Sie haben ja auch viel Geld – demnächst könnte es noch mehr werden, wenn die Erlöse aus der Auslandsvermarktung gesteigert werden. Versprechen Sie sich auch da Rückenwind durch die WM?
Sicher. Im Augenblick sieht die Relation ja so aus, dass die englische Premier League aus diesem Segment über 800 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet. Bei uns sind es vergleichsweise bescheidene 72 Millionen. Es gibt also Luft nach oben. Deshalb ist es wichtig, dass diesbezüglich auch bei den Clubs ein anderes Bewusstsein entstanden ist. Sie sind jetzt aufgeschlossener dafür. So waren die Bayern kürzlich in den USA – und der VfB war im Winter ja in Südafrika. Das sind lauter kleine Mosaiksteine, die uns, vor allem aber auch den Clubs selbst helfen.
Wozu sollen diese Steinchen im Endeffekt dann führen?
In einem Jahr wollen wir mit unseren Auslandserlösen die 100-Millionen-Euro-Marke übertroffen haben – und mittelfristig sind 200 bis 250 Millionen Euro das Ziel.
Ketzerisch gesagt könnten Sie damit dann ja die Polizeieinsätze rund um die Spiele bezahlen – was gerade gelegentlich gefordert wird, besonders vom Land Bremen, von den Vereinen aber strikt abgelehnt wird.
2010 haben wir mit der Innenministerkonferenz, in der alle Bundesländer vertreten sind, eine klare Verabredung getroffen, der alle zugestimmt haben und die 2012 nochmals gemeinsam weiterentwickelt wurde – und damit auch für Bremen bindend war. Da wurde ein ganzes Paket geschnürt und geregelt, wer für was zuständig ist und wer was zu stemmen hat. Für alle war danach klar, dass die Polizeieinsätze rund um die Spiele Ländersache bleiben.
Wissen die Bremer das vielleicht nicht mehr oder wie erklären Sie sich das Vorgehen?
Wir haben jedenfalls alle Punkte erfüllt, zu denen wir uns verpflichtet haben. Trotzdem bricht ein Land jetzt aus der Verabredung aus und sagt: Die Annehmlichkeiten nehmen wir zwar gerne weiter in Anspruch, aber den Rest wälzen wir ab. Das ist nicht fair und außerdem populistisch.
Ein anderes Streitthema ist das bei der WM bewährte Freistoßspray, das die DFL schon jetzt zum ersten Bundesligaspieltag einführen wollte. Der Schiedsrichterobmann Herbert Fandel meinte aber, dass es wichtigere Anliegen gibt.
Inhaltlich haben wir da mit den Schiedsrichtern überhaupt keinen Dissens. Es gibt nur unterschiedliche Sichtweisen, was den Zeitpunkt der Umsetzung betrifft. Der Ligavorstand wollte ein klares Zeichen setzen und hat einstimmig beschlossen, dass das Spray schnellstmöglich eingesetzt wird. Wenn das in der Praxis aber aus Expertensicht so schnell nicht geht, dauert es eben ein bisschen länger.
Nach hinten verschoben wurde auch die Installierung der Torlinientechnologie, die bei der WM den Praxistest bestanden hat. Bei der ersten Abstimmung im Frühjahr fand die Technik keine Mehrheit unter den 36 Proficlubs.
Da waren die Zweitligisten mit 15:3 dagegen, während es in der Bundesliga 9:9 ausgegangen ist. Aber inzwischen hat der FC Bayern ja einen neuen Antrag gestellt, über den auf unserer Mitgliederversammlung Anfang Dezember entschieden wird.
Das jüngste Projekt sieht einen so genannten Videoschiedsrichter vor, der außerhalb der Stadien in einem Van sitzt, wo er in Sekundenschnelle über strittige Szenen urteilen und das dem Referee auf dem Platz mitteilen kann. Das klingt recht interessant.
Das ist es auch. Es wurde in der vergangenen Saison bei 24 Spielen in den Niederlanden erprobt – mit Erfolg. Wir haben uns das Ergebnis genau angeschaut. Es wird zwar nie eine hundertprozentige Gerechtigkeit geben, aber dadurch könnten spielentscheidende Fehler weiter reduziert werden, ohne dass der Spielfluss darunter leidet. Allerdings wäre das erst der übernächste Schritt.
Der nächste Schritt ist jetzt ja sowieso der Saisonstart in der Bundesliga.
Darauf freuen wir uns alle.