Heiko Lacher, der unter starken Rückenschmerzen leidet, spricht über Begegnungen mit der Polizei und warum er das Marihuana nicht raucht.

Stuttgart – Schon seit seiner Kindheit leidet Heiko Lacher unter Asthma, einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung sowie einer Allergie gegen Schmerzmittel. Die Cannabis-Therapie hat dem 49-Jährigen aus dem Breisgau sehr geholfen, dennoch musste er sie wieder abbrechen. - Herr Lacher, warum benötigen Sie Cannabis? Helfen Ihnen keine normalen Medikamente?
Ich bin ein chronischer Schmerzpatient und nehme schon mein ganzes Leben Medikamente ein. Bis ich die Cannabis-Therapie vor anderthalb Jahren begann, habe ich rund 50 Tabletten Morphium im Monat nehmen müssen. Doch Morphium hat extreme Nebenwirkungen. Man ist dauerhaft leicht benebelt, und ich habe Depressionen bekommen.
Hat Ihr Arzt empfohlen, zu Cannabis zu wechseln?
Nicht ganz. Ich habe sehr viel über Cannabis als Medikament gelesen und dies meinem Hausarzt vorgeschlagen. Daraufhin zogen wir einen Arzt hinzu, der in dem Gebiet deutlich erfahrener ist. Gemeinsam entschlossen wir uns, die Cannabis-Therapie auszuprobieren. Allerdings bezahle ich bisher selbst für das Cannabis. Es ist noch nicht sicher, ob die Krankenkasse die Therapie übernimmt.
Haben Sie schon früher Cannabis konsumiert?
Ich bin in der Pubertät damit in Berührung gekommen und habe gemerkt, dass es mir hilft. Sie müssen wissen, als Schüler war ich jährlich drei bis sechs Monate lang im Krankenhaus. Durch das Cannabis haben das Asthma und die Schmerzen nachgelassen. Doch nach einem halben Jahr hörte ich auf damit, da ein Freund, der auch Cannabis konsumierte, Probleme mit der Polizei bekam.
Als Cannabis-Patient muss man vor der Polizei ja keine Angst mehr haben . . .
Von wegen. Obwohl ich bereits seit anderthalb Jahren eine Ausnahmegenehmigung habe, kam ich im Februar in eine Polizeikontrolle. Kurze Zeit später standen eines Morgens zwei Mannschaftswagen der Polizei vor meiner Tür. Zwei Stunden lang wurde mein Haus durchsucht. Seitdem habe ich kein Cannabis mehr konsumiert. Strafrechtlich kann mir nichts passieren, aber ich habe große Angst davor, meinen Führerschein zu verlieren. Als chronisch Kranker war es sowieso schon schwierig, einen Job zu finden. Ohne Führerschein wird es quasi unmöglich.
Werden Sie auf der Straße komisch angeschaut, wenn Sie sich einen Joint anzünden?
Ich rauche das Cannabis nicht. Vor einem Jahr habe ich generell aufgehört zu rauchen, darum möchte ich auch keine Joints rauchen. Ich löse das Cannabis in Olivenöl auf und trinke es wie Saft. Alternativ nutze ich einen Verdampfer und inhaliere den Wirkstoff. Beides mache ich über den Tag verteilt, so dass der „High“-Effekt ausbleibt. Und ich nehme das Cannabis in der Regel nur ein, wenn ich alleine bin.
Wie oft kommt es vor, dass Menschen Sie nach ein paar Gramm fragen?
Selten, zwei oder drei Mal bisher. Ich habe auch noch nie etwas weitergegeben, da ich das Cannabis selbst benötige für Schmerzspitzen. Außerdem wäre es für „Freizeit-Konsumenten“ auch unattraktiv, von mir etwas abzukaufen. Der Straßenpreis für Cannabis beträgt etwa sieben Euro pro Gramm. Ich bezahle in den Apotheken derzeit zwischen 30 und 35 Euro.