Der Soziologe Emir Sader lobt die Armutsbekämpfung in Südamerika und erklärt Brasiliens Haltung gegenüber Russland. Im Krim-Konflikt hatte sich das Bric-Mitglied bei den Vereinten Nationen enthalten gehabt.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)
Stuttgart - Brasilien ergreift im Konflikt um die Krim keine Position gegen Russland. Das sei auch gut so, sagt der Soziologe Emir Sader. Den vier sogenannten Bric-Staaten traut der Vordenker der Linken wirtschaftlich noch einiges zu.
Herr Sader, Brasilien wird oft im Zusammenhang mit den Bric-Staaten wahrgenommen. Fühlen sie sich wohl in der Gesellschaft von Russland, Indien, Südafrika und China?
Emir Sader. Foto: democraciapolitica
Brasilien wird auch außerhalb von den Bric-Staaten wahrgenommen. Die Bric Staaten sind aber bestimmt kein Hindernis und haben ein größeres Potenzial, als dies bisher wahrgenommen wurde.
Sie reden von einem wirtschaftlichen Potenzial oder von politischem?
Brasilien erwartet keine politische Homogenität. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus erfüllen die Bric-Staaten unsere Erwartungen. Wir glauben, dass sich diese Länder wirtschaftlich noch besser entwickeln können. Dass die Bric-Staaten nun eine eigene Entwicklungsbank gründen werden ist nur ein Beispiel dafür.
Politisch bleibt es eine indifferente Partnerschaft?
Die Länder haben unterschiedliche politische Systeme. Das wird so bleiben, wir erwarten nicht, dass es da zu Angleichungen kommt. Das ist anders als bei der südamerikanischen Staatengemeinschaft Unasur.
Europa bewegt gerade der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Wie steht Brasilien dazu?
Brasilien hat sich bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen wie Indien, China und mehr als 50 weitere Staaten der Stimme enthalten, als es um die Ereignisse auf der Krim ging. Wir nehmen eine Position ein, in der wir keine Partei ergreifen wollen. Ich denke, in diesem Fall ist es eine Position, die nicht gegen Russland ist.