Holger Stromberg ist der offizielle Koch der DFB-Mannschaft. Im Interview verrät er, was die Kicker in Brasilien zu essen bekommen, warum es keine Zwiebel und Paprika gibt und was er im Fall eines WM-Siegs auftischen wird.

Stuttgart - - Holger Stromberg ist ein Vollprofi am Herd. Doch die Fußball-WM in Brasilien ist selbst für den 42-jährigen Koch der deutschen Nationalmannschaft eine enorme Herausforderung. Denn sein Profi-Equipment muss zu Hause bleiben, das Küchenteam lernt er erst vor Ort kennen und Lebensmittel in Top-Qualität sind in dem südamerikanischen Land nur schwer aufzutreiben. Trotzdem bleibt der Wahlmünchner cool – und freut sich auf die Zeit mit seiner „Zweitfamilie“.
Herr Stromberg, Sie erleben die Mannschaft in Brasilien hautnah. Werden Sie überhaupt Zeit haben, die Spieler im Stadion zu sehen?
Ja. Ich bleibe immer bis ungefähr zur 70. Minute und bitte die Mannschaft natürlich vorher darum, bis dahin ergebnistechnisch soweit zu sein, dass ich in Ruhe in die Kabine gehen kann (lacht). Dann stehe ich inmitten eines Haufens Sportequipment und Handtücher, baue meinen kleinen Herd auf, hole Wasser aus der Dusche und koche Spaghetti. Es ist wichtig, dass die Spieler gleich nach dem Match ihre Kohlenhydratspeicher füllen. Dabei muss ich oft lachen: Ich hätte mir früher nie denken können, dass die Umkleide mal mein Küchenumfeld sein wird.
Die Küche in der Luxus-Unterkunft des Teams macht da sicherlich mehr her.
Die Küche im Campo Bahia kenne ich bislang nur von Zeichnungen, weil ich die Planungen mitbegleitet habe. Sie war bei meinem Besuch vor ein paar Wochen noch im Rohbau. Klar ist: Wir werden alles für meine Arbeit vor Ort besorgen. Normalerweise habe ich immer ernährungsphysiologisch relevante und lieb gewonnene Dinge dabei – wie Gewürze, hochwertige Öle und leistungsfähige Küchengeräte. Die Einfuhr von Lebensmitteln nach Brasilien ist höchst kompliziert. Oft kommt die Lieferung doch nicht an. Daher haben wir uns entschieden, nichts mitzunehmen. Wir werden vor Ort Lösungen nutzen.
Macht Sie das nervös? Können Sie noch schlafen?
Ja, aber es wird eine Riesen-Herausforderung. Vor allem, wenn es um hochwertige Lebensmittel geht. Wenn wir an Brasilien denken, haben wir alle Bilder von trainierten Körpern und Traumstränden im Kopf. Wir sehen bunte Früchte vor unseren Augen, viel Gemüse und frischen Fisch. Doch die Realität sieht etwas anders aus. Einen Supermarkt, wie wir ihn hier vor jeder Haustür haben, gibt es dort eher selten. Das Angebot ist viel karger und bei weitem nicht so gut. Aber wir werden das auf alle Fälle unseren Ansprüchen entsprechend gut hinbekommen.
Sind Sie bei der Lebensmittelsuche auf sich allein gestellt?
Die deutsche Hotelbetreibergesellschaft unterstützt mich. Zudem sind wir mit Bio- Lieferanten im Gespräch, ebenso mit Menschen, die für uns Lebensmittel wie Tomaten und Gemüse, Tee und Kräuter im ursprünglichen Sinne anpflanzen. Als ich vor kurzem vor Ort war, haben wir auch die Fischer am Hafen besucht. Das klingt zwar im ersten Moment sehr sympathisch. Das Problem ist nur, wenn einem einer morgens beim Einkauf zuvor kommt oder die Fischer nichts gefangen haben, hat man Pech. Doch ich werde keinen Zuchtfisch oder Riesengarnelen servieren, die in einer Antibiotika-Pfütze aufgewachsen sind.
Die Spieler wollen wohl eh lieber ein Steak.
Einen Vegetarier gibt es jedenfalls nicht im Team. Aber Manuel Neuer isst zum Beispiel gerne Salat mit Meeresfrüchten, Philipp Lahm liebt Grießnockerlsuppe und wenn es nach Mannschaftsrat Per Mertesacker ginge, würde es jeden Tag Tomatensuppe in allen Variationen geben. Aber ich habe 23 Spieler, und jeder sollte am Buffet zum Zug kommen. Es wird also sicher Fleisch geben. Dabei ist es mir wichtig, dass das Tier vorher auch ein würdiges Leben hatte und natürlich gefüttert wurde.