Kultur: Tim Schleider (schl)
Das eigene Tanzen haben Sie aufgegeben?
Ich habe lange gekämpft mit mir: bin ich Tänzer oder Choreograf oder beides oder gar nichts von beidem? Eines Morgens bin ich aufgewacht und wusste, dass ich als Tänzer aufhören will. Und Reid Anderson hat mich trotzdem weiter unterstützt.
Wie lange sehen Sie sich noch in Stuttgart?
Noch eine ganze Weile; ich habe bei Reid Anderson noch lange nicht ausgelernt. Ich bin ja erst seit einem Jahr Hauschoreograf, das muss ich erst mal alles entwickeln. Außerdem gibt es ja immer auch die Möglichkeit, zusätzlich für andere Kompanien zu arbeiten.
Da ist Ihr Intendant Reid Anderson ja bekanntlich großzügig.
Der schickt uns doch immer weg zwischendurch! Er sagt immer: „Ihr müsst raus, ihr müsst auch anderes kennenlernen. Dann kommt ihr wieder nach Stuttgart und macht hier spannende Sachen.“

„Wenn die Aliens landen, verstecke ich mich im Theater“

 
Gefällt Ihnen so ein alter Theaterbau wie das Stuttgarter Opernhaus?
Solch ein Theater ist ein geheimnisvoller Ort, voller dramatischer und skurriler Geschichten, von denen das Publikum gar nichts mitbekommt. Ich fühle mich nirgendwo so sicher wie hier. Wenn irgendwann einmal etwas Schlimmes kommt, die Aliens auf der Erde landen, ich würde immer in ein Theater flüchten. Da ist man geschützt.
Vielleicht ist ja dann auch gerade Ballettabend auf dem Mond.
Sie lachen schon wieder. Aber das wird uns noch gelingen, und ich sitze in der ersten Reihe. Wegen der geringen Schwerkraft kann man da ganz andere Sprünge choreografieren. Okay, dafür ist die Geschwindigkeit geringer, das muss man einrechnen. Aber kann man sich eine schönere Kulisse vorstellen?
Aber die Karten werden teuer sein.
Man kann doch für so etwas sparen.
Wo können Sie am besten entspannen?
Auf Sylt. Ich fahre da manchmal mit Freunden hin. Wind, Strand, kein Telefonnetz. Das ist perfekt.
Sie sprechen übrigens nicht nur perfekt Deutsch, Sie sprechen es auch noch sehr norddeutsch. Sie sagen nicht „sparen“, sondern „spaahn“; herrlich.
Das liegt bestimmt an meinen norddeutschen Freunden. Das ist das Einzige, was mir in Stuttgart wirklich fehlt, der Wind und der Strand. Stürme.