Im StZ-Interview spricht der Trainer Felix Magath über die millionenschwere Offensive der Clubs aus der Premier League auf dem Transfermarkt.

Stuttgart - Felix Magath hat Grippe und ist heiser. Aber das Thema ist dem Trainer wichtig: Welche Folgen hat es für die Bundesliga, dass die englischen Clubs jetzt über noch mehr Geld verfügen?

 
Herr Magath, welche Liga ist Ihrer Meinung nach die beste der Welt?
Vor ein paar Jahren habe ich noch gesagt – die deutsche Bundesliga. Aber seitdem ist die Entwicklung weitergegangen. Die bedeutendste Liga war für mich ja schon immer die englische, weil es da noch in erster Linie um Sport geht – inzwischen dürfte sie aber auch die Beste sein.
Und sie wird vermutlich noch besser, weil die Vereine über die Fernseheinnahmen immer mehr Geld kassieren, das sie für neue Spieler ausgeben können. Führt das dann auch bald zu einer Dominanz in den Europapokalwettbewerben wie der Champions League?
Das glaube ich nicht. Die Engländer hatten ja schon in den vergangenen Jahren mehr Geld zur Verfügung als andere. Aber von einer Überlegenheit ihrer Clubs in Europa war zuletzt nichts zu sehen – und bei diesem Stand wird es auch bleiben.
Vorher haben Sie jedoch noch gesagt, dass die englische Liga die beste der Welt ist.
Das stimmt ja auch, wenn man in die Breite geht und das gesamte Niveau betrachtet. Aber in dieser Beziehung waren die Engländer schon immer führend.
Dann ändert sich durch die neuen TV-Millionen nichts?
Natürlich werden mit diesem Geld viele Spieler nach England gelockt. Der Prozess läuft. Das sieht man an Roberto Firmino.
Für ihn zahlt der FC Liverpool eine Ablöse von 41 Millionen Euro an Hoffenheim.
Insgesamt führt das alles übrigens dazu, dass mittelmäßige Spieler noch mehr verdienen als bisher. Schließlich muss das frische Geld unter die Leute gebracht werden.
Hat Sie die Höhe der Ablösesumme für Firmino denn überrascht?
Mich überrascht in diesem Geschäft so schnell nichts mehr. Die englischen Vereine werden ihr Geld schon ausgeben, aber ich denke nicht, dass das den englischen Fußball weiterbringen wird.
Warum nicht?
Weil auf der Insel zu viele Fehler gemacht werden, etwa beim Nachwuchs. Dadurch kommen die einheimischen Talente nicht so voran. Und das neue Geld wird ohnehin speziell in Profis aus dem Ausland gesteckt.
Dann tippen Sie mal, wie viele Spieler aus der Bundesliga in diesem Sommer noch in die Premier League wechseln werden.
Die Zahl dürfte überschaubar sein. Es ist ja nicht so, dass die englischen Clubs ganz heiß auf Neuzugänge aus Deutschland sind.
Aber Bastian Schweinsteiger ist bei Manchester United im Gespräch.
Wenn dieser Transfer stattfindet, hat das nichts mit frischem Geld zu tun, sondern mit dem Trainer Louis van Gaal. Er kennt Schweinsteiger aus seiner Zeit bei den Bayern. Außerdem schätzt auch Arsène Wenger deutsche Spieler. Deshalb kann es sein, dass jetzt noch einige bei Arsenal landen.