre Kleidung oder Ausrüstung auszugeben.