Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)
Im Training gehen Sie aber so oder so neue Wege. Sie haben im Oktober 2012 ein Sportstudium in Köln begonnen, wo Sie nun auch mit Ihrer Freundin zusammenwohnen. Ist all das Ausdruck eines Abnabelungsprozesses von Ihrem Elternhaus und speziell von Ihrem Vater, der Sie schon von Kindesbeinen an trainiert und begleitet hat?
Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Ich habe schon in Wetzlar drei Jahre alleine gewohnt. Das war schon der erste Schritt auf dem Weg, um selbstständig und erwachsen zu werden. Durch die räumliche Distanz habe ich nun noch mehr ein eigenes Leben. Aber mein Vater kommt ja zwei Tage pro Woche zum Training nach Köln, und ich fahre für zwei Tage pro Woche nach Wetzlar. Es hat sich somit nicht viel verändert. Wir werden alle älter, das ist der ganz normale Weg.
Sie verdienen so gut wie noch kein deutscher Turner zuvor. Warum studieren Sie nun, hätten Sie denn nach Ihrer Karriere nicht ausgesorgt?
Nein, das auf keinen Fall. Leider kann ich über meine sportlichen Erfolge bei Weitem nicht das verdienen, was man in anderen Sportarten wie beispielsweise Fußball verdienen kann. Ich bin auch kein Typ, der sich auf etwas ausruhen will. Ich will etwas Handfestes vorweisen können. Ich werde definitiv nach meiner Karriere weiterarbeiten und Geld verdienen.
Das führende deutsche Leistungszentrum ist das Stuttgarter Kunstturnforum. War es nie ein Thema für Sie, dorthin zu wechseln und sich dort neue Impulse zu holen?
Nein, nicht wirklich. Ich war ja schon öfters zum Training dort. Stuttgart ist wirklich ein gutes Zentrum. Ein Wechsel kam aber nie und kommt nicht infrage. Ich arbeite mit meinem Vater zusammen. Ich bin weiter der Meinung, dass er der beste Trainer in Deutschland ist.
Aus dem Fernsehen bekannte Sportstars studieren ja in der Regel nicht auf dem Zenit ihrer Karriere. Wie groß war denn der Rummel, als Sie plötzlich in der Vorlesung neben Ihren neuen Kommilitonen saßen?
Es gab ein, zwei Wochen Getuschel, jetzt bin ich einer von vielen. Ich kann, so wie ich lustig bin, durch die Uni laufen, in der Mensa essen und brauche keine Angst haben, dass ich belagert werde. Ich habe auch schon viele neue Freundschaften geknüpft.