Der Wettbewerb um gute Spieler wird immer härter, und die richtigen Spitzenstars fehlen in der Bundesliga. Der Sportdirektor vom VfB Stuttgart Fredi Bobic erklärt im Interview, warum das so ist.

Stuttgart - Der VfB-Manager Fredi Bobic spricht über fehlende Stars in Deutschland und neue Mitbewerber im Transferbereich. Fredi Bobic (40) hat registriert, dass die großen Stars des Fußballs nicht mehr in der Bundesliga spielen. Für den Manager des VfB Stuttgart hat das vor allem zwei Gründe: das Geld, das in anderen Ländern reichlicher fließt, und die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien.

 

Herr Bobic, wer waren für Sie die besten Spieler der EM?

Die Spanier Andrés Iniesta und Jordi Alba, die Italiener Andrea Pirlo und Gianluigi Buffon sowie Sami Khedira.

In der Bundesliga spielt keiner von ihnen – so wenig wie andere Stars, die den Fußball in Europa zuletzt geprägt haben. Warum?

Weil die Superstars nun mal bei Clubs spielen, für die das Beste gerade gut genug ist. Da spielt Geld keine Rolle. Es werden Gehälter gezahlt, die sich kaum ein Bundesligist leisten kann. Dasselbe gilt für die Ablösesummen. Das ist teilweise Wahnsinn.

Den die Bundesliga leider nicht mitmachen kann?

Streichen Sie das Wort leider, denn ich denke, dass wir das gar nicht mitmachen wollen. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass bei uns ein Verein bereit ist, einem Spieler ein Jahresgehalt von zehn Millionen Euro netto zu überweisen – selbst wenn dieser Verein dazu in der Lage wäre.

Ist angesichts dessen aber die Schlussfolgerung erlaubt, dass die Bundesliga von der Qualität her nur zweitklassig ist?

Nein, das ist unzulässig. Die Bundesliga beweist jede Woche, dass sie ein fantastischer Wettbewerb ist. Und auch bei der EM war es so, dass nur die Premier League mehr Spieler abstellte als die Bundesliga.

Das bedeutet, dass die Bundesliga in der Breite unschlagbar ist?

Bei uns ist es auf jeden Fall nicht wie in anderen Ländern, dass maximal eine Handvoll Mannschaften für die Meisterschaft infrage kommen. Wir wollen keine Zweiklassengesellschaft, die sich bildet, wenn der ein oder andere Club so verrückte Gagen im zweistelligen Millionenbereich zahlt. Das wäre in Deutschland das falsche Signal.

Ein Signal kommt aber auch aus Brasilien. Im Gegensatz zu früher steht jetzt kein aktueller Nationalspieler aus diesem Land bei einem Bundesligaverein mehr unter Vertrag.

Der Grund ist klar. Mit der Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 stehen in Brasilien zwei Riesenereignisse auf dem Programm. Im Vorfeld fließt plötzlich Geld in den Fußball – in einem bisher nicht gekannten Ausmaß.

Fredi Bobic über brasilianische Spieler auf dem Fußballmarkt

Sie sind mit Giovane Elber befreundet. Er ist Brasilianer. Was erzählt er Ihnen denn über den Fußball dort?

Dass es die jungen Spieler momentan nicht nötig haben, wegen dem Geld nach Europa zu gehen. Sie verdienen auch so genug.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Eines der größten Talente ist Neymar. Es ist kein Geheimnis, dass er schon lange von Real Madrid gejagt wird. Die wären bereit, ein Vermögen in ihn zu investieren, aber Neymar bleibt in Brasilien.

Dabei würde er bei Real sicher noch einmal deutlich mehr kassieren als beim FC Santos.

Für die jungen Spieler gibt es aber noch einen zweiten Grund, ihr Land jetzt nicht zwingend zu verlassen. In Europa wären sie relativ weit weg vom Geschehen. In Brasilien stehen sie dagegen im Schaufenster und können sich zeigen. Dadurch rechnen sie sich bessere Chancen aus, für die WM in zwei Jahren nominiert zu werden.

Nach 2014 kann sich die Bundesliga dann aber wieder um die Nationalspieler aus Brasilien bemühen?

Die Entwicklung wird man genau beobachten müssen. Insgesamt ist der südamerikanische Markt jedoch überteuert.

Deshalb sind auch keine argentinischen Nationalspieler mehr in der Bundesliga?

Auf dieser Ebene ist es in der Tat eine Frage des Preises. Aber selbst auf der Stufe darunter ist ein Transfer aus Argentinien sehr kostenintensiv. Deshalb ist Südamerika zwar immer noch interessant für uns, aber nicht mehr der Primärmarkt.

Der Kampf um die besten Spieler wird ohnehin immer härter, da es in China, Katar und Russland jetzt auch noch neue und reiche Konkurrenten gibt.

Das sind ernsthafte Wettbewerber mit vielen Gönnern und Oligarchen hinter sich. Aber dem müssen wir uns stellen.

Hilft der Bundesliga dabei vielleicht das Financial Fairplay, das die Uefa von 2015 einführen will. Auf dem Papier müssen die Clubs dann seriös wirtschaften.

Ich bin von diesem Modell überzeugt – aber ich bin nicht ganz überzeugt davon, dass es auch konsequent durchgezogen wird.

Sie glauben also nicht, dass ein mit 300 Millionen Euro verschuldeter Verein wie der FC Barcelona aus der Champions League ausgeschlossen wird?

Das wäre das Worst-Case-Szenario, das so sicher nicht eintritt.