Fritz Kuhn will auf die Menschen in Stuttgart eingehen, sollte er im Herbst OB werden. Beim Thema Stuttgart 21 kritisiert er die Bahn.  

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Die Findungskommission der Grünen hat Fritz Kuhn als Kandidaten für die OB-Wahl vorgeschlagen. Um sich ganz dem Wahlkampf zu widmen, werde er den stellvertretenden Vorsitz der Bundestagsfraktion niederlegen, so Kuhn.

 

Als OB Schuster mitteilte, er strebe keine dritte Amtszeit an, dachten Sie da sofort daran, Sie könnten der Nachfolger werden?
Nein, ich bin doch kein Postenjäger. Tatsächlich bin ich erst vor zwei Wochen unterrichtet worden, dass die Stuttgarter mich fragen wollen. Im Skiurlaub habe ich die Angelegenheit mit meiner Frau und meinen Kindern überlegt und schließlich beschlossen, dass es gut sei zu kandidieren.

Ihre Arbeit als Fraktionsvize und Abgeordneter lässt sich mit der eines OB nicht vergleichen. Haben Sie sich das gut überlegt?
Ich bin seit 1984, mit einer Unterbrechung von vier Jahren, in der Landes- und Bundespolitik als Partei- und Fraktionsvorsitzender tätig. Ich kann Ihnen sagen, da kann man viel vergleichen. Es geht darum zu klären, welche Wünsche, Befürchtungen und Bedürfnisse die Menschen haben, wie wir leben wollen und darum, dies professionell zu organisieren. Das macht man als Parteichef ebenso wie als Fraktionsvorsitzender in Bund und Land. Und auch als Stuttgarter OB wäre das meine Aufgabe.

Das Thema Verwaltungserfahrung wird diskutiert. Sie fehlt Ihnen wie dem CDU-Mitbewerber Sebastian Turner.
Es gibt sehr gute Oberbürgermeister wie Dieter Salomon in Freiburg, die auch ohne Verwaltungserfahrung begonnen haben. Wichtig ist, dass der OB die Stadt politisch gut führt und auch repräsentieren kann. Ein OB muss begreifen, was die Leute umtreibt. Ich gehe im Übrigen davon aus, dass die Stadt gute Bürgermeister hat. Dann wäre der Chef der Verwaltung auf dieser Seite schon einmal gut abgesichert. Dass der CDU-Bewerber Andreas Renner seine Verwaltungserfahrung hochhält, verstehe ich – seine Erfahrungen als Lobbyist in Brüssel wird er nicht hochhalten wollen.

Was motiviert Sie, Berlin zu verlassen und nach Stuttgart ziehen zu wollen?
Stuttgart ist eine tolle Stadt. Und hier mitzugestalten, reizt mich.

Der Kulturschock dürfte erheblich sein: In Berlin kümmern Sie sich um Steuerpolitik und Eurokrise, in Stuttgart treibt Sie auch um, ob Ihnen für die Rede bei der Volksfesteröffnung ein Kalauer einfällt.
Wollen Sie es mir wieder ausreden? Im Ernst, ich freue mich auf Gestaltung, und dazu gehören auch die repräsentativen Aufgaben. Ich mache das gerne. Wenn einem wichtig ist, was die Leute denken und wünschen, fürchten und hoffen, dann schwätzt man gerne mit ihnen – auf dem Fest, bei der Arbeit oder auf der Straße. Ich bin in Stuttgart ja auch nicht fremd. Ich habe zwölf Jahre hier gelebt, meine Frau hier kennengelernt, meine Kinder sind in der nicht mehr existierenden Fetzerklinik geboren. Das ist mehr eine Heimkehr. Und außerdem ist Stuttgart wärmer als Berlin.